Einzelhandelsverbände klagen über reale Umsatzverluste und Margenerosion

10.10.1997
KÖLN: Während die Industrieverbände wieder erste Sonnenstrahlen am Konjunkturhimmel sehen, ist die Stimmung im deutschen Einzelhandel weiterhin kühl. Sowohl der Hauptverband des deutschen Einzelhandels als auch der Bundesverband des Unterhaltungs- und Kommunikations-elektronik-Einzelhandels e.V. malen die gegenwärtige Situation in düsteren Farben.Nach einem schwachen ersten Halbjahr rechnet der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE) in Köln für das Gesamtjahr mit einem realen Umsatzminus des Einzelhandels in Deutschland gegenüber 1996 um ein bis zwei Prozent. Auch für 1998 sieht der HDE keinen Grund zum Optimismus.

KÖLN: Während die Industrieverbände wieder erste Sonnenstrahlen am Konjunkturhimmel sehen, ist die Stimmung im deutschen Einzelhandel weiterhin kühl. Sowohl der Hauptverband des deutschen Einzelhandels als auch der Bundesverband des Unterhaltungs- und Kommunikations-elektronik-Einzelhandels e.V. malen die gegenwärtige Situation in düsteren Farben.Nach einem schwachen ersten Halbjahr rechnet der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE) in Köln für das Gesamtjahr mit einem realen Umsatzminus des Einzelhandels in Deutschland gegenüber 1996 um ein bis zwei Prozent. Auch für 1998 sieht der HDE keinen Grund zum Optimismus.

Durch die schwache Nachfrage - die Warenhäuser und der Bekleidungs-handel mußten in den ersten sechs Monaten sogar Umsatzeinbußen von zehn bis zwölf Prozent hinnehmen - sei im Handel eine wahre Preisschlacht eingetreten, klagt HDE-Geschäftsführer Holger Wenzel. Die Folge: Die ohnehin schon mageren Renditen im Einzelhandel sind noch weiter zusammengeschmolzen.

Eine Verschlimmerung der Situation befürchtet der HDE von einer Erhöhung der Mehrwertsteuer, die in der Regierungskoalition diskutiert wird. Eine Mehrwertsteuererhöhung könne der Einzelhandel überhaupt nicht oder nur mit einer zeitlichen Verzögerung an die Verbraucher weitergeben. Die Mehrwertsteuererhöhung würde den Handel nach Angaben des HDE rund ein Drittel seiner Umsatzrendite kosten, die mit 0,5 bis 1,5 Prozent ohnehin nicht gerade üppig sei. Die Folge wäre ein erhöhter Kostendruck und Entlassungen.

Auch eine Zunahme von Geschäftsaufgaben schließt Wenzel nicht aus. Von den rund 450.000 Einzelhandelsfirmen in Deutschland haben bereits im letzten Jahr etwa 3.000 Unternehmen Konkurs beantragen müssen. Noch weitaus mehr haben ohne diesen Gang zum Amtsgericht ihren Betrieb schließen müssen.

Auch der Bundesverband des Unterhaltungs- und Kommunikations-elektronik-Einzelhandels (BVU) e.V. zeichnet in seinem Geschäftsbericht 1996/97 ein wenig erfreuliches Bild vom Zustand des deutschen Einzelhandels: Alle Branchen zusammen setzten 1996 insgesamt 920,3 Milliarden Mark um. Das sind nominal 0,7 Prozent mehr als 1995. Zu diesem Plus beigetragen haben aber vor allem die Branchen, die eigentlich nicht zum klassischen Einzelhandel gehören. Zieht man nämlich Apotheken, Kfz- und Brennstoffhandel ab, bleiben nur noch 706,9 Milliarden Mark und ein nominales Minus von 0,9 Prozent übrig. Da ein Aufwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt nicht in Sicht ist, erwartet der BVU auch für das laufende Jahr keine deutliche Belebung der Einzelhandelskonjunktur. Nominal plus 0,5 und real plus 1,0 Prozent; mehr sei nicht drin.

Discounter und Fachmärkte gewinnen

Bei den verschiedenen Einzelhandelstypen erwarten die Lobbyisten, daß sich die Strukturen weiter verschieben. Deutliche Zuwächse verzeichnen danach die Vertriebsformen Filial- und Franchise-Systeme, vor allem aber Discounter und Fachmärkte. Die Bedeutung der kleinen und mittleren traditionellen Fachgeschäfte nehme dagegen quer durch alle Branchen weiter ab. Gleichzeitig gewinnen die - laut BVU - "filialisierten kleinen und mittleren Fachgeschäfte" hinzu (siehe Grafik). Die damit verbundenen Konzentrationsprozesse lassen sich auch an dem wachsenden Kooperationsgrad im mittelständischen Handel ablesen. Sich schlagkräftigen Verbundgruppen anzuschließen, gilt nach Ansicht des UE-Verbandes in allen Branchen als vielversprechende Zukunftsstrategie. (sic/ld)

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