ERP-Hersteller Infor drängt in den unteren Mittelstand

27.11.2003
Vor der Übernahme durch Agilisys adressierte Infor diskrete Fertigungsunternehmen von 100 bis 1.000 Mitarbeitern. Jetzt will der mittelständische ERP-Hersteller mit einer Light-Version von "Infor.com" auch das untere Segment in diesem Markt bedienen. Von ComputerPartner-Redakteur Eberhard Heins

Der Partnervertrieb gehörte bislang nicht zu den bevorzugten Absatzkanälen des Softwareherstellers Infor. Das soll sich ändern. "Infor.compact, eine Light-Version des ERP-Pakets "Infor. com", will das Unternehmen ausschließlich indirekt vertreiben. Das vorkonfigurierte und mit standardisierten Schnittstellen versehene ERP-Paket "Infor.compact" richtet sich den Angaben zufolge künftig an diskrete Fertiger mit weniger als 100 Mitarbeitern. Zu den Konditionen machte der ehemalige Infor-Vorstand und frischgebackene CTO von Agilisys, Joachim Hertel, keine Angaben.

Kein Wunder, denn bislang handelt es sich bei Infor.compact laut Hertel nur um ein Konzept. Frühestens Ende 2004 sei mit dem Lowend-Produkt zu rechnen, das laut Agilisys-CEO Jim Shaper zuerst in den USA angeboten werden soll. Bis dahin adressiert Infor den unteren Mittelstand über seine Tochterfirma Infra. Das Unternehmen mit Sitz in Calw sammelte bereits Erfahrungen mit einem indirekten Vertriebskanal. Der Microsoft-Certified-Partner hat 20 Händler unter Vertrag, die das Betriebsführungssystem "Infra" verkaufen und für die Software Service leisten. In kleineren Unternehmen der Fertigungsindustrie aus fast allen Branchen habe Infra 900 Installationen vorzuweisen.

Ein Ablösung von Infra bei Verfügbarkeit von Infor.compact wollte Hertel nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. Klar ist aber, dass langfristig die drei Produktlinien Agilisys, Brain und Infor in einer integrierten Plattform zusammengeführt werden. "Das geschieht über einen Zeitraum von Jahren", betont Shaper und fügt hinzu: "Wir zwingen keinen Kunden zu wechseln."

Am bisherigen Fokus des Softwareherstellers werde sich laut dem Agilisys-CEO nichts ändern: "Wir adressieren diskrete Fertigungsunternehmen." Die Automobilindustrie und deren Zulieferer bilden dabei den größten Einzelmarkt. Als weiteren Markt sieht Shaper aufgrund der SCM-Lösungen (Supply Chain Management) bei Prozessfertigern wie Food & Beverage-Unternehmen, zu denen Coca Cola gehört. Andere Branchen wie Finanzdienstleister spielen dagegen auch weiterhin keine Rolle für Agilisys.

Meinung des Redakteurs

Light-Versionen sind en vogue. Besonders bei ERP-Herstellern, die im oberen Marktsegment kaum Zuwächse verzeichnen können und in den Mittelstand drängen. Dort treffen sie auf Softwarehäuser wie Infor, die wiederum mit derselben Strickmasche den Druck nach unten weitergeben. Doch hier wie dort gibt es bereits etablierte Hersteller mit dedizierten Produkten für die jeweilige Klientel. Außerhalb der Infra-Anwenderschaft wird es deshalb im Lowend schwer für Infor.

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