Smartphones und Tablets sind am Arbeitsplatz zunehmend gang und gäbe. Es lässt sich kaum noch ein Unternehmen finden, in dem die Mitarbeiter entweder mit oder ohne Billigung der Geschäftsführung und der IT-Abteilung ihre mobilen Endgeräte nicht auch am Arbeitsplatz nutzen. Gerade aber dieser Trend zu Bring Your Own Device (BYOD) kann zu vielerlei Problemen führen.
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ChannelPartner hat deswegen mehrere Experten zu ihrer Meinung über BYOD befragt. Teilgenommen an der Umfrage haben sowohl Mitarbeiter von Security-Anbietern und -Herstellern als auch von Distributoren, IT-Dienstleistern und Systemhäusern, die IT-Sicherheit im Programm haben.

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Essenziell für einen akzeptierten Einsatz von BYOD in einem Unternehmen ist dabei nach Ansicht von Michael Veit, Security Evangelist bei Sophos, dass private und geschäftliche Daten voneinander getrennt werden. Er empfiehlt den "Einsatz von Container-Apps, in denen Unternehmensdaten wie Dokumente, E-Mails und Kontakte sicher abgelegt sind und auf die der Mitarbeiter nur nach einer zusätzlichen Authentisierung Zugriff erhält". Wichtig sei zudem, dass die Gerät den Unternehmensvorgaben entsprechen, frei von Viren sind und aktuelle Updates erhalten haben.

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Container für mobile Endgeräte
Container-Technologien hält auch Markus Minichmayr, CTO von Tapkey, für eine "elegante Lösung". Minichmayr: "Sie ermöglichen die Verwendung von Unternehmensdaten in einem isolierten, kontrollierten Bereich auf dem Gerät." Trotzdem gewähren sie seiner Ansicht nach den Nutzern "viele Freiheiten in der privaten Nutzung ihrer Geräte". Tim Berghoff, Security Evangelist bei G Data, weist darauf hin, dass das "Mitbringen von eigenen Mobilgeräten Unternehmensnetzwerke für IT-Verantwortliche unübersichtlicher macht". Laut Berghoff erschwert dies "die Absicherung vor Angriffen und Schadprogrammen erheblich". Er empfiehlt deswegen "verbindliche Richtlinien für Mitarbeiter, die die Nutzung von Mobilgeräten im Netzwerk regeln".

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Doch BYOD bringt auch große Gefahren mit sich: "Führt ein Unternehmen eine BYOD-Policy ein und nutzen Mitarbeiter ihr eigenes statt eines Geschäftshandys, dann kann es passieren, dass Mitarbeiter sich weniger in der Pflicht fühlen, die geschäftlichen Daten darauf zu schützen", glaubt Oliver Kunzmann, Senior Sales Engineer bei Avast. Seine Kollegen haben in diversen Experimenten festgestellt, dass der Factory Reset bei Android nicht immer zuverlässig funktioniert, und somit nach dem Verkauf des Geräts sensible unternehmenskritische Daten dort noch zu finden sind.

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Mike Rakowski, Head of Business Unit Technology bei Also, sieht die größte Gefahr von BYOD darin, "die Kontrolle über die firmeninternen Daten zu verlieren". Man müsse sich fragen, "wer speichert was, wo und in welchem Cloud-Account"? Zusätzlich müsse definiert werden, welche Daten überhaupt auf das Mobiltelefon gelangen dürfen. Seiner Meinung nach macht deswegen entweder eine Lösung zum Mobile Device Management (MDM) oder zum Enterprise Mobility Management (EMM) Sinn.
- Die 12 Typen des BYOD-Mitarbeiters
Viele Mitarbeiter nutzen BYOD schon. Dabei haben sich im Alltag einige Typen herauskristallisiert. Wer BYOD voran getrieben hat und wer BYOD ausnutzt, erfahren Sie hier. - 1. Die Millennials
Die Generation Y ist schuld daran, dass BYOD überhaupt gestartet ist. Immer mehr Millennials kommen von der Uni in der Arbeitswelt an. Sie fordern von IT und Management, dass sie ihre eigenen Geräte im Beruf nutzen dürfen - und nicht etwa einen zwei Jahre alten Blackberry. Das wäre nicht mal retro. Die Millennials arbeiten lieber flexibel und zu ungewöhnlichen Zeiten, auch mal am Wochenende. Dafür dürfen sie dann auch während der Arbeitszeit privat surfen. Dass Privates und Berufliches immer mehr miteinander verschmelzen, ist ihnen egal und vielleicht sogar recht. - 2. Die Techies
Techies sind begeistert von BYOD. Noch bevor es BYOD gab, hatten sie immer schon eigene Geräte im Unternehmen am Laufen - nur hatte sich niemand dafür interessiert. Der Techie hat, was BYOD angeht, klare Vorlieben: Android vor Apple. Die Marke mit dem Apfel, mitsamt den iPads und iPhones, ist ihnen zu simpel. Android dagegen bietet den Techies viel mehr Möglichkeiten und hat ein paar nette Apps, die Technikfans lieben, etwa Software, die eine Fernsteuerung ermöglichen und andere IT-Funktionen. - 3. Die CEOs
Die CEOs sind auch in Sachen BYOD die Chefs. Sie wollen ein bestimmtes Gerät nutzen, das die Firmensoftware eigentlich nicht unterstützt? Da sollte sich die IT besser ranhalten. Der Entscheider bestimmt auch bei diesen Geräten, wo es langgeht. Der Geburtsort von BYOD ist obersten Stockwerk des Unternehmens anzusiedeln. - 4. Die Generation X
Nicht jeder Mitarbeiter mag BYOD oder kommt damit zurecht. Trotzdem verdonnern einige Firmen ihre Mitarbeiter dazu. Eine Umfrage von Gartner unter CIOs hat ergeben, dass 2017 die Hälfte aller Arbeitgeber ihre Mitarbeiter dazu zwingen, ihre eigenen Geräte zu nutzen. Sie müssen das teure Smartphone und das kompatible Notebook selbst anschaffen. Wie gut die Generation X damit zurecht kommt, ist vielen Firmen egal. - 5. Die Sales-Mitarbeiter
"Darf ich Ihnen die neue Präsentation auf dem neuen iPad mit Retina-Display zeigen?" Ein Satz, den man von Sales-Mitarbeitern garantiert häufiger hört. Zwar wurden in den Anfangsjahren des Tablet-Hypes die Geräte noch von den Firmen gestellt. Inzwischen erwarten die Unternehmen, dass die Mitarbeiter sich selbst um die Geräteanschaffung kümmern. Die tun das auch prompt. Die Präsentation ist einfach zu schön mit einem Tablet. Der Trend: Sales-Mitarbeiter und BYOD ist bald Selbstverständlichkeit. - 6. Die Stundenarbeiter
In Deutschland das gängige Modell: Die 36-Stunden-Woche. Wer, anders als Führungskräfte, nicht nur nach Leistung, sondern auch auf Zeitbasis bezahlt wird, bekommt meistens kein Gerät von der Firma. Die Stundenarbeiter, die dem deutschen Durchschnittsarbeiter entsprechen, nutzen BYOD mit Begeisterung. Sie genießen damit deutlich mehr Freiheiten. Andererseits: So bekommen sie auf einmal E-Mails nach Feierabend, wenn sie sich schon längst ausgestempelt haben. - 7. Die chronischen Nörgler
"Das ist doch alles Mist, so kann das nicht funktionieren, ich mache da nicht mit." Kennen Sie diesen Satz? Dauernörgler gibt es in jedem Unternehmen. Sie sind mit nichts zufrieden - vor allem nicht mit BYOD. Dabei waren sie eine der treibenden Kräfte hinter dem Ganzen. Unbedingt wollten sie ihre eigenen Geräte nutzen, weil sie nicht ständig zwei Smartphones herum schleppen wollten. Jetzt beschweren sie sich, dass sie Sicherheitsbestimmungen einhalten müssen und auf den Geräten nicht jede Anwendung laufen lassen dürfen, die sie wollen. - 8. Die Sozialen Netzwerker
Wer ständig auf Facebook, Twitter und Co. unterwegs ist, liebt BYOD. Der Typus "Sozialer Netzwerker" ist für Firmen ein großes Problem: Sie fürchten, dass die Produktivität der Mitarbeiter sinkt. Einige Unternehmen verbieten daher die Facebook-App. - 9. Die schwarzen Schafe
In den falschen Händen kann BYOD katastrophal sein. Eines ist sicher: In jeder Firma gibt es Angestellte, die gern woanders arbeiten möchten. Verlassen sie die Firma, nehmen sie gern vertrauliche Daten mit. BYOD erleichtert es ihnen, Informationen zu stehlen, schließlich verschwimmen persönliche und berufliche Informationen auf den Geräten und die Nachverfolgung wird schwieriger. Diese Gefahr war zwar früher nicht kleiner, heute fällt der Informationsklau im Unternehmen aber leichter. - 10. Die Freelancer
Selten stellt den Freelancern die Firma ein Gerät zur Verfügung. Das war vielleicht mal - heute wird erwartet, dass der Freelancer schon alles hat. Die meisten arbeiten lieber mit ihren eigenen Geräten, als sich von anderen etwas aufdrücken zu lassen. Fremdbestimmt arbeiten mag der Freelancer überhaupt nicht. - 11. Die Home Office Mitarbeiter
Wer zum Teil oder ganz von zuhause aus arbeitet, für den ist BYOD ohnehin schon Alltag. Anstatt sich vor das kleine Firmen-Laptop zu quetschen, arbeitet man lieber bequem vorm großen Bildschirm aus. Wenn das Firmentelefon immer auf das Smartphone umgeleitet ist, nimmt man doch lieber gleich das Privathandy. - 12. Die CIOs
Er hat den Überblick über alle Geräte im Unternehmen: der CIO. Zumindest sollte er ihn haben, denn er ist dafür verantwortlich, dass BYOD funktioniert. Er muss sich zunächst um eine Policy kümmern, die eine Balance zwischen dem Sicherheitsbedürfnis der Firma und der Wahrung der Privatsphäre der Mitarbeiter darstellt. Zudem muss der CIO eine schöne neue Welt basteln aus mobiler Device-Management-Software, Sicherheits-Tools, Know-how unterschiedlichster Geräte, Enterprise-App-Stores und sozialen Support-Netzwerken statt der traditionellen Help Desks. Gleichzeitig muss er mit der Personal-, der Rechts- und der Finanzabteilung sowie den Fachbereichen zusammenarbeiten. Viel Glück!
Eine "konsequente Erstellung und Umsetzung von Sicherheitsrichtlinien in Kombination mit den passenden Tools", fordert Ralf Stadler, Director Business Unit Security bei Tech Data. Dann lassen sich seiner Ansicht nach auch private von geschäftlichen Daten trennen. Sein Credo: "Awareness, Awareness, Awareness!" Stadler rät darüber hinaus zu kontinuierlichen Schulungen der Mitarbeiter. Dies sei ein "Bereich, der gerne vernachlässigt wird". Es muss dabei aber nach Meinung von Carsten Böckelmann, Regional Sales Director DACH-NL bei Bitdefender, "darauf geachtet werden, dass die Richtlinien mit Bedacht erstellt werden". Nur so ließen sich geschäftskritische Daten identifizieren und schützen.
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