"Es gilt, 130.000 Objekte weltweit zu überwachen."

23.11.2000
Dass auch ein kleines Systemhaus ein Millionenprojekt stemmen kann, und das bei der drittgrößten Bank Deutschlands, beweist das Engagement der Münchner Net Age GmbH beim Aufbau eines Netzwerk-Management-Systems für die Commerzbank.

Auf dem vorjährigen "HP Openview"-Partner-Treff war nicht etwa der ehemalige Olympiasieger Michael Groß ("Albatros") der Star, sondern ein kleines Systemhaus aus München. Der Net Age GmbH gelang es nämlich, ein Millionenprojekt bei der Commerzbank AG zu ergattern.

Die gerade eine Handvoll Leute zählende Firma wurde von der Bank beauftragt, Ordnung in ihr LAN und WAN zu bringen. Ein in dieser Richtung bis Anfang 1998 fortgeführtes Projekt hatte sich als Flop erwiesen. "Nachdem wir bereits bei anderen Großbanken ähnliche Projekte erfolgreich durchgeführt hatten, empfahl uns der Netzwerkausrüster Cisco auch der Commerzbank", erinnert sich Erwin Buga, Geschäftsführer der Net Age GmbH.

Frühlingserwachen

Anfang Mai 1998 wurde es dann ernst: Als System zur Netzwerküberwachung entschieden sich die Münchner für den "Network Node Manager" (NNM) auf der System-Management-Plattform "HP Openview" - und das obwohl die Commerzbank bis dahin als strate- gischer Kunde von Tivoli galt, einer der ernsthaftesten Wettbewerber von Hewlett-Packard auf diesem Gebiet.

Net Age startete mit der Version 5 des Network Managers und installierte sie auf einem Vier-Prozessor-Sun-Server "E 10000", der mit vier GB Hauptspeicher ausgestattet war. Ende 1998 ging dann die Software in den produktiven Betrieb über. "Bereits zu diesem Zeitpunkt waren wir in der Lage, alle im weltweiten Netz der Commerzbank werkelnden Router und Switches, damals 55.000 an der Zahl, zu überwachen", ruft sich Peter Solmsdorf, der zuständige Projektleiter bei Net Age, die damalige Situation ins Gedächtnis.

Doch damit war das Projekt keinesfalls abgeschlossen, das Netzwerk der Bank wuchs stetig, und auch die Zahl der Netzobjekte nahm andauernd zu. "Schon bald konnten wir mit den uns zur Verfügung stehenden Werkzeugen nicht mehr alle Fehler verfolgen", berichtet Solmsdorf.

Es ergab sich ein Zusatzbedarf an Kontrollmechanismen. Daraufhin nahm Net Age ein neues Projekt in Angriff. Dabei machten sich die Münchner vorhandene Schnittstellen der Software zunutze und konnten so die Signalisierung von Problemfällen entsprechend den Vorgaben des Kunden beschleunigen. "Es ging darum, schneller als bei dem bis dato gültigen Abfragerhythmus ("polling cycle") den Zustand des Netzwerkes jederzeit zu erkunden", schildert der Net-Age-Projektleiter.

Das gelang auch, und die Reaktionszeiten wurden verkürzt: auf zwei Minuten bei allen Core-, Distribution- und Extension-Routern, auf fünf Minuten bei allen Filial- und Access-Routern sowie auf zwei Stunden bei sonstigen IP-gebundenen Netzwerkkomponenten. Der Zustand aller nicht IP-basierenden Objekte wird von nun an einmal am Tag abgefragt. Insgesamt gab es im September 1999, als die neue Version der Netzwerkadministration in Betrieb ging, 97.000 Netzwerkgeräte zu über-wachen.

Versionswechsel zum Browser

Kurz darauf haben die Mannen von Net Age den Versionswechsel auf HP Openview Network Node Manager V6 realisiert. Damit kann das Commerzbank-Netz komplett ü-bers Web administriert werden, das heißt, der Client benötigt nur noch einen herkömmlichen Web-Browser - und natürlich die entsprechende Berechtigung, um ins firmeninterne Netz einzugreifen.

Ebenfalls über das HTTP-Protokoll erreichbar sind die neuen von Net Age zusätzlich implementierten Polling-Funktionen. So wird etwa die Alarmmeldung von einer eigens hierfür entwickelten Programmumgebung COEV ("Correlating Events") gesteuert. "Alle im Netz auftretenden Probleme bekommt so der Operator auf einer dynamisch erzeugten Web-Seite übersichtlich präsentiert", preist Solmsdorf die Lösung an.

"Auf den von Hewlett-Packard mitgelieferten ‚Event Browser‘ haben wir verzichtet", so der Projektleiter weiter. Stattdessen werden nur die tatsächlich ernsthaften Probleme angezeigt: "Mit Hilfe der von uns entworfenen ECS-Regeln ("Event Correlation System") haben wir die Flut an Alarmmeldungen eingedämmt", schildert der Net-Age-Spezialist die momentane Situation.

Seiner Aussage nach werden neu hinzugefügte Netzwerk-Ressourcen automatisch eingepflegt, auch der Backup der dazugehörigen Datenbank innerhalb des Network-Node- Managers erfolge automatisch - inklusive einer Konsistenzprüfung.

Alle Netzwerküberwachungsprozesse, insgesamt elf an der Zahl, laufen als so genannte "cron jobs" - zeitlich festgelegte Unix-Routinen - auf der Solaris-Maschine. Und die aus diesen Cron Jobs resultierenden Daten werden über den "Logfile Monitor" auf einer Web-Seite präsentiert. "Mit Hilfe dieser Ergebnisse ist der Systemadministrator jederzeit auf dem Laufenden, was sein Netzwerk betrifft", so die Aussage des Projektleiters bei Net Age.

Nachfolgeprojekte in Aussicht

Gelohnt hat sich das Projekt für Net Age auf jeden Fall. Mittlerweile bei einem Umfang von einer knappen Million Mark angelangt, geht es immer noch weiter: "Wir testen gerade ein verteiltes Managementsystem", berichtet Solmsdorf. Ziel ist dabei, mehrere voneinander unabhängige Systeme zu installieren, die jeweils nur einen Bereich des Netzwerkes überwachen und anschließend die Ergebnisse der Überprüfung an eine zentrale Station weiterleiten ("dis- tributed management" und "collection station").

Ferner plant Net Age, das eigene COEV-Systeme weiter auszubauen. "Eigens für eine Abteilung, die bei der Commerzbank das IP-basierende Accounting betreibt, haben wir eine Perl-Routine erstellt, welche die hierfür benötigten Daten täglich aus dem internen Data Warehouse extrahiert", so Solmsdorf gegenüber ComputerPartner. Das Ganze soll dann als der zwölfte Cron Job ins System aufgenommen werden.

Und damit noch nicht genug: Das Münchner Systemhaus arbeitet derzeit an neuen Mechanismen zur Überprüfung des Netzstatus; die unterschiedlichen Objekte, derzeit immerhin fast 130.000, sollen nun noch flexibler behandelt werden. Ein Schwerpunkt liegt hier auf dem ATM-Bereich (Asynchronous Transfer Mode) des Netzwerks. Darüber hinaus werden die aus dem Network-Node-Manager heraus erzeugten Reports nochmals umgewandelt und an die Bedürfnisse der Commerzbank angepasst. Auch hierfür hat Net Age einige Perl-Scripts modifizieren müssen.

Nur Gutes zu vermelden

Über die Arbeit des Münchener Systemhauses weiß der bei der Commerzbank für die Netzwerk-Services verantwortliche Gruppen- leiter Rolf Lautenschläger nur Positives zu berichten: "Mit unserem Dienstleister Net Age sind wir vollauf zufrieden. Ich habe selten eine Firma erlebt, die dermaßen geräuschlos und erfolgsorientiert arbeitet." (rw)

www.openview.hp.com

Kundenportrait

Firmenname: Commerzbank AG

Adresse: Mainzer Landstr. 155

60327 Frankfurt

www.commmerzbank.de

Ansprechpartner: Rolf Lautenschläger

Gruppenleiter Netzwerk-Services

Zentraler Servicebereich Information Technology Products (ZIT P 3.24)

E-Mail: Rolf.Lautenschlaeger@commerzbank.com

Tel.: 069/13 62 53 49

Dienstleistungsportfolio: Universalbank; Privat-, Geschäfts- und Großkundenbetreuung; Investment-Banking; Leasing, Fondsmanagement, Immobilienhandel

Gründungsdatum: 26.2.1870

Mitarbeiter: 36.382

Bilanzsumme: 428,4 Milliarden Euro (zum 30.9.2000)

Gewinn: 1.438 Milliarden Euro (zum 30.9.2000)

VARportrait

Firmenname: Net Age Solutions GmbH

Adresse: Dingolfinger Str. 6

81673 München

www.netage.de

Ansprechpartner: Peter Solmsdorf

E-Mail: peter.solmsdorf@netage.de

Tel.: 089/66 65 84-0

Fax: 089/66 65 84-11

Dienstleistungsportfolio: Gestaltung und Umsetzung von Geschäftsabläufen in der Kunden-IT-Infrastruktur innerhalb der Bereiche Telekommunikation, Sicherheit, Netz- und Systemmanagement

Gründungsjahr: 1997

Mitarbeiter: 28

Umsatz: 4,8 Millionen Mark (1999)

Referenzkunden: Commerzbank, Dresdner Bank, Hypovereinsbank, Siemens, Brose, Deutsche Flugsicherung

Solution Snapshot

Kunde: Commerzbank Frankfurt

Problemstellung: Aufbau eines zentralen Netzwerkmanagementsystems für LAN und WAN

Lösung: -Einführung und Anpassung des "HP OpenView Network Node Managers" in einem verteilten Monitoring-System; Entwicklung einer kundenspezifischen Schnittstelle für die Netzwerkbeobachtung

Hardware-Plattform: Server "E 10000" von Sun, vier Prozessoren, vier GB Hauptspeicher

VAR: Net Age Solutions GmbH

Kontaktaufnahme: Anfang 1998 duch Empfehlung von Cisco

Verhandlungsdauer: 3 Monate

Implementierungsdauer: 2 Jahre

Aufwand des VARs: 4.746 Mannstunden

Kostenumfang: 960 TDM

Service-Anteil: 100 Prozent

Service-Verträge: keine, nur Installation der Software

Schulung: Schulung des Projektteams und der Anwender

Benefit für Kunden: -Die derzeit circa 130.000 Objekte im Netzwerk werden je nach Priorität im im 1- bis 10-Minuten-Bereich überwacht; die entsprechenden Alarmmeldungen erscheinen im Web-Front-End

Benefit für VAR: - Ausbau des vorhandenem Know-hows beim Umgang mit den Netzwerkobjekten; Aufbau eines verteilten Monitoring-Systems zur Performance-Steigerung

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