Entwicklung im Einzelhandel: vorherrschende Flaute

17.08.2000
Während der Außenhandel belebend auf die bundesdeutsche Konjunktur wirkt, bleibt der private Verbrauch und damit auch der Einzelhandel weiterhin lau. Das vermeldet der Bundesverband Technik des Einzelhandels eV (BVT) in seinem Geschäftsbericht für das Jahr 1999/2000.

Bei anhaltend hohen beziehungsweise kaum rückläufigen Arbeitslosenzahlen ist die Verunsicherung bei den Verbrauchern nach wie vor groß, so dass eine stärkere Nachfrage nach Konsumgütern auch für das laufende Jahr nicht zu erwarten ist. Ein weiteres Wachstumshemmnis ist die nach wie vor ausbleibende Netto-Entlastung der privaten Haushalte. Im Gegenteil würden die Mehraufwendungen für Energiekosten nach wie vor die Konsumneigung negativ beeinflussen.

Zudem kommt der Verband zu dem Ergebnis, dass der oft beschriebene Trend zum Electronic Commerce sich noch nicht im prognostizierten Umfang niederschlägt. Während der Business-to-Business-Bereich kontinuierlich an Bedeutung gewinnt, bleibt der private Verbrauch (Business-to-Consumer) davon bisher weitgehend unberührt. Der elektronische Handel liegt branchenübergreifend bei einem Umsatz von schätzungsweise drei Milliarden Mark in Deutschland. Gleichzeitig habe sich die von vielen Anbietern beschworene These, dass es sich bei Umsätzen des elektronischen Handels um zusätzliche Umsätze durch neue Kundengruppen handelt, nicht bestätigt. Zu den auch 1999 erfolgreichen Betriebstypen im stationären Fachhandel gehört nach wie vor der Fachmarkt, insbesondere die stark beworbenen konzerngesteuerten Fachmarkt-Filialisten wie Media-Markt oder Promarkt. Verstärkt nutzen auch Verbundgruppen des Handels wie etwa Electronic Partner oder Interfunk/Red Zac unter dem Motto "Fachgeschäft mit Filialistenauftritt" die Möglichkeit des Gruppen-Marketings beziehungsweise des einheitlichen Auftritts und der damit verbundenen Möglichkeit zur bundesweiten Werbung.

Insgesamt schaffte es der klassische Einzelhandel (ohne Apotheken, Tankstellen, Brennstoffe und Kfz) 1999 nach sechs Jahren (siehe Grafik) erstmals wieder knapp über die Nulllinie. Mehr als ein nominales Umsatzplus von 0,3 Prozent auf 722,2 Milliarden Mark war jedoch nicht drin. Bei gleichzeitig sinkendem Preisniveau ergibt dies eine reale Umsatzsteigerung von 0,5 Prozent. Insbesondere das ordentliche Weihnachtsgeschäft ermöglichte nach Angaben des BVT überhaupt erst dieses Wachstum.

Im Durchschnitt stiegen die Verbraucherpreise 1999 gegenüber dem Vorjahr in Deutschland um 0,6 Prozent. Während das Bildungswesen mit 4,1 Prozent Preissteigerung den Spitzenwert bildete, lagen Haushaltsgeräte mit plus 0,3 Prozent im Mittelfeld. Immerhin: Die Preissteigerungsrate von bundesdurchschnittlich 0,6 Prozent ist die niedrigste Rate, die es seit Einführung der gesamtdeutschen Preisstatistik gibt.

Aufschwung in Sicht oder nur Strohfeuer?

Doch es ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen: Das Statistische Bundesamt teilt mit, dass die Umsätze des Deutschen Einzelhandels im Mai nominal um elf Prozent und real um 10,3 Prozent gestiegen sind. Hierbei sei jedoch zu berücksichtigen, dass es im diesjährigen Wonnemonat drei verkaufsoffene Tage mehr als im Vorjahresmonat gegeben hat.

In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres verzeichnete der Einzelhandel demnach ein Umsatzplus von nominal 3,4 Prozent und real um 2,5 Prozent. Vor allem der Versandhandel konnte mit einem nominalen Wachstum von 22,6 Punkten ordentliche Zugewinne verbuchen. Super- und Verbrauchermärkte sowie Kauf- und Warenhäuser profitierten nominal immerhin mit 9,8 Prozent von dem Wachstum. (akl)

www.statistik-bund.de

www.bvt.ev.de

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