Troubleshooting im LAN

Erste Hilfe fürs Netzwerk

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Anstöpseln und loslegen - diese Haltung führt im LAN schnell ins Chaos. Christoph Becker, Senior Consultant bei D-Link, erklärt gegenüber der COMPUTERWOCHE typische Fallstricke und wie sie zu vermeiden sind.

Alles ist sorgfältig verlegt und angeschlossen, dennoch streikt das Netz - eine Applikation funktioniert nicht oder die neue Multimedia-Applikation zickt herum. Wer jetzt bei der Fehlersuche falsch vorgeht, verschlimmbessert womöglich das Problem.

Foto: Fotolia / Parris Cope

Hier hat D-Link-Senior Consultant Christoph Becker einen Ratschlag parat, der auf den ersten Blick ungewohnt und fast schon paradox klingt: Egal, ob Heimnetz oder Corporate Network, bei der Fehlersuche sollte der User auf der untersten Schicht des OSI-Layers, also im Zweifelsfall mit der Netzebene 1 beginnen und sich dann nach oben arbeiten. Ungläubig halten wir ihm entgegen, dass wir genau andersherum vorgehen würden, denn auf den oberen komplexeren Netzschichten gäbe es ja vielmehr Fehlerquellen.

Eine Argumentation, die Becker im Prinzip teilt, gleichzeitig hält er uns aber entgegen: "Und was haben Sie davon, wenn Sie auf den oberen Ebenen den Fehler suchen, in Wirklichkeit aber ein Kabel einen Ermüdungsbruch hat? Sie haben die doppelte Arbeit, weil sie sich oft mit der Fehlersuche auf der falschen OSI-Ebene auch noch ihre Netzeinstellungen zerschossen haben." Er empfiehlt deshalb, sich bei der Suche unbedingt von der untersten OSI-Ebene nach oben vorzuarbeiten und so Fehlerquellen auszuschließen.

Fehler: Tückische Ethernet-Kabel

Auch optisch unbeschädigt wirkende Kabel sollten überprüft werden.
Auch optisch unbeschädigt wirkende Kabel sollten überprüft werden.
Foto: sxc.hu, eNex

Der erste Blick sollte dabei den verwendeten Kabelverbindungen gelten, wie wir aus leidvoller Erfahrung selbst wissen. So brachte uns einmal ein NAS-Test fast zu Verzweifelung: Mit Fast Ethernet erzielten wir Messergebnisse, die im Rahmen des zu erwartenden waren. Schlossen wir dagegen ein Gigabit-Ethernet-Device an, brachen die Leistungen drastisch ein. Eine zeitraubende Überprüfung der Switches, Netzkarten etc. zeigte keine Auffälligkeiten. Erst als wir das optisch unbeschädigte Cat5e-spezifizierte Kabel - das ja mit Fast Ethernet funktionierte - austauschten, war der Spuk vorbei. Da der einfache Kabelaustausch, im Heim- oder Testnetz meist noch problemlos möglich, im Enterprise-LAN nicht so einfach ist, ist die Anschaffung eines Kabeltesters dringend ratsam. Dabei sollte das Testgerät aber auch alle Übertragungsarten (vollduplex, Gigabit Ethernet etc.) beherrschen, die später im Alltag gefahren werden.

Fehler: Ethernet-Treiber

Eine andere tückische Fehlerquelle stellen die Netzwerktreiber für die Interface-Karten dar. Auch wenn es uns noch nicht selbst passiert ist, so berichten User immer wieder davon, wie die seltsamsten Netzfehler mit einem Upgrade der Ethernet-Treiber verschwanden. Wer auf den Seiten des Motherboard- oder Netzwerkkarten-Herstellers keine neueren Treiber findet, sollte die Flinte nicht gleich ins Korn werfen. Die Chipsatz-Hersteller der Netz-Interfaces offerieren meist aktuelle generische Treiberversionen. Bei Windows-Systemen finden sie den Chipsatzhersteller in der Regel im "Gerätemanager" unter "Netzwerkadapter".

Fehler: Jumbo-Frames

Eine weitere, oft übersehene Performance-Bremse sind die so genannten Jumbo-Frames, also überlange Ethernet-Pakete. In Gigabit-Ethernet-Umgebungen sollen sie - zumindest in der Theorie - die Performance bei der Übertragung großer Dateien oder Multimedia-Files deutlich steigern. In der Praxis erlebten wir allerdings das Gegenteil: Deutliche Leistungseinbußen. Die eigentlich clevere Idee der Jumbo-Frames hat nämlich einen Haken: Alle Devices im Netz müssen diese Transferart unterstützen. Erschwerend kommt hinzu, dass dieses Verfahren nicht standardisiert ist, womit in heterogenen Umgebungen Probleme fast programmiert sind. Unser Ratschlag lautet deshalb: Deaktivieren Sie die Jumbo-Frames bis Sie die reibungslose Netzkommunikation in allen Betriebszuständen garantieren können. Danach können Sie mit diesem Performance-Booster experimentieren.

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