Erste Produkte ab März in den Regalen

03.04.1999

MÜNCHEN: IBM und Boeder haben ein Distributions- und Lizenzabkommen geschlossen. Dadurch wird es Computerzubehör wie Mäuse, Scanner oder Lautsprecher in Zukunft in Retailmärkten unter dem IBM-Logo geben. Fachhändler können über Boeder die Stückzahlen einkaufen, die sie brauchen. Bisher konnten die Consumer-Produkte nur palettenweise bestellt werden.Den Namen Boeder verbinden die meisten mit Faxpapier und Disketten. In den vergangenen Jahren mußte sich das Unternehmen jedoch wandeln, denn mit beiden Produkten ist im schnellebigen IT-Markt kein Staat mehr zu machen. Jetzt will sich Boeder zum Anbieter von Computer- und Multimedia-Zubehör und Retail-Distributor mausern.

IBM, die den Consumer-Markt bereits mit den Aptiva-Computern und den Thinkpads der "I-Serie" bedient, macht sich Boeders Kompetenz im Zubehör-Geschäft zunutze und hat mit dem Unternehmen einen Distributions- und Lizenzvertrag unterzeichnet. "Unser Ziel ist, mit den PC-Optionen ein drittes Standbein aufzubauen", erklärt Hansjörg Frey, Leiter IBM Consumer-Geschäft.

Die ersten Produkte wie Mäuse, Lautsprecher, Speichermedien oder CD-Archivierungssysteme werden ab März an die Retailmärkte ausgeliefert. Außerdem im Programm ist diverses Zubehör wie Reinigungsprodukte, Kabel, Switches, Wrist Pads und Peripherie-Produkte wie Kopfhörer oder Mikrofone.

Kooperation umfasst zwei Aspekte

Die Kooperation besteht aus zwei Teilen. Zum einen distribuiert

Boeder die "Consumer Options", die IBM bereits anbietet. Zum anderen entwickelt und wählt Boeder Produkte für IBM aus. Nachdem Big Blue sie unter die Lupe genommen und qualifiziert hat, kauft Boeder in großen Mengen ein und vertreibt sie europaweit an 6.000 Retail-Outlets. "Boeders Aufgabe ist, den Fachhandel mit den Stückzahlen zu bedienen, die er wünscht", erklärt Frey. Während

die "Consumer-Options"-Produkte bisher über die Broadliner nur palettenweise erhältlich gewesen seien, könnten Computershops über Boeder jetzt auch kleinere Stückzahlen ordern. Die Retailer bedient der Distributor mit Rackjobbing. Dazu besuchen Mitarbeiter die Outlets, nehmen Bestellungen an und bestücken die Regale. Außerdem sorgen sie für POS-Material und die Regalpräsentation.

Die IBM-Produkte erhalten alle ein eigenes Design. Der Endkunde merkt nicht, daß IBM nur den Markennamen für das Produkt zur Verfügung stellt. Boeder will nur hochqualitative Ware für IBM einkaufen und vertreiben. Daneben wird es in den Retail-Märkten weiterhin die preiswertere Marke "Boeder" geben. "Die Handelsmarke Boeder ist für uns der absolute Fokus", betont Norbert Lorenz, Geschäftsführer der Boeder Holding GmbH, "Boeder- und IBM-Produkte stehen nebeneinander im Regal." Während IBM mit den Aptiva-PCs fast den Preispunkt von No-Name-Rechnern erreicht, wird es beim Zubehör nicht so weit kommen: "Wir werden keinen IBM-Joystick für 29 Mark anbieten", wirft Big-Blue-Manager Frey ein.

"Category Management"

Die Strategie, die hinter diesem Abkommen steckt, bezeichnet der Boeder-Chef als "Category Management". Das Kaufverhalten der Kunden wird immer schwerer abschätzbar. Wer bei einem Produkt zur teuren Marke greift, kauft das andere dagegen so billig wie möglich. Der Konsument habe mit den IBM- und Boeder-Produkten jetzt die Wahl zwischen Brandname und Handelsmarke, erläutert Lorenz. Wer Wert darauf legt, daß eine Diskettenbox den Namen IBM trägt, soll sie bekommen. Für dieses Jahr erwarten beide Unternehmen mit rund zehn Produkten einen europaweiten Umsatz von zehn Millionen Mark. (is)

IBM und Boeder starten die Kooperation mit Festplatten der IBM-Deskstar-Familie, mit dem Scanner "Ideascan" und der Scroll Point Mouse. Boeder übernimmt in den Retail-Märkten das Rackjobbing.

Zur Startseite