Es ist Cebit: Und wer geht noch hin?

17.02.2000

Weihnachten und die Cebit haben einiges gemeinsam: Alle Jahre wieder findet das eine wie das andere Spektakel statt - und immer wieder das gleiche Theater. Jedem graust es davor, aber es gibt kein Entrinnen. Vor Hannover flucht bereits jeder über das unberechenbare Wetter, überfüllte Verkehrsmittel, Menschenschlangen, wohin man sieht, die überhöhten Preise und die Scharen von Beutelratten (auch Endverbraucher genannt), die mit abgezockten Werbegeschenken wild um sich schlagen.

An Weihnachten wird sich wohl auch im Jahr 2000 nicht viel ändern. An der Cebit dagegen schon. Zuerst am Termin: Statt Ende März findet die Messe diesmal im Februar statt (man sollte also nicht die übliche Erkältung nach Hannover einplanen, sondern eher eine Lungenentzündung). Feste Größen werden diesmal im Ausstellerkatalog fehlen: Die Distributoren beziehungsweise Broadliner kommen nur noch als Hersteller nach Hannover und präsentieren dort ihre jeweiligen Eigenmarken - allerdings mit stark reduzierter Standfläche und Mannschaft. Der Grund für das Ausbleiben ist allseits bekannt: Der Streit zwischen den Distis und der Deutschen Messe AG um die Halle 10, in die sich keiner abschieben lassen will. Plötzlich sind die Broadliner nicht mehr erwünscht, und im Oktober postulierte Messevorstand Hubert Lange: "Die Cebit ist eine reine Herstellermesse." Soll heißen: Distis und Importeure unerwünscht. Die Aussage ist zwar nicht neu, hat aber erstmals Konsequenzen.

Für den Fachhandel stellt sich damit (mal wieder) die Frage: Soll ich mir die Cebit in diesem Jahr noch antun oder nicht? Ohne die Distributoren fehlt ein wichtiger Branchenfaktor in Hannover. Obwohl die Deutsche Messe AG die Halle 10 gerne als sogenanntes Händlerzentrum bezeichnet, kann es sich dabei nur um einen Witz handeln. Denn hier haben die Messeorganisatoren alles kunterbunt zusammengewürfelt. Die Begeisterung der "qualifizierten Besucher", wie es so schön heißt, dürfte sich über das Angebot in Grenzen halten. Unter den 97 Ausstellern in der Halle mit den vier Stockwerken finden sich nur wenig bekannte Namen wie Adiva, Comteam, Eno-Telecom, NT-Plus, Phonet, Computerlinks oder ABC. Ansonsten treffen sich dort die No-Names der IT-Branche oder so illustre Aussteller wie Brockhaus Duden Meyer und Langenscheid, die man eher auf der Frankfurter Buchmesse vermuten würde.

Bei der ganzen Entwicklung fällt auf, dass es von der Herstellerseite kein lautstarkes Protestgetöse gab. Der Grund ist nicht schwer zu erraten: Sie sparen damit die Gelder, die sie vorher ihren Distributionspartnern für deren kostenintensiven Cebit-Auftritt in den Rachen schieben mussten. Dennoch werden die Broadliner nicht leer ausgehen - immerhin hat der eine oder andere bereits als Alternative eine Hausmesse angekündigt, die dann im Endeffekt wieder von den Herstellern finanziert wird, aber kostengünstiger.

Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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