Endlich Fastenzeit

07.02.2005

ElectronicPartner Handel GmbH

Geschäftsführung

Herrn Oliver Haubrich

Mündelheimer Str. 40

40472 Düsseldorf

München, 07.02.2005

Endlich Fastenzeit

Sehr geehrter Herr Haubrich,

dass das Jahr für die IT-Branche gut angefangen hat, wird wohl niemand ernsthaft behaupten wollen. Der Branchenverband Bitkom einmal ausgenommen. Die drei gebräuchlichsten Wörter für die Umsätze im Januar waren "Katastrophe", "Desaster" und "Debakel".

Woran liegt´s? Meine These: Es lag wieder mal an der Stimmung. Und zwar hatten die Deutschen diesmal einfach zu gute Laune. Was nämlich die wenigsten wissen: Gift für die Konjunktur ist nicht nur eine schlechte Stimmung, sondern auch eine zu gute. Und die Deutschen waren in den letzten Wochen einfach unglaublich gut drauf. Warum? Ganz klar: Wegen der vielen Karnevalssendungen im Fernsehen.

Fast jeden Tag konnten wir gleich unter mehreren Übertragungen von lustigen Prunk-, Fest- und Galasitzungen auswählen. Da war für jede rote Pappnase etwas dabei. Nur ein paar Beispiele aus den letzten drei Wochen:

"Kölle Alaaf 2005", "Wider den tierischen Ernst", "Herrliches närrisches Thüringen", "Karnevalissimo", "Fastnacht in Franken", "Düsseldorf Helau", "Karneval hoch Drei", "Närrische Hitparade", "Badisch-Pfälzische Fasnacht auf Frankenthal", "Fastnacht in Nordhessen", "Fasnacht an Neckar, Rhein und Bodensee", "Alleh hopp", "Narrena Momguntia", "Mitgemacht und mitgelacht - Frankfurt feiert Fassenacht", "Mer losse d´r Dom in Kölle", "Fassenacht in Flörsheim", "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht", "Kinderstunk und Ziegenbart", "Typisch Kölsch", "50 Jahre Fernsehfastnacht", "Alaaf und Helau", "Einmal närrisch, immer närrisch", "Franken helau", "Schwäbische Fasnet aus Esslingen", "Hessen lacht zur Fassenacht", "Heut´ steppt der Adler", "Karneval in Köln", "Weiß-Blau klingt´s am schönsten - im Fasching".

Angesichts dieses geballten TV-Frohsinns ist es kein Wunder, dass vor Lachen niemand mehr zum Einkaufen kam bzw. sich die Beschaffung auf das Überlebensnotwendige beschränkte (Chips und Flips, Cola light im 6er-Pack, Pikkolo, Kartoffelsalat und Fleischwurst).

Doch jetzt ist Schluss mit lustig. Wenn Sie meinen Brief erhalten, ist Aschermittwoch vorbei, und die Fastenzeit hat begonnen. Vernunft kehrt wieder ein, und selbst die größten Narren kommen langsam zur Besinnnung. Normalität kehrt ein, die Menschen geben wieder Geld aus, und sei es auch nur, um ihre Depression mit Frustkäufen zu bekämpfen.

Deshalb bin ich guter Hoffnung, dass die Durststrecke für den IT-Handel vorbei ist, und hoffe, dass ich Recht habe. Helau!

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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