Er stirbt ja schon wieder

04.06.2000
Und wovor die Distis in Wirklichkeit zittern sollten

Ron Sommer schenkt uns die ultimative Flatrate, die Meinungsforscher versprechen serviceintensives Aufrüstgeschäft, die Amis beweisen uns, dass noch mal so viel Haushalte wie bisher mit Computern versorgt werden wollen, und außerdem ist Frühlingsanfang und nicht Trübsalbeginn. Doch oh weh, das erste Quartal ist ein jammerfähiges im heiligen Jahr 2000. Ein bisschen früh losgelegt haben sie schon, die Statistiker, denn wenn die Absatzzahlen von Norma und Aldi aus der vergangenen Woche hinzukommen, ist die Stückzahlwelt wieder in Ordnung. Mein zweitbester Feind, T-Offline, verschenkt nicht nur 44.000 ISDN-Zugänge an Schulen, nein, wie bei Bananen-Willi auf dem Fischmarkt gibt es noch 20.000 Rechner dazu. Und die Grundgebühr ist auch schon drin. Ich würde schon gerne wissen, welches Hightech-Konsortium die geballte Rechenpower aus meinen überhöhten Telefongebühren bezahlt bekommt. Noch schnell 50,1 Prozent von Debis unter den Nagel gerissen, die ein paar Tage zuvor ein Joint-Venture in Bangalore initiierten, wahrscheinlich um den indischen Tastengurus die Versuchung westlicher Dekadenz zu ersparen. Offiziell sollen Dienstleistungen für die Erste Welt zu Entwicklungslandkosten angeboten werden. Tolle Sache, da bin ich dabei, beim Aktienstart. Hallo, Fujitsu Siemens, wie wäre es mit der freien Stelle? Die Redaktion leitet Ihr Angebot gerne weiter. Ich bleib auch nur bis zur nächsten Fusion, versprochen! Bei so viel Nachfrage und Anstrengungen soll der PC sterben? Nur weil Microsoft eine Spielkiste baut und in die japanische Konsolen-Mafia eindringen will, verschwindet der PC nicht vom Markt. Oder hat etwa das Fax das Telefon verdrängt? Und die Träume der Distis? Die sollen sich ruhig einmal ein paar Monate mit Endkunden rumärgern. Dem Handel können die Geschäfts- und Lieferbedingungen noch aufgebrummt werden, die Privatkunden hauen sie Tech Data und Co. flugs um die Ohren. Von wegen: "... haben wir nichts mit zu tun, wenden Sie sich an den Hersteller!" Hier nicht, meine Herren! Die eingedellten Grafikkarten, die Monitortestsieger mit Flackern rechts unten, aufgerissene Pakete, und alles per Nachnahme mit Mindermengenzuschlag? Das freut den UPS-Mann, wenn Muttchen schnell noch mal in die Küche muss, das Sparschwein leeren.

Mein Fazit: Nichts lebt länger als Totgesagte, aber dass Spediteure wichtiger sind als Distributoren, ist korrekt. Oder habe ich da etwas missverstanden?

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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