Microsoft-Partner Alnamic führt Dynamics AX bei AC-Motoren ein

ERP-Software und das Gefühl von Freiheit

Konrad Er hat Publizistik und Germanistik in Berlin studiert und anschließend eine Fortbildung zum IT-Fachjournalisten absolviert. Erste Erfahrungen im Job sammelte er als Freier Redakteur bei der COMPUTERWOCHE in München. Seit gut 30 Jahren arbeitet er als freier Journalist und Kommunikationsberater in Düsseldorf.
Timo Klussmann und die 80-köpfige Belegschaft der AC-Motoren GmbH haben seit Einführung ihrer Microsoft Dynamics AX-Lösung durch die alnamic AG aus Neuss ein sehr gutes Gefühl für alles, was in ihrem Unternehmen läuft.

Wer im hessischen Eppertshausen durch das Industriegebiet und auf die mächtige große hellgraue Halle der AC-Motoren (ACM) zufährt, gewinnt nicht sofort den Eindruck, dass sich hier Software der neuesten Generation am Werkeln ist. Auch dann noch nicht, wenn Geschäftsführer Timo Klussmann und Vertriebschef Axel Schwab in einem eher schmucklosen, aber funktionalen Raum im Dachgeschoss der Halle zum Gespräch bitten. Erst dann, wenn durch die Innenfenster des Büros der Blick auf das 16.000 Quadratmeter riesige Hallen-Innere geht, ahnt der Besucher: Da ist ordentlich was im Gange.

Datenblatt einses Drehstrom-Asynchron-Motors von AC Motoren
Datenblatt einses Drehstrom-Asynchron-Motors von AC Motoren
Foto: AC-Motoren

47,5 Tonnen Motoren gehen in Eppertshausen jeden Tag über die Rampe, das sind 33,5 VW-Golf oder 8 Afrikanische Elefanten, haben Klussmann und Schwab mal ausgerechnet. Um diesen Durchsatz zu realisieren, muss ACM einen Lagerbestand von rund 150.000 Elektromotoren, eine Produktion für Sonderanfertigungen, zusätzlich alle Prozesse für Einkauf, Fertigung, Versand und Verwaltung so steuern, dass der Laden brummt. "Seit wir das mit MS Dynamics AX tun, läuft unser Unternehmen nicht nur besser, sondern ist auch für zukünftiges Wachstum bestens gerüstet," sagt Klussmann.

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ACM ist seit 20 Jahren erfolgreich am Markt und hat sich im Segment Drehstrom-Asynchron-Motoren mit rund zehn Prozent Marktanteil neben Branchengrößen wie Siemens oder ABB fest etabliert. Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens ist, dass es genau die Motoren in genau der Ausprägung und Stückzahl liefern kann, die der Kunde braucht. Hierfür hatte ACM schon immer ein hohes Maß an Fertigungs-Präzision, Logistik-Kompetenz und Reaktionsvermögen auf Kunden-Anforderungen gezeigt - und sich schnell am Markt durchgesetzt.

Schwab dazu: "Wir können extrem schnell, innerhalb von 24 oder 48 Stunden, je nach Kundenbedarf aus einer riesigen Produktpalette, die wir hier am Standort bevorraten, weitestgehend alle Kundenwünsche bedienen." Mit ihrer neuen ERP-Software sind die Mittelhessen aus der Nähe von Darmstadt jetzt in der Lage, diese Assets zusammen mit ihrer dynamischen IT zu einem Wachstumsmotor par Excellence zu formen und dabei ihre Stärken Geschwindigkeit Produktvielfalt voll auszuspielen.

Sicherheit durch großen Hersteller und lokalen Implementierungspartner auf Augenhöhe

Wesentlicher Auslöser dafür, sich Anfang 2016 nach einem neuen System umzusehen, waren Klussmann zur Folge die immer drängenderen Fragen bezüglich Betriebssicherheit. "Wir hatten vorher eine von einem kleineren Systemhaus hier aus der Gegend selbst entwickelte Software bei uns im Einsatz. Dieses ERP-System war nicht schlecht, aber da war immer die Frage, was passiert in Zukunft, sollte die Software mal nicht weiterentwickelt werden."

Zur neuen Lösung gekommen sind Klussmann und Co. durch einen klug gestalteten Auswahl- und Einführungsprozess. Hierfür stellte das Unternehmen klare Entscheidungskriterien auf und bezog dabei vor allem die zukünftigen Nutzer eng mit ein. Die Kriterien waren unter anderem Bedienerfreundlichkeit, funktionale Tiefe, einheitliche Datenbasis, innovative Möglichkeiten zur Gestaltung von Prozessen, Vermeidung von Fehlern und Redundanz, und nicht zuletzt absolute Durchgängigkeit im System. Unumgänglich war für Klussmann wie für Schwab die Kopplung von Produkt- und Dienstleister-Auswahl. Eine Software kann noch so gut sein, aber ohne den passenden Implementierungspartner, so beide ACM-Manager unisono, "kriegen Sie ein solches Umstellungsprojekt mit mentalen Barrieren und strukturellen Hindernissen nicht gewuppt!"

Ein ERP-Projekt ist weit mehr als nur der Kauf von Software

Und weil auch im Software-Geschäft die menschliche Note eine zentrale Rolle spielt, konnte das Team der alnamic im Auswahl-Finale, als nur noch drei Lösungen und ihre Berater im Rennen waren, entscheidend punkten. "Denn wir kaufen ja nicht nur Software, sondern auch Leute, die sie einrichten und dabei in einer für uns ebenso wichtigen wie kritischen Unternehmensphase sehr eng mit uns zusammenarbeiten," betont Schwab. Die Implementierungsspezialisten zeigten einen angenehm verbindlichen, konkreten Stil und hätten in jeder Situation schnell Antworten auf die Fragen bei ACM geliefert. Außerdem habe das Team gerade in der kritischen go-live Phase neben dem Coding selber Wichtiges geleistet: Ruhe ausgestrahlt, Sachlichkeit gezeigt, und hohe Einsatzbereitschaft bis in die Abendstunden und am Wochenende an den Tag gelegt.

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Insgesamt erwies sich die Kooperation mit den Dynamics-Experten der alnamic AG als echter Glücksgriff. Das Problem des Imports von rund 6.000 Artikeldaten, die im Altsystem nicht in der erforderlichen Qualität vorlagen, wurde von der alnamic AG aus Neuss professionell gelöst. Diese Daten musste das Implementierungsteam einzelnen oder in Gruppen sichten, prüfen, ergänzen und übertragen. Ein Job, den das Team der alnamic, laut Schwab exzellent abwickelte. Seitens ACM erhielt er dabei fachlich-kundenseitige Unterstützung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Technik, Vertrieb und Marketing. Das Team bildete anschließend sämtliche Prozesse in Dynamics ab und verknüpfte sie mit dem Datenmodell der Software.

Heute erlaubt der Produkt-Konfigurator in Dynamics die einfache Abwicklung aller Schritte bei der Modifikation von Motoren auf Kundenwunsch. Inklusive Übernahme und Übergabe von Daten aus Einkauf, Produktion, Versand oder Reklamation. Das erleichtert die Steuerung der Umbauten selber, reduziert Fehler, und bildet die jahrelange Erfahrung aus der Produktion so ab, dass neue Kollegen schnell eingearbeitet und das Wissen der Stammbelegschaft für alle verfügbar ist.

Power-BI, Datenanalyse und deren Visualisierung als Zugabe

Dazu kommt die komplette Prozesssteuerung im ERP-System von Microsoft. ACM kann von der Bestellung bei seinen Lieferanten, über die Ankunft im Lager Eppertshausen, das Picking der Lagerware für die Lieferketten der Kunden, die Bearbeitung in der Produktion und bis zum Versand im Container an den Kunden alle Vorgänge in Echtzeit sehen, womöglich aufgetretene Fehler nachvollziehen, Probleme erkennen und abstellen. Und jede Abteilung, die auf dieser Kette sitzt, hat ihre Teilprozesse im Blick.

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Was Schwab jeden Tag wieder an Dynamics beeindruckt, sind die Auswertungen und Controlling-Möglichkeiten. Am gleichen Strang zieht Klussmann: "Sie können Ihre gesamten Vorgänge mit Power-BI visualisieren, also Dashboards anlegen, und sich dann unterschiedliche Auswertungen zusammenstellen." So konnte ACM etwa im Bereich Reklamationen erkennen, wo und in welcher Häufigkeit welche Reklamationsgründe aufliefen - und entsprechend reagieren. Oder in den Konfigurator-Darstellungen lässt sich ablesen, dass einzelne Motor-Varianten sich aktuell nicht verkaufen lassen, weil Teile fehlen oder Verarbeitungskapazitäten nicht frei sind.

Nicht zuletzt lassen sich im Bereich Reklamation Fehler und Fehlertypen bei Motoren und deren Einsatzweisen bei Kunden erkennen. So kann ACM dem Kunden Voraussagen beispielsweise in der Hinsicht machen, dass bei bestimmen Einsatzgebieten auffallend oft Lackprobleme auftreten. Damit profitieren ACM-Kunden von der Datenqualität ihres Anbieters. Nichts anderes sei beiden Managern zufolge im Übrigen mit Digitalisierung gemeint: Gegenstände und Vorgänge zu Daten zu machen, Daten zu Informationen zu veredeln, und diese im System so zu analysieren, dass zusätzliche Werte entstehen.

Das AC-Motoren-Werk im hessischen Eppertshausen .
Das AC-Motoren-Werk im hessischen Eppertshausen .
Foto: AC-Motoren

Generell wird nach den Worten von Schwab durch Digitalisierung der Takt auch in seiner Branche immer enger: "Dem müssen Sie sich nicht nur stellen, sondern in Angebot und Leistungsspektrum auch überdurchschnittlich gut sein." So werde verlangt, Geschäftsmodell-Erweiterungen, technische Verbesserungen oder Anwendungs-Ideen parat zu haben. "Kunden lieben innovative Anbieter!" Beispiel Energieeffizienz: "Viel interessanter als nur einzelne Motoren nach den Effizienzklassen IE1-4 zu bewerten, ist es für unsere Kunden, die Energieeffizienz ganzer Anlagen zu verbessern." In einer Pumpenanlage habe man neben dem Motor auch Ventile und viele weitere Komponenten, die bei genauerem Hinsehen Verlustquellen darstellen können. Solche Zusammenhänge jetzt betrachten und sich mit Kunden darüber austauschen zu können, hebe ACM auf eine vollkommen neue Kooperations-Ebene.

Geschwindigkeit ist keine Hexerei, sondern komplexer Code mit cooler Oberfläche

Hinzu kommt der Turbo-Effekt durch Dynamics, der die ACM-Geschwindigkeit in jeglicher Hinsicht erhöht: Die Antworten des Anbieters auf Konfigurations-, Bestell- oder Reklamationsanfragen und nicht zuletzt die Lieferzeiten. Schwab: "Das ist essenziell, denn wer seine Antworten nicht schnell genug bei uns bekommt, geht direkt zur Konkurrenz." Lieferzeit entscheidet auch bei den ACM-Kunden selber immer häufiger darüber, ob sie ein Kundenprojekt gewinnen oder nicht. Der Anbieter sieht sich hier ganz dicht am Anfang der Nahrungskette. Irgendwann komme bei der Planung einer Anlage der Motor ins Spiel, immer drohe das festliegende Abgabedatum, und da werde plötzlich die Frage der Verfügbarkeit von Zulieferteilen entscheidend. "Da können wir uns als Anbieter nicht zurücklehnen, sondern sind den Kunden gegenüber im Obligo, dass ihre Projekte klappen."

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Klussmanns Fazit ist wie ein Bekenntnis zu Big Data & Data Mining: "Wir bauen hier einen Datenpool auf, den wir in Zukunft nach Interessensgebieten analysieren und auswerten können." Damit sei ACM allein durch die Anwendung dieser Software, die dauernd Daten produziert, bereits mit einem Bein fest in der digitalen Zukunft. Nämlich der Möglichkeit, erweiterte Services aus Daten zu generieren und damit zu Erkenntnissen und Leistungen zu kommen, die zuvor nicht denkbar waren.

Heute verkauft ACM Bewegung, in jeder Hinsicht. Bewegung aus technischer, Beweglichkeit aus organisatorischer und logistischer Sicht, und selbst bewegende Momente dann, wenn eine Kombination aus Funktion und Anmutung gefragt ist. Auf Luxusyachten nämlich kommt es nicht allein auf Leistung oder Eleganz an, sondern auch darum, dass der Motor im Maschinenraum exakt die gleiche Hochglanz-weiße Lackierung hat wie alles andere an Bord.

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