Einzige Einnahmequelle: Service und Support

07.06.2000
Bereits zum fünften Mal öffnete der Linux-Tag Open-Source-Interessierten seine Pforten. Über 100 Unternehmen stellten in Stuttgart ihre Lösungen aus, Experten lauschten technischen Vorträgen und Praxisbeispielen.

SAP R/3 unter Linux im professionellen Rechenzentrumseinsatz" lautete der Titel des ersten Vortrags, gehalten von einem Vertreter von Siemens Business Services. Auch der darauf folgende Vortrag kam aus dem Elektrokonzern, diesmal referierte Bernhard Rehermann, Leiter des Center of Excellence Linux, über geschäftskritische Anwendungen. Wie eine Vielzahl anderer Experten kam auch er zu dem Schluss, dass Linux weniger NT als vielmehr den etablierten Unix-Derivaten zu schaffen mache. So sei auch das verstärkte Engagement von Größen wie IBM, Sun oder SGI im Linux-Umfeld zu verstehen.

Für Siemens jedenfalls ist Linux nicht mehr wegzudenken, dem Betriebssystem misst der Konzern strategische Bedeutung bei. Als mögliche Einsatzgebiete nannte Rehermann den Rechenzentrumsbetrieb, aber auch in der Verwaltung oder als Datenbankplattform sei Linux bestens geeignet. "Mit "My SQL" steht eine professionelle Open-Source-Software zum Aufbau von unternehmensweiten Informationsservern und E-Commerce-Plattformen bereit", erläuterte der Siemens-Mann gegenüber ComputerPartner die Datenbankstrategie des Elektroriesen.

Nach genauen Berechnungen kommt es beim Einsatz von Linux im Datenbankumfeld zu Kostenvorteilen von 30 Prozent. Dabei ergeben sich diese Ersparnisse weniger durch fehlende Lizenzgebühren, sondern durch verringerten Administrationsaufwand. Im gleichen Sinne äußerte sich auch Eitel Dignatz, Inhaber der Münchner Unternehmensberatung Dignatz Consulting: "Wir haben es geschafft, unser Unternehmen zehn Jahre lang PC-frei zu halten. Da kam Linux wie ein Geschenk des Himmels daher." In puncto Sicherheit und Stabilität NT ohnehin überlegen, sieht Dignatz nun auch eine ausreichende große Anzahl von Open-Source-Anwendungen im Markt aufkommen. Da passte es recht in Bild, dass Corel pünktlich zur Messe sein Grafikpaket Corel Draw 9 für Linux freigab. Der "Apache"-Webserver hat die Marktführerschaft schon seit längerem inne, und mit "Minivend" gibt es ein professionelles Werkzeug zum Errichten ganzer Webmalls. Mit PHP steht schließlich eine Scriptsprache zur Verfügung, mit der sich Web-Applikationen im großen Stil entwickeln lassen.

Zu so genannten geschlossen Standards, wie sie etwa Microsoft propagiert, hat der Münchener Consultant ein gespaltenes Verhältnis: "Was sind das für Standards, die kommen und gehen wie Fliegen auf einer Kuh?" Ferner plädierte Dignatz uneingeschränkt für Open- Source-Software: "Nur bei offen gelegtem Quellcode sind Anwender in der Lage, mögliche Sicherheitslücken herauszufinden und sie zu beseitigen." Hier sprach er von "Code-Darwinismus": "Die beste Software setzt sich letztendlich durch."

Für Dignatz lautet die entscheidende Frage nicht, ob man diese kostenlosen Programme einsetzt oder nicht, sondern vielmehr: "Welcher Schaden entsteht durch den Nicht-Einsatz von Open-Source-Software?" (rw)

www.linuxtag.org

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