ERP-Hersteller mobilisieren ihre Apps

13.05.2004
Unternehmenssoftware besteht längst nicht mehr nur aus Warenwirtschaft und Finanzbuchhaltung. Ihren Nutzen entfalten ganzheitliche ERP-Pakete aber nur dann komplett, wenn die gespeicherten Daten auch dort verfügbar sind, wo sie der Anwender braucht. Von ComputerPartner-Redakteur Eberhard Heins

Die Verfügbarkeit von Daten entscheidet oft über die Auftragsvergabe. Weiß der Verkäufer beispielsweise nicht, wie viele Einheiten des Produkts X noch auf Lager und mit welchem Preis diese derzeit bewertet sind, kann er seinem Kunden auch nicht das beste Angebot offerieren. In der Warenwirtschaft und der Finanzbuchhaltung sind diese Informationen zwar hinterlegt, doch im Außendienst verfügbar sind sie meist nicht.

ERP-Hersteller und ihre Partner haben diesen Nachteil erkannt und bieten ihrer Klientel jetzt auch Mobile-Clients ihrer Anwendungssoftware an.

Godesys setzt Push-Technologie ein

So hat auch der Mainzer ERP-Hersteller Godesys sein Portfolio um eine mobile Komponente erweitert. Mit "SO: Mobile Service" lassen sich den Angaben zufolge Geschäftsprozesse offline über PDAs und Smartphones abwickeln. Die Lösung unterstützt die Plattformen "Symbian" vom gleichnamigen Konsortium und "Pocket PC" von Microsoft. "Palm OS" sei in der Planung. "Durch die Verwendung der Push-Technologie lassen sich Mitarbeiter aktiv steuern und informieren", betont Unternehmensgründer Godelef Kühl. Den Datenabgleich mit der zentralen ERP-Lösung steuert das System über SMS oder wahlweise GPRS. Das System protokolliert die Transaktionen.

Der Sicherheitsvorteil gegenüber einer reinen Browser-basierten Anwendung bestehe laut Godesys darin, dass sich der Zugang auch je End-gerät einschränken lässt, da die Gerätenummer des Smartphones immer übertragen wird. Als erste Applikation stellte das Softwarehaus SO: Mobile Service für den technischen Außendienst vor. Eingehende Störmeldungen, Wartungseinsätze oder Installationsaufträge können dabei vom Dispatcher einzelnen Servicetechnikern zugewiesen werden. Diese haben vor Ort Zugriff auf Daten wie Lagerbestände oder installierte Gerätekomponenten. Die Rückmeldung über Material, Zeit und Kosten erfolgt noch am Einsatzort und wird an die Zentrale zur Faktura übermittelt.

Microsoft-Partner mobilisiert Navision

Der Microsoft-Partner Expand-IT verbindet beispielsweise mobile Clients über seine Dotnet-zertifizierte Serverlösung "Business Application Server" (BAS) mit Unternehmenssoftware wie "Navision" und "Axapta". "Unsere Lösung lässt sich auf alle Microsoft-Betriebssysteme anwenden", erklärt Volker Schmieder, Geschäftsführer bei Expand-IT. Den Angaben zufolge können Unternehmen so bis zu 50 mobile Nutzer an die ERP-Suiten der Redmonder anbinden. Grundsätzlich ließen sich aber alle Clients, die ein OS von den Redmondern unterstützen, wie Tablet PC, Pocket PC oder Smart Phone der BAS mit einem Backend-System verbinden.

Mobile-Clients bilden ERP-Software noch nicht 1:1 ab

Die Clients der ERP-Software von Microsoft lassen sich allerdings nicht 1:1 auf den mobilen Geräten abbilden. Dazu müsste sowohl die Business-Logik als auch das entsprechende Datenmodell der ERP-Suiten auf den mobilen Devices verfügbar sein. "Dazu sind die Geräte heute noch nicht in der Lage", berichtet Schmieder. Bandbreiten, Funklöcher oder Sicherheitsbedenken, beispielsweise in Krankenhäusern, schränken zudem generell noch eine permanente Online-Verfügbarkeit der Anwendungen über eine Funkverbindung per Handy ein. Als Standardlösungen für eine Backend-Integration in Navision/Attain und Axapta bietet Expand-IT "Time", "Service-Management" und "Sales" an.

Wollen Kunden den mit der Sales-Anwendung offline erfassten Auftrag nur dann abschließen, wenn die Produkte verfügbar sind, kann der Anwender sich diese Information beispielsweise über Handy-Funkverbindung online einspielen lassen. "Wir können über Webservices direkt auf das Backend-System zugreifen", erläutert Schmieder. Ein Webservice ist ein Dienst, der mithilfe von XML auf der Basis von Internet-Netzwerkprotokollen erbracht wird. Expand-IT hat selbst ein Partnerprogramm, dem in Deutschland 50 und weltweit 400 Systemhäuser angehören.

Unirez und Teufel machen SAP Beine

Für die Mittelstandssoftware "Business One" von SAP entwickelten die beiden Partner Unirez und Teufel Software mobile Lösungen. Mit dem Add On "Mosis" von Unirez kann der Außendienst von unterwegs auf Geschäftsprozesse mit Daten wie Kontaktadressen, Auftragsbestand und Lagersituation zugreifen und diese steuern. Die Online-Anbindung von Wireless Handhelds wie einem "Blackberry" an die SAP-Software soll zudem sicherstellen, dass E-Mails, Termine und Daten immer aktuell und vollständig vorliegen. Weitere Funktionen des Add Ons sind unter anderem ein mobiler Datenservice, Wireless Calendar und Wireless Internet sowie die Möglichkeit, auf gelesene Nachrichten zu antworten sowie diese zu löschen.

Mit "B1 Mobile One" steht auch die erste Lösung zur Verfügung, die aus der Allianz zwischen T-Systems und Teufel-Software hervorgeht. Sie besteht aus dem Smartphone "MDA II" der Telekom und einem B1-Client. Mit Mobile One können Außendienstler den Angaben zufolge beispielsweise Angebote, Aufträge, Lieferungen, Rechnungen oder Retouren abwickeln.

Rufen Anwender im Gespräch beim Kunden beispielsweise die Angebotsmaske aus B1 auf dem MDA auf, geben die erforderlichen Daten ein und senden diese an das Basissystem, generiert dieses das Angebot und sendet es per E-Mail an den Kunden. Anwender können Business One über ein getunneltes VPN (Virtual Private Network) beziehen. Die Übertragung sichern die Anbieter zusätzlich über eine SSL-Verschlüsselung (Secure Socket Layer) ab.

Mesonic synchronisiert über das Firmennetz

Der ERP-Hersteller Mesonic hat für seine ERP-Software "Winline" das Modul "Web MC Mobile Computing" entwickelt. Der Abgleich der Daten erfolgt über das interne Firmennetz. Außendienstmitarbeiter haben die Möglichkeit, sich die für ihre Kundentermine benötigten Daten auf ihren PDA zu kopieren und später wieder zu synchronisieren. Reports und/oder Datenaufnahmen lassen sich hierbei pro Mitarbeiter definieren.

Vordefinierte Berichte über das Internet abrufbar

Die Gestaltung der Report- und Datenaufnahme kann firmenspezifisch erfolgen. So stehen beispielsweise alle Kunden- beziehungsweise Lieferantendaten wie Adressen, Ansprechpartner, Telefonnummer, aber auch Umsatzzahlen und offene Posten zur Verfügung. Artikelinformationen mit Preisen, Lagerstand und Umsatz sind ebenfalls auf dem Pocket PC verfügbar. Anwender können, über das Internet vordefinierte Berichte abrufen, die die aktuellen Daten der ERP-Suite enthalten. Direkt auf die Informationen in dem ERP-Paket lässt sich über den PDA nicht zugreifen. Über das Internet kann der mobile Anwender auch keine Daten dorthin zurückschreiben.

Meinung des Redakteurs

Mobile Lösungen für ERP-Pakete versprechen wirtschaftlichen Erfolg, weil sie ihren Anwendern einen realen Mehrwert verschaffen. Lösungen über Handy-Funkverbindungen per GPRS oder UMTS ermög- lichen den Benutzern dabei höchstmögliche Unabhängigkeit und liefern die aktuellen Daten in Echtzeit. Die Größe der Endgeräte wie PDAs oder Handy limitiert allerdings oft noch die Darstellung der Menüs.

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