Elsa-Gründer Theo Beisch kämpft um seinen Ruf

02.05.2002
Die Pleite von Elsa wird von vielen bedauert. Doch verwundert zeigt sich kaum jemand, der Geschäfte mit Elsa gemacht hat. Nur Elsa-Vorstand Theo Beisch will nicht klein beigeben. Er klagt und sucht nach einem Investor.

Noch kämpft Theo Beisch. Für den Fortbestand der Anfang der 80er-Jahre gegründeten Elsa (siehe Kasten) - auch wenn Elsas Insolvenzverwalter Thomas Georg dieser "das Fehlen jeglicher Liquidität" bescheinigte. Elsas momentane finanzielle Situation ist fatal. Über 50 Millionen Euro Verlust im letzten Jahr, die Banken fordern 30 Millionen Euro Kredite zurück, und Lieferanten wie die taiwanischen Fertiger Gigabyte und ITC Infotec klagen gegen Elsa oder machen Millionenrechnungen geltend. Wie soll Beisch da einen millionenschweren Investor finden? "Es schien mehr, als es war. Das ist die traurige Wahrheit", resümierte Georg .

Logisch: Beisch kämpft nun auch gegen Georg. Beispielsweise findet er, Georgs Behauptung, dass der Vorstand, also er selbst, stur an seinem Posten festgehalten hätte - trotz massiver bekannter Kritik durch Unternehmensberater in den letzten Jahren - entbehre "jeglicher Substanz". "Richtig ist dagegen, dass in dieser Frage größte Flexibilität bestand und weiterhin besteht", holte Beisch öffentlich zum Schlagabtausch mit Georg aus.

Womit der Punkt Unternehmerehre angesprochen ist. "Der Vorstand der Elsa AG hat gegen Herrn Rechtsanwalt Thomas Georg (...) eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung und Widerruf beantragt", ließ Beisch wissen.

Trotzdem sieht es nicht danach aus, als würde Beisch (der bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen war) dieser letzte Feldzug in Sachen Elsa etwas nützen (siehe Kasten).

Doch das Unternehmen ist Georg zufolge vollends pleite. Nicht einmal der Markenname Elsa, in welchem Besitz auch immer, sei noch etwas wert. "Ein K.-o.-Kriterium bei den Verhandlungen bildeten die umfangreichen Garantiezusagen von bis zu sechs Jahren, mit welchen auch bei einem Neustart des Unternehmens mit der Weiterverwendung des Produktnamens "Elsa" jeder Übernehmer insbesondere seitens der Distributoren und anderer gewerblicher Abnehmer konfrontiert werden wird." (Georg)

Distributoren sind gelassener

Unterschiedlich nahmen Distributoren den Niedergang Elsas auf. Die COS Distribution AG stornierte Ende 2001 ihre Aachenern Aufträge. "Anzeichen von Schwierigkeiten stellten wir schon vor Monaten fest: Als Elsa dann Verhandlungen über Retouren und Gewährleistung aussetzte, stoppten wir den Bezug von Elsa-Produkten", erklärt Anke Kugies, COS-Einkaufsleiterin. Der Distributor habe rechtzeitig andere Produkte ins Programm genommen.

Auch Tech Data, zusammen mit Ingram-Macrotron Hauptlogistiker für den Retail-Markt, hat auf neue Produkte umgeschaltet. "Einen Tag vor der Ad-hoc-Meldung von Elsa konnten wir alle Elsa-Pro-dukte durch andere Hersteller abdecken", so das Unternehmen.

Die Hürther Astra Datentechnik GmbH dagegen, die hauptsächlich den Elsa-Fachhändler bediente, hatte Elsa in den letzten drei Monaten massiv geholfen, sagte Einkaufsleiter Markus Mintrop gegenüber ComputerPartner. Zugleich aber hat Astra seit Anfang des Jahres direkt mit Elsa-Fertiger Gigabyte Geschäfte gemacht. "Selbst wenn unsere Lager leer wären, können wir im Garantiefall weiterhin Elsa-Produkte liefern", so Mintrop.

Distributor Wortmann, auf das Geschäft mit Integratoren spezialisiert, ist dabei, seine mit Elsa-Karten bestückten Terra-PCs auf andere Hersteller wie Nvidia und PNY umzustellen. Und wie diverse Auskünfte von Mail-Order-Anbietern wie zum Beispiel Bechtle Direkt zeigen, hat man sich in Deutschland darauf eingestellt, dass es Elsa nicht mehr gibt.

www.elsa.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Elsa-Pleite zeigt beispielhaft, wie ein Unternehmen gegen die Wand gefahren werden kann: Umsatz und Expansion um jeden Preis, falsche Markteinschätzung und scheinbares Missmanagement sorgten dafür. Das Resultat ist: Einer der bekanntesten IT-Anbieter Deutschlands muss schließen, Hunderte Mitarbeiter stehen auf der Straße, und das Lebenswerk des Theo Beisch ist zerstört.

Angesichts dessen mutet der Streit zwischen Beisch und Insolvenzverwalter Georg wie eine zu spät inszenierte, kaum erheiternde Farce an. Die Probleme Elsas reichen schon lange zurück. Das hat Investoren abgeschreckt. (wl)

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