Zeit- und Kostenbudget verfehlt

ERP-Projekte: Alte Probleme, neue Gründe



Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Schlechtes Projekt, gutes Produkt

Bemerkenswert ist, dass die Zufriedenheit mit den ERP-Herstellern und ERP-Systemen keineswegs schlecht ausfällt. Ist der Ärger aus der Projektlaufzeit erst einmal verflogen, finden 70 Prozent der Teilnehmer ihre Software gut und mehr als drei von vier Befragten würde die Lösungen noch einmal wählen. Das ist bemerkenswert, wo doch nur 63 Prozent ihr ERP-Projekt auch als Erfolg verbuchen würden.

Das mag auch an der unklaren Definition von Erfolg liegen. Ganz oben auf der Liste der Anforderungen an das neue ERP-System stehen etwa eine erhöhte Geschäfts-Performance, die verstärkte Integration von Systemen über mehrere Niederlassungen hinweg und eine verbesserte Kundenbetreuung. Ob diese Ziele erreicht werden, ist vielfach unklar, weil - so die Beobachtung der Berater von Panorama - eine Nachbetrachtung der Projekterfolge etwa im Rahmen eines Audits und eine Kommunikation über die Resultate fehle. Das ist insbesondere in solchen Firmen zu beobachten, die ihre ERP-Projekte als Misserfolg bewerten.

"Unternehmen, die keinen Business Case entworfen haben und die Projektergebnisse nicht mit dem erwarteten Nutzen abgleichen, haben es schwierig, den Erfolg zu definieren. Wenn man mit den Nutzern und den Stakeholdern zusammenarbeitet, um die Ziele und die Erwartungen zu formulieren, ergeben sich bessere Messgröße für eine spätere, realistische Einschätzung der Zufriedenheit und des Erfolgs", heißt es in dem aktuellen ERP-Report.

ERP-SaaS ist eine seltene Wahl

Die Umfrage zeigt zudem, dass ERP-Lösungen aus der Cloud derzeit eine Randerscheinung sind: 85 Prozent der Befragten haben sich für eine klassische on-Premise-Installation im eigenen Data Center entschieden. Elf Prozent lassen die ERP-Installation von einem externen Provider hosten. Den Public-Cloud-Offerten im SaaS-Modus (Software as a Service) vertrauen nur vier Prozent der Teilnehmer. Damit ist die Reichweite der Cloud-Angebote sogar rückläufig. Zählt der Report in diesem Jahr insgesamt 15 Prozent Cloud-Nutzer (ERP-Cloud plus SaaS), waren es im Jahr zuvor noch 18 Prozent.

Befragt nach den Gründen ihrer Zurückhaltung, sagten die Meisten, dass sie zu wenig über ERP-Cloud-Angebote wissen (45 Prozent) und das Sicherheitsrisiko scheuen (30 Prozent). Letzteres, so betonen die Berater von Panorama, ist unbegründet. Ihrer Beobachtung zufolge sind die Lösungen der Cloud-ERP-Provider sicher und zuverlässig.

Dennoch dürften sich die SaaS-Anbieter im ERP-Umfeld auch weiter auf schleppende Geschäfte einstellen. Das für sie wichtige Verkaufsargument der günstigen Betriebskosten hält offenbar den geschürten Erwartungen in der Praxis nicht immer stand. 54 Prozent haben Einsparungen zwischen Null und 40 Prozent erhoben. Das klingt nicht schlecht, dennoch raten die Panorama-Experten mit Blick auf die Langzeitkosten: "Unternehmen, die den Cloud-Einsatz aus finanziellen Gründen erwägen, sollten die tatsächlichen Kosten über die gesamte Laufzeit betrachten."

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