Entdeckung der Langsamkeit

25.03.2004
Die Comteam Systemhaus GmbH hat einen neuen Geschäftsführer, bleibt aber der alten Linie treu: Julian Riedlbauer will verstärken statt verändern und lässt sich in puncto Strategie sogar von seinem Vorgänger beraten. Von ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok

Die Electronic-Partner-Verbundgruppe hat Nachwuchs bekommen: Julian Riedlbauer ist seit Anfang März Geschäftsführer der Comteam Systemhaus GmbH und Leiter des Bereichs I&C. Er trat damit die Nachfolge von Günter Horst Hirschmann an, der - für die Branche völlig untypisch - keinesfalls gefeuert wurde oder den Verbund "auf eigenen Wunsch" verlassen hat. Im Gegenteil: Hirschmann ist noch an Bord, steht Riedlbauer beratend zur Seite und kümmert sich jetzt auch noch um die Akquise von neuen Mitgliedern.

Sanfte Stärkung der Basis geplant

"Ich freue mich, wieder im klassischen Handelsbereich zu sein", sagt Julian Riedlbauer zur Eröffnung. Das nimmt man ihm ab, denn zuvor war er im TK-Segment unterwegs. Im Vergleich dazu wirkt die Systemhauslandschaft vermutlich wie eine große, intakte Familie.

Und Harmonie ist dem frischgebackenen Comteam-Chefs wichtig, seine Zukunftspläne sind frei von jeglichem aggressiven Ansatz: "Ich will eine gesunde Mischung aus Stärkung der Basis und leichtem Wachstum erreichen", sagt er. Schaffen will er das mit neuen Partnerschaften, Programmen und Angeboten, die "vielleicht nicht auf Anhieb Millionen in die Kasse spülen, aber unseren Partnern dafür nachhaltigen Umsatz garantieren", so Riedlbauer.

Die "Mitbestimmung der Basis" will er weiter fördern, Lösungen und Angebote für die Partner "abrunden", schließlich sei ihm "eine gesunde Mitgliederstruktur wichtiger als Riesenumsatzzahlen", betont er.

Welchen Umsatz die Comteam-Gruppe derzeit macht, ist im Mutterhaus Electronic Partner ein gut gehütetes Geheimnis. Laut Riedlbauer liegt die Zahl "im dreistelligen Bereich"; sie habe sich im vergangenen Jahr "konstant" entwickelt.

Riedlbauer steht an der Spitze von 800 Mitgliedern

800 Systemhäuser gehören zu diesem Pool, 200 davon arbeiten unter der Comteam-Flagge, der Rest unter eigenem Profil. Man sieht Riedlbauer an der Nasenspitze an, dass er alles daran setzen wird,dieses Verhältnis umzukehren. Nur so deutlich würde es Riedlbauer als "Neuer" seinen Mitglieder natürlich nicht sagen. Bei ihm klingt das dann so: "Ich wünsche mir, dass sich mehr Mitglieder zur Marke Comteam bekennen. Um das zuerreichen, werden wir weiterhin daran arbeiten, dass sich dieses ,Outing? für jeden Einzelnen auch lohnt."

Zur Stärkung der Basis gehört auch die Gewinnung von neuen Mitgliedern. Sein diesbezügliches Wunschprofil beschreibt Riedlbauer folgendermaßen: ein Systemhaus mit regionaler Bedeutung, mindestens fünf Mitarbeitern, noch lieber mit 10 bis 20, spezialisiert auf mittelständische Kunden und konvergent ausgerichtet.

"Langfristig ist es sicherlich sinnvoll, wenn man TK und IT macht, um den Gesamtbedarf des Kunden abzudecken", ist sich Riedlbauer sicher. "Nur ein Sys-temhaus, dass auch TK anbieten kann, hat seinen Kunden wirklich voll im Griff." Riedlbauer ist überzeugt, dass nur überleben wird, wer ein breites Portfolio an Lösungen und Dienstleistungen anbieten kann. "Wer sich nur auf Hardware konzentriert, wird zunehmend von Direktanbietern sowie den Direktstrategien der Hersteller geschwächt und wird in Zukunft die meisten Probleme haben."

Die besten Erfolgsaussichten haben seiner Ansicht nach natürlich jene Systemhäuser, die sich in einem Verbund zusammenfinden: "Ich habe als Kooperation ganz andere Möglichkeiten, eine ganz andere Klaviatur, auf der ich spielen kann". Vor allem in einer wie Comteam: "Im Electronic-Partner-Verbund haben wir eine Kraft, die Comteam alleine natürlich auch nicht hätte."

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