Stiftung Warentest

Erneute Warnung vor Fake-Rezensionen bei Amazon

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Nutzerbewertungen tragen neben Shop-Siegeln wesentlich zu Kaufentscheidungen von Online-Käufern bei. Bewertungen lassen sich aber leichter und billiger erhalten als die oft erst nach langen Prüfungen vergebenen Siegel. Das verleitet Anbieter immer wieder zum Missbrauch.

Die Stiftung Warentest hat Verbraucher vor organisierten, gefälschten Bewertungen auf Amazon gewarnt. Anlass ist die Vorstellung der Ergebnisse einer Untersuchung der britischen Partnerorganisation Which. Demnach treiben Anbieter einigen Aufwand, damit gekaufte Kundenrezensionen authentisch wirken.

Eine Untersuchung der britischen Verbraucherschutzorganisation Which lässt erhebliche Zweifel am Wert von Kundenrezensionen bei Amazon nach einem "verifizierten Kauf" aufkommen.
Eine Untersuchung der britischen Verbraucherschutzorganisation Which lässt erhebliche Zweifel am Wert von Kundenrezensionen bei Amazon nach einem "verifizierten Kauf" aufkommen.
Foto: Maxx-Studio - shutterstock.com

Auf den Missbrauch der Bewertungsfunktion bei Amazon waren die Tester von Which durch Facebook-Gruppen wie "Amazon Deals Group" und "Amazon UK Reviewers" aufmerksam geworden. In den Gruppen loben Anbieter Belohnungen für positive Nutzerbewertungen im Amazon-Marktplatz aus. Bei ihrer Überprüfung stellten die britischen Verbraucherschützer fest, dass die in den Gruppen gemachten Versprechungen tatsächlich eingehalten werden - wenn die Rezension denn wunschgemäß ausfällt.

Nach dem Kontakt über Facebook weisen die Anbieter Nutzer an, bestimmte Produkte bei Amazon zu kaufen und nach einigen Tagen mit fünf Sternen zu bewerten. Die meisten erstatteten dann den Kaufpreis per Paypal, nicht jedoch die Paypal-Gebühren. Einige boten dem Bericht zufolge jedoch auch weitere Belohnungen an.

Neue Masche umgeht Schutzfunktion "Verifizierter Kauf"

Solche Rezensionen werden mit dem Hinweis "Verifizierter Kauf" angezeigt, da das Produkt ja tatsächlich über das Amazon-System erworben wurde. Dieser Hinweis soll für Vertrauen sorgen und vor bezahlten, geschönten Bewertungen schützen, wie sie in der Vergangenheit in Auftrag gegeben wurden. Er ist durch die nun gewählte Methode, ihn zu umgehen, aber nicht mehr viel wert. Die neue Masche geht damit auch deutlich über mehr oder weniger geglückte Versuche von Einzelpersonen in der Vergangenheit hinaus, Produkte des eigenen Unternehmens positiv zu bewerten.

Amazon untersagt solche Praktiken und ist in der Vergangenheit auch schon gerichtlich gegen gefälschte Rezensionen vorgegangen. Allerdings seien die gefälschte Bewertungen "praktisch nicht zu erkennen", bedauert die Stiftung Warentest. Sie empfiehlt daher, Kundenrezensionen also stets mit Vorsicht zu genießen.

Lesetipp: Wie trennt man bei Amazon echte Reviews von Fakes?

Bei Verbrauchern haben Rezensionen als Entscheidungskriterium in den vergangenen Jahren allerdings an Bedeutung gewonnen. Laut Shopsiegel-Monitor 2017/18 werden Rezensionen anderer Käufer von der Mehrheit der Befragten (58 Prozent) als vertrauenswürdig empfunden. 30 Prozent der Umfrageteilnehmer vertrauen Kundenrezensionen sogar eher, als Shopsiegeln.

Händler, die auf ihren eigenen Shops-Seiten vertrauenswürdige Kundenrezensionen einbauen wollen, finden dafür bei Trusted Shops und EHI eine Lösung: Beide bieten zusammen mit ihrem Shop-Siegel einen Prozess für glaubwürdige Kundenbewertungen an. Der Anbieter Ekomi bietet ebenfalls diese Möglichkeit, prüft aber den Shop als solchen nicht. Von Verbrauchern wird er laut einer Statista-Umfrage aber dennoch als Gütesiegel wahrgenommen.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt Online-Shoppern, sich bei der Suche nach einem vertrauenswürdigen und rechtskonformen Online-Shop an Gütesiegeln zu orientieren. Sie verweist dazu auf eine Liste der Initiative D21, auf der aktuell vier seriöse Siegel aufgeführt sind. Neben Trusted Shops sind das S@fer Shopping des TÜV Süd, Geprüfter Online-Shop des EHI und ips (Internet Privacy Standards) des Datenschutz-Cert.

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