Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende?

27.05.1999

MÜMCHEN: Die Spirale dreht sich weiter. CD-Rom-Laufwerke mit immer höheren Drehzahlen werden zu immer niedrigeren Preisen gehandelt. Einige renommierte Anbieter haben bereits die Konsequenzen in Form der Notbremse gezogen und sich aus dem Markt verabschiedet.Anbieter von CD- und DVD-Rom-Laufwerken sind derzeit nicht zu beneiden. Weder jene. die frühzeitig das CD-Rom- zugunsten des vermeintlich lukrativeren DVD-Rom-Geschäfts aufgegeben haben, noch diejenigen, die ihre CD-Rom-Aktivitäten konsequent fortführten, können mit der Marktentwicklung zufrieden sein.

Mehr "X", aber weniger Dollar

Während die einen unter der anhaltenden Kaufzurückhaltung bei DVD-Laufwerken leiden, stöhnen die anderen unter dem inflationären Preisverfall bei CD-Rom Laufwerken. Als Rettungsanker dient beiden Lagern derzeit das Geschäft mit CD-Rekordern. Mit guten Umsätzen in diesem Segment gelingt es den Betroffenen, die teilweise nicht unerheblichen Umsatzeinbußen in anderen Bereichen zu kompensieren. Weitgehend aus dem CD-Rom-Markt zurückgezogen haben sich mittlerweile Hitachi und Sony. "Aufgrund vertraglicher Bindungen liefern wir CD-Rom-Laufwerke aktuell nur noch an wenige große OEM Kunden wie IBM, HP oder Packard Bell", beschreibt Norbert Lindner, Sales- und Marketing-Manager Massenspeicher bei der Hitachi Europe GmbH die Situation. "CD-Rom ist für uns nur noch begrenzt ein Thema. Der Distributionskanal wird nicht mehr aktiv angegangen", bestätigt Clemens Schütte, Manager Marketing Communications bei Sony.

Weiterhin im CD-Rom-Geschäft aktiv, wenn auch, wie man offen zugibt ohne allzuviel Begeisterung, bleibt Mitsumi. "Mit CD-Roms ist es wie mit Floppys. Man verdient nicht viel Geld, aber Geld", beschreibt Michael Pauly, Leiter Vertrieb und Marketing. Eine Misere, die voraussichtlich noch zwei bis drei Jahre anhalten wird. So lange werden CD-Rom-Laufwerke seiner Einschätzung nach noch zum Einsatz kommen. Die Schuld an dem anhaltenden "Drehzahl-Wahn" gibt er taiwanischen Billiganbietern. "Eigentlich wollten wir bei 32fach aufhören, doch die Billiganbieter zwingen uns mit immer schnelleren Laufwerken, auch unsere Produkte weiterzuentwickeln. Viele Kunden glauben nach wie vor fest daran, daß 40fach besser ist als 32fach."

Im Kampf um die Kundengunst hält er die Entwicklung von CD-Rom-Laufwerken mit mehr als 50x, eventuell sogar mehr als 60x trotz gleichzeitig verminderter Zuverlässigkeit für wahrscheinlich. Ab Juli wird Mitsumi mit dem 48fach-Laufwerk die nächste Generation präsentieren. Den bevorstehenden Modellwechsel nennt Pauly auch als Grund für die derzeitige Knappheit bei 40fach-Laufwerken. "Wir haben zwar genügend für OEMs produziert, für den Distributionskanal ist die Stückzahl allerdings limitiert."

Mehr als bisher um den Distributionskanal kümmern, möchte sich Mitbewerber NEC. Hier hat die Auslieferung der ersten 40fach-Laufwerke der zweiten Generation gerade begonnen. NEC ist nach den Worten von Barbara Ulrich, zuständige Vertriebsleiterin für Rotating-Memory-Produkte, nicht bereit, sich weiter am Wettlauf um immer höhere Drehzahlen zu beteiligen. "Mit 40fach ist bei uns voraussichtlich Schluß. Wir werden unsere Produkte zwar kontinuierlich optimieren, der Fokus liegt dabei auf Kostenreduzierung." Die Qualität soll nach NEC-Angaben allerdings nicht darunter leiden. Preislich positioniert sich NEC derzeit noch etwas oberhalb der taiwanischen Konkurrenz. Zu Recht, wie Ulrich betont. "Ich höre zunehmend von Kunden, die sich über teils gravierende Qualitätsprobleme bei manchen Billiganbietern beschweren."

Derweil geht der Preiskampf unvermindert weiter. "Ich denke, daß die Talsohle voraussichtlich bei 30 Dollar liegt", hofft Pauly. Der Betrag wird seiner Einschätzung nach ab dem vierten Quartal dieses Jahres für das jeweilige Mainstream-Produkt zu zahlen sein. (sd)

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