ERP, CRM, WAP, DMS: Die Börse steht auf drei Buchstaben

17.02.2000
Technologie-Megatrends bewegen die Aktienkurse am meisten. Die Börse verwendet griffige Kürzel dafür - am liebsten mit drei Buchstaben.

Y2K, ERP, B2B, B2C, CRM, DMS und WAP. Auf den ersten Blick erscheint die Entschlüsselung ziemlich schwierig, aber dahinter steckt eine Menge Geld.

Vorbei ist Y2K. Der Jahrtausendwechsel durchzog die Investmentratschläge wie ein roter Faden, die Computerindustrie setzte Milliarden damit um. Dank der Technologiehausse an den Börsen verdienten die Aktionäre mit. In diesen Monaten entscheidet sich, ob wegen der Rechnerumstellung zum Jahr 2000 auf später verschobene Investitionen nachgeordert werden.

Eine Goldgrube bleibt das Geschäft mit Enterprise Resource Planning (ERP). SAP wurde damit groß und stark, die wichtigsten Konkurrenten sind Oracle, J.D. Edwards, Peoplesoft und Baan. Am deutschen Neuen Markt gehört Brain International in diese Kategorie. Doch wie so oft belebt Konkurrenz zwar einerseits das Geschäft, andererseits geraten die Margen unter Druck. Mittlerweile erhöhen sich die Umsätze in diesem Segment jährlich um 15 bis 25 Prozent - Mitte der 90er Jahre betrugen die Zunahmen noch das Doppelte oder Dreifache davon. Der Baan-Kurs ist mehrfach abgestürzt. Die anderen haben unter Schwankungen Anschluss gehalten. SAP und Oracle stiegen dank ihrer Internet-Pläne wieder wie Raketen auf.

Das gleiche Muster spielte sich - nur viel schneller - bei der Software für Dokumenten-Management (DMS) ab. Da hat der deutsche Neue Markt zum Beispiel mit SER Systeme, Easy Software und Kleindienst Datentechnik mehrere Eisen im Feuer. Aber auch hier ist der anfängliche Kaufrausch vorüber. Die ursprüngliche ERP-Geschichte findet nun in CRM eine Art Fortsetzung. Die drei Buchstaben stehen für Customer-Relationship-Management. Das Programm soll die Beziehung zwischen Verkäufer und Kundschaft revolutionieren. Supermärkte und Einzelhandelsketten wie Walmart oder Metro setzen darauf. Das Segment soll in den kommenden sieben Jahren um das Zehnfache wachsen. Erst fünf Prozent der dafür in Frage kommenden Unternehmen arbeiten bislang damit. Die Kursgewinne sind riesig (siehe Tabelle).

Die ganz heißen Aktienstorys ranken sich zweifelsohne um den Begriff E-Commerce. Etwas ins Hintertreffen geraten ist hierbei die Abteilung Business to Consumer (B2C), jene Firmen, die online mit Privatleuten Geschäfte abwickeln, wie Aktienbroker, Auktionshäuser, Bücher- und Ticketverkäufer. Fast alle notieren recht deutlich unter ihren bisherigen Höchstständen.

In letzter Zeit setzen die Investment-Profis vor allem auf die Business-to-Business-Gesellschaften,dem zweiten, viel größeren elektronischen Handelszweig. Sie gelten als derzeit heißestes Börsensegment mit dem Kürzel B2B. Hintergrund ist das gigantische Potential des Internet als Handels- und Kommunikationsplattform zwischen Unternehmen. Laut Schätzungen sollen solche Online-Geschäfte bis zum Jahr 2003 ein Volumen von 1,8 bis 2,2 Billionen Dollar erreichen - zehnmal mehr als das B2C-Segment. Gewaltig ist aber auch das Anlagerisiko. Nur sieben Prozent der Unternehmenschefs interessieren sich laut Cambridge Technology Partners überwiegend für E-Commerce.

Große Aufmerksamkeit ist auch den Handys mit WAP-Technologie gewiss - etwa der Marken Nokia und Ericsson. WAP bedeutet Wire-less Application Protocol und beschreibt einen Software-Standard. Der taugt zum Beispiel zum Verschicken von E-Mails, für Online-Bankgeschäfte oder auch, um im Internet die neuesten Börsenkurse abzufragen. Der mobile Web-Zugang ist allerdings erst in der Anfangsphase. (kk)

Zur Startseite