Eldorado für Komponentenhersteller

11.06.2004
Die Computex in Taipeh hat zum 24. Mal ihre Pforten geöffnet. Auf der taiwanesischen Cebit präsentierten 1.347 Aussteller auf rund 58.000 Quadratmetern an fünf Tagen ihre neuesten IT-Produkte und Entwicklungen. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

Im vergangenen Jahr musste die Computex wegen der gefährlichen Lungenkrankheit SARS in den Herbst verschoben werden. Diesmal fand sie, wie gewohnt, im Frühsommer statt und kämpfte mit Platzproblemen. Vielen großen Herstellern wie beispielsweise Hitachi, Infineon, Toshiba oder Ricoh konnte die Messeleitung nur begrenzte Ausstellungsflächen bieten. Einige kleinere Hersteller mussten sogar abgewiesen werden. Ende 2006 soll aber eine neue Halle im Nankang Softwarepark fertig gestellt sein.

Mehr als 26.000 ausländische Fachbesucher, das sind rund 16 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, konnte die Messeleitung am Ende der Computex vermelden. Hauptsächlich Distributoren aus dem Mittleren Osten, aus Europa und den Vereinigten Staaten suchten auf der Messe nach Neuigkeiten. Generell war die Stimmung gut und viele versprachen nächstes Jahr erneut einen Messebesuch. Um die Attraktivität der Messe anzukurbeln, hat sich das taiwanesische Ministerium für Tourismus mit einer kostenlose Tagestour für ausländische Gäste einen besonderen Gag einfallen lassen.

Digitales Heim

Die Computex zeigt sich ganz im Zeichen vom digitalen Heim. Anwender wollen immer kleinere PCs und die Hersteller reagieren darauf. Barebones, PC-Gehäuse mit Motherboard und Netzteil waren ein Publikumsmagnet. Die schnuckeligen Kleinen sollen in jedes Wohnzimmer passen. Groß genug dagegen konnten die LCD-Monitore/Fernseher nicht sein. Benq stellt einen LCD-Fernseher mit 46 Zoll Bilddiagonale vor. Tatung konterte mit einem 47 Zoll großen Display. Verbesserte Panels erlauben nun eine Response-Zeit von nur 12 Millisekunden, was den Einsatz als Multimedia-Schirm ohne störende Schlieren erlaubt. 20- und 30-Zoll-TFT-Fernseher werden nach Ansicht des Online-Magazins Digitimes wohl bald zum Mainstream gehören. Größere Monitore dagegen werden nur von Firmenkunden geordert. Aber es wird nicht mehr lang dauern, bis aufgrund der Massenproduktion auch hier die Preise purzeln.

Im Bereich Notebooks wurde auch einiges geboten. So stellt beispielsweise Asus ein Notebook mit formatfüllendem 17-Zoll-Display aus. Über das Innenleben des "Giganten" wollte das Unternehmen aber noch keine Angaben machen.

Das taiwanesische Unternehmen Acer stellte auf der Messe den Travelmate 3200 für den Businessbereich vor. Das auf Intels Centrino-Technologie basierende Gerät gehört mit zwei Kilogramm zu den Leichtgewichten. Zur Ausstattung des Notebooks hielt sich Acer allerdings bedeckt, nur so viel: Das Gerät soll WLAN-Datenübertragungen nach dem 802.11g-Standard ermöglichen. Der Einsatz der hauseigenen Softwaremodule ePowerManagement, eKonfiguration oder ePresentation soll dem Anwender lästige Arbeit abnehmen. Besonderen Wert legte Acer auf das Design: So soll das edle Aussehen, die runden Kanten und eine hochwertige, metallisch wirkende Oberfläche keinen Zweifel daran lassen, dass das Notebook für den Business-Markt konzipiert wurde. Diese Geräte sind aber voraussichtlich erst im dritten Quartal 2004 verfügbar. Der Preis steht noch nicht fest.

Wie immer auf der Computex ist die Messe ein Eldorado für Komponentenhersteller. Kein Wunder, gerade in Taiwan und im benachbarten China befinden sich die größten Hersteller von Mainboards und Zusatzkomponenten. Schwerpunkte im Komponentenumfeld waren der neue PCI-Express-Standard und die ersten BTX-Motherboards. PCI-Express soll langfristig den AGP-8x- und den PCI-Bus ablösen. Und BTX-Boards sind die designierten Nachfolger der heutigen Standard-Motherboards (ATX-Formfaktor).

Die BTX-Spezifikation schreibt vor, wie die wärmerelevanten Komponenten auf einem Mainboard so anzuordnen sind, dass ein optimaler Wärmeaustausch mit allen Komponenten erreicht wird. Wichtigstes Bauteil ist ein Thermalmodul, bestehend aus einem Kühlkörper für den Prozessor und einem Axiallüfter sowie einem Schacht, der für einen gerichteten Luftstrom durch das Gehäuse sorgt. Nur mit einer solchen Konstruktion sollen die innen liegenden Komponenten direkt und effektiv gekühlt werden können.

Dual-Lösung von ECS

ECS Elitegroup zeigte auf der Computex das Mainboard 915P-A; basierend auf einem Intel-915-Chipsatz unterstützt das Board sowohl PCI Express als auch AGP 8x. Intels Spezifikationen zufolge kann der Chipsatz nur eine x16-PCI-Express-Schnittstelle ansteuern. Mit einem technischen Kunstgriff ist es den Entwicklern aber gelungen, auch einen AGP-8x-Slot zur Verfügung zu stellen. Der Hersteller nennt diese Grafikschnittstelle AGP-eXpress. Laut ECS befindet sich kein Bridge-Baustein auf dem Board. Vielmehr haben die Ingenieure die zu AGP artverwandte PCI-Schnittstelle technisch so modifiziert, dass sie als AGP-Interface arbeitet. Dabei soll die Performance der AGP-eXpress-Schnittstelle nur maximal 20 Prozent unter der originalen AGP-8x liegen. Mit einer Dual-Socket-Lösung für Athlon 64 und Athlon 64 FX war der Mainboard-Hersteller Asrock vertreten. Die Kombination aus den beiden Sockets 754 und 939 auf dem K8 Combo mit SIS-Chipsatz lässt dem Kunden die Wahl, welchen Athlon-64-Prozessor er einsetzen möchte. Außerdem kann er später immer ein CPU-Upgrade durchführen, ohne das Board wechseln zu müssen.

PCI-Express für Notebooks

Nvidia präsentierte erste Grafikkarten für Notebooks nach dem PCI-Express-Standard MXM. MXM soll den Formfaktor und die Schnittstelle für die in Notebooks eingesetzten Grafikmodule vereinheitlichen. Dieser Standard beinhaltet nicht nur die Spezifikationen für das Grafikmodul, sondern auch für die Schnittstelle. Alle Karten, auch die von unterschiedlichen Herstellern, sind damit in Zukunft kompatibel.

DVD +R oder -R?

Mit der Einführung des Dual-Layer-Formats konnte der alte Formatstreit zwischen +R- und -R-Medien noch nicht beigelegt werden. Laut Aussagen der Hersteller ist das DVD-R-DL-Format auch noch nicht spezifiziert. Deshalb hat DVD+R-DL die Nase vorn.

Ritek will am 20. Juni mit der Massenproduktion von DVD+R DL-Medien starten, sagte Marketing Director Vincent Lee.

Die ersten Laufwerke für Dual-Layer-DVDs, die bereits mit der kommenden 4fach-Geschwindigkeit brennen können, zeigte Benq. Die sollen aber erst im vierten Quartal auf den Markt kommen. Die ersten, ab Juli erhältlichen Brenner können Dual-Layer-Rohlinge nur mit 2,4facher Geschwindigkeit beschreiben. Dafür sind sie aber bei Standard-DVDs mit 16x sehr schnell. Neben Philips, MSI und LG will sich auch Sony im DL-Geschäft etablieren. Das Unternehmen bietet bereits einen Dual-Layer-Brenner an. Rohlinge zu dem Brenner liefert Mitsubishi Kagaku Media, besser bekannt unter der Marke Verbatim. Sind Dual-Layer-fähige Brenner mit rund 150 Euro noch erschwinglich, schlagen die Hersteller bei den Rohlingen mit 8,5 GB Kapazität ordentlich zu. Rund 13 US-Dollar muss der Verbraucher für eine Datenscheibe auf den Tisch legen.

Meinung des Redakteurs

Es geht wieder aufwärts: Mehr Besucher und kaum Platz für die ausstellungswilligen Hersteller. Der Zulauf zur zweitgrößten Computermesse der Welt war gewaltig. Viele neue Produkte und richtungsweisende Ideen machten die Computex zu einem begehrten Ziel ausländischer Fachbesucher. Mit größeren Displays und kleineren PCs will die IT-Branche die Kaufunlust der Konsumenten in der nächsten Zeit bekämpfen.

Mehr Computex-News

Sie wollen weitere Neuigkeiten von der Computex haben? Kein Problem - auf den Seiten 44 und 45 können sie in der Rubrik "International News" mehr über die Computermesse in Taiwan lesen.

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