Elitegroup: Die zweite Desknote-Generation lässt Bastlerherzen höher schlagen

24.04.2003
Der Motherboard-Gigant ECS Elitegroup blickt auf ein Jahr mit seiner neuen Produktlinie "Desknote" zurück. Die Desktop-Alternative war bisher im europäischen Markt kein Senkrechtstarter. Doch die Verkaufszahlen reichten aus,um mit einer neuen Generation und einem neuen Konzept den deutschen Markt weiter zu beliefern.

Von den ersten Zwittern zwischen Desktop und Notebook fertigte ECS Elitegroup im Jahr 2002 nach eigenen Angaben weltweit rund 800.000 Geräte. Davon seien etwa 100.000 Geräte über die eigenen Kanäle nach Europa geliefert und unter dem Brand ECS Elitegroup rund 80.000 Einheiten verkauft worden, so die ECS Elitegroup GmbH. Über die OEM-Zahlen schweigt sich das Unternehmen aus.

Fast genau ein Jahr ist es her, dass der Hersteller mit dem Produkt "Desknote" den europäischen PC-Markt revolutionieren wollte (siehe ComputerPartner 21/02, Seite 16). Während der asiatische Markt die Notebooks ohne Akku gut angenommen habe, ist der europäische Markt nach Aussage von Martin Grothe, Product-Manager bei der Elitegroup Computer Systems GmbH, noch zurückhaltender.

Überhaupt wolle der Hersteller in Zukunft weniger im OEM-Vertrieb präsent sein, sondern seine Produkte auch unter seinem Namen vermarkten. "Der Brand soll ECS Elitegroup bleiben, egal, wo die Geräte stehen." In der klassischen Distribution will sich ECS Elitegroup vom Standort Deutschland aus zunächst auf den Absatz von Elitegroup-Desknotes oder Handelsmarken der Distributions- und Handelspartner konzentrieren. Denkbar sei jedoch auch ein Third-Party-Branding oder eine klassische OEM-Produktion auf Barebone- oder Systembasis, räumt der Hersteller ein.

In Deutschland gingen die Desknotes bisher als Barebone in den Fachhandel und an die Retailfront. "Sehr viele vorkonfigurierte Geräte werden auch über Ebay verkauft", ergänzt Grothe. Am 14. April hatte die ComputerPartner-Redaktion unter dem Suchbegriff "Desknote" 88 Geräte in Ebay gefunden. Auch Vobis hatte im vergangenen Jahr über zwei Monate lang die Elitegroup Desknotes unter dem Label des Herstellers im Angebot. Der Verkauf sei nach Aussagen des Filialisten ein großer Erfolg gewesen, und auch bezüglich neuer Produkte führe man Gespräche.

Für das laufende Jahr 2003 hat ECS Elitegroup ihr Ziel noch ein wenig höher gesteckt. Von einer weltweit geplanten Produktion von einer Million Desknotes sollen rund 150.00 Geräte in Europa über eigene Kanäle abgesetzt werden, so Frank Niessen, Marketingdirektor der Elitegroup Computer Systems GmbH.

Im vergangenen Jahr hat ECS Elitegroup eine neue Produktionsstätte in China gebaut. Dort läuft die jetzige Produktion der Geräte. "Wir sind jetzt unabhängig von Taiwan", sagt Grothe. Viele Bauteile für die Produktion von Notebooks und Desknotes seien bereits seit geraumer Zeit von ECS Elitegroup in China gefertigt worden und mussten dann zur End-Assemblierung nach Taiwan gebracht werden. Diese logistischen Aufwendungen entfielen jetzt.

Dass auch andere Hersteller ähnliche Produkte auf den Markt bringen werden, sieht der Hersteller eher positiv, da somit die Bekanntheit dieser Art von Desktop-Replacement mehr vorangetrieben werde. Und außerdem sieht er die eigenen Desknotes auf der sicheren Seite: "Ich glaube nicht, dass unsere Mitbewerber den Preis für die Desknotes halten können", gibt sich der Produktmanager selbstsicher.

Neue Generation soll den eigenen Brand stärken

Um den Mitbewerbern vielleicht auch weiterhin einen Schritt voraus zu sein, ist die aktuelle Produktgeneration noch flexibler. Das seit drei Monaten auf dem Markt befindliche "A980" bietet sechs Möglichkeiten, einzelne Komponenten im Do-it-yourself(DIY)-Verfahren auszutauschen beziehungsweise aufzurüsten. So kann der Endkunde sein Desknote auch nach dem Kauf beispielsweise mit einer besseren Grafikkarte oder mit zusätzlichem Speicher versehen. Das Interessante daran ist, dass hier nicht nur die Fachhändler oder Retailer Hand anlegen können, sondern auch der Endkunde. Elitegroup sieht hier einen weiteren wichtigen Schritt, um in den Retail-Märkten einen festen Platz zu haben, denn "dort wird das neue Gerät bestimmt stehen", sagt Grothe.

Die Gefahr, dass durch technische Eingriffe von Seiten der Endkunden Fehler gemacht werden, sieht der Hersteller durchaus. Dieses Risiko nimmt er jedoch in Kauf. "Wir kommen durch dieses Gerät an Kunden heran, für die ein Desknote sonst vielleicht nicht so interessant wäre", meint Grothe. "Außerdem ist das Wechseln der Komponenten auch für Endanwender sehr einfach, und unsere Produktstrategie ist darauf ausgelegt."

www.elitegroup.de

ComputerPartner-Meinung

Nach dem Motto "Wir bauen uns ein eigenes Notebook" will ECS Elitegroup diejenigen Endkunden überzeugen, die einer Desktop-Replacement-Lösung ohne Akku nach wie vor skeptisch gegenüberstehen. Die Idee ist an sich nicht schlecht, zumal diese Möglichkeit ja im Desktopbereich seit Jahren gang und gäbe ist. Zu hoffen ist nur, dass sich die Anzahl der Kunden, die nach einem missglückten Do-it-yourself-Upgrade mit dem Desknote unter dem Arm beim Händler auftauchen, in Grenzen hält. (bw)

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