Erfolgsstory: Deutsches Softwarehaus startet wie eine Rakete nach oben

26.09.1997
AUGSBURG: Es gibt sie doch, und es gibt sie auch in Deutschland: Softwarehäuser, die sich mit guten Produkten und einer professionellen Unternehmensführung ihren Weg nach oben bahnen. Ohne eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg aber läuft nichts: Wer nicht das nötige Kleingeld hat, hat es schwer. Anders gesagt: Ohne Moos nichts los.Schlechte Konjunkturlage, keine Aufträge, stagnierende Umsätze? Jochen Furch, geschäftsführender Gesellschafter der CPU Softwarehouse GmbH in Augsburg, hat andere Sorgen. "Wir explodieren! Allein in diesem Jahr werden wir unseren Umsatzz versechsfachen. Wir haben derzeit nur drei Probleme: 1. Personal, 2. Personal und 3. Personal. Geben Sie mir 20 Software-Entwickler, ich stelle Sie alle ein", erklärt Furch.

AUGSBURG: Es gibt sie doch, und es gibt sie auch in Deutschland: Softwarehäuser, die sich mit guten Produkten und einer professionellen Unternehmensführung ihren Weg nach oben bahnen. Ohne eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg aber läuft nichts: Wer nicht das nötige Kleingeld hat, hat es schwer. Anders gesagt: Ohne Moos nichts los.Schlechte Konjunkturlage, keine Aufträge, stagnierende Umsätze? Jochen Furch, geschäftsführender Gesellschafter der CPU Softwarehouse GmbH in Augsburg, hat andere Sorgen. "Wir explodieren! Allein in diesem Jahr werden wir unseren Umsatzz versechsfachen. Wir haben derzeit nur drei Probleme: 1. Personal, 2. Personal und 3. Personal. Geben Sie mir 20 Software-Entwickler, ich stelle Sie alle ein", erklärt Furch.

Wie viele andere Unternehmer aus der Computerbranche auch klagt der 43jährige CPU-Chef über den leergefegten Arbeitsmarkt für Hard- und Softwarespezialisten. Das Augsburger Softwarehaus mit Schwerpunkt auf Lösungen für die Finanzwirtschaft könnte nach eigenen Angaben noch schneller wachsen, wenn nur die erforderliche Manpower vorhanden wäre.

Frisches Kapital durch VC-Gesellschaft

Vor allem seitdem sich im letzten Jahr die Risikokapitalgesellschaft TH Venture Capital Gesellschaft mbH in München über ihren niederländischen Fonds Advances European Technology N.V. in Amsterdam mit 26 Prozent an dem Augsburger Unternehmen beteiligt hat und das Eigenkapital dadurch auf zwölf Millionen Mark anstieg, gibt Firmenchef Furch Gas. "Die neuen Mitgesellschafter drängen uns nach vorne", sagt er. Sein Ziel: In spätestens fünf Jahren soll das Unternehmen an die Börse gehen. Der Umsatz soll dann bei 60 bis 100 Millionen Mark und die Bruttorendite bei 15 Prozent liegen. Ein guter Zeitpunkt für die Risikokapitalgesellschaft, ihre Anteile gewinnbringend wieder zu verkaufen. Bereits für das nächste Jahr planen die Augsburger die Umwandlung in eine AG; fünf Prozent des Eigenkapitals soll dann an die Mitarbeiter ausgegeben werden.

CPU sieht sich selbst mit rund 40.000 Installationen derzeit als Nummer 2 unter den Anbietern von Finanzsoftware in Deutschland. Als Nummer 1 gilt mit etwa 65.000 Installationen, 165 Mitarbeitern und geschätzten 25 Millionen Mark Umsatz die NSE-Gruppe in München. Doch das soll sich schon bald ändern. "Wir werden 1998 Marktführer sein", sieht sich CPU-Chef Furch auf der Überholspur. Angaben über den eigenen Umsatz macht er allerdings nicht.

Wachstumspotential ist jedenfalls ausreichend vorhanden. Allein in Deutschland gibt es - man höre und staune - rund 6.600 Banken. Davon stehen erst 260 Kreditinstitute auf der CPU-Kundenliste. Und: Die IT-Infrastruktur im Bankensektor steht derzeit gewaltig im Umbruch. Immer mehr Kreditinstitute stellen auf Client-Server-Basis um. Lediglich die operative Buchhaltung wird nach Ansicht von Furch auf Dauer auf Mainframes laufen. Zudem geben die Banken alles nach draußen, was nur gerade geht: "Die haben mit Themen wie Euro und Jahr 2000 selbst genug zu tun. Das schaffen die gar nicht im Alleingang", erklärt der CPU-Chef.

Wachsen wollen die Augsburger auch in anderen Branchen. So soll der Aktionsradius auf Bauträger und Versicherungen ausgeweitet werden. Auch die Expansion ins Ausland steht mittelfristig auf dem Plan.

Konsequente Kundenorientierung

Als eine Stärke seines Unternehmens, das der studierte Elektro-techniker Furch mit langjährigen Erfahrungen als Immobilien- und Versicherungsmakler mit drei Kollegen 1981 gegründet hatte, sieht der Firmenchef die konsequente Kundenausrichtung sowie die absolute Erfolgsorientierung der gesamten Belegschaft an. Kundenorientierung beginnt bei CPU bereits beim Gebäude, das sich hinter keinem der üblichen Banken-Paläste verstecken muß. Allein in die Innenein-richtung hat das Unternehmen mehr als drei Millionen Mark gesteckt. So empfängt Furch die Banker gerne in einer eigens nach britischem Vorbild gestalteten Bibliothek mit schweren dunklen Lederfauteuils und der Financial Times auf dem Tisch. Auch bei der Einrichtung des Chefzimmers im sechsten Stock wurde nicht gespart. "Gerade bei unseren Kunden, die die Softwarebranche gewohnheitsmäßig mit sehr kritischen Augen betrachten", erläutert Furch, "ist es wichtig, daß man ihnen das Gefühl vermittelt, in guten Händen und sicher aufgehoben zu sein."

Kundenorientierung heißt für Furch aber vor allem, die Sprache der Banker zu sprechen und ihre Probleme zu kennen. Daher verfügen 20 seiner derzeit 55 Mitarbeiter selbst über eine Bankausbildung.

Leistung muß sich lohnen

Die Erfolgsorientierung seiner Mitarbeiter (Furch: "Meine Leute zerreißen sich für mich.") beruht vor allem auf einem konsequenten Prämiensystem. Für einen Auftrag wird beispielsweise ein Team von vier Personen zusammengestellt, das für dieses Projekt voll verantwortlich ist. Wenn dieses Team es schafft, bis zu einem mit dem Kunden vereinbarten Zeitpunkt das Projekt zu realisieren (andernfalls verpflichtet sich CPU zur Zahlung einer Konventionalstrafe), erhält das Team eine Prämie von beispielsweise 20.000 Mark. Wird der Termin nur um einen Tag überschritten, und hier ist der Firmenchef sehr penibel, gibt es keinen Pfennig.

Ein letztes Geheimnis bleibt

Darüber hinaus kommt es schon einmal vor, daß Mitarbeiter, die sich besonders ins Zeug gelegt haben, vom Chef eine Überraschung außer der Reihe erhalten. So hat Furch im letzten Jahr vier besonders fleißigen Angestellen jeweils einen nagelneuen BMW vor die Haustür gestellt. "Ich habe nur die Mitarbeiter, die ich habe und keine anderen. Daher bin ich gut beraten, wenn ich Sie gut behandle, ihnen vertraue und ihre Leistung entsprechend würdige", erklärt Furch.

Eins aber wissen trotz aller Offenheit (Furch: "Meine Mitarbeiter kennen mein Gehalt.") auch seine engsten Vertrauten nicht: Wofür die Abkürzung "CPU" in der Firmierung steht. Das ist das Geheimnis des Unternehmensgründers. (sic)

CPU-Firmensitz in Augsburg: Die Banker müssen sich zu Hause und geborgen fühlen.

CPU-Unternehmensgründer Jochen Furch: "Wir explodieren!"

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