Es ist ein "Internet-Rechner": Compaq lüftet das Ipaq-Geheimnis

18.11.1999
MÜNCHEN: Sein Codename lautete "Vista". Seit letzten Mittwoch ist sein Geheimnis gelüftet: Compaqs neuester Rechner, den das Unternehmen als "Internet Device" (Gerät) positioniert, wird ab Januar in den USA unter dem Namen "Ipaq" verfügbar sein.

Schon im Namen steckt das Apple-Vorbild: Ein Rechner, der nicht nur ein mausgrauer Quader ist, sondern ein schickes Teil, das sich sehen lassen kann und einfach zu bedienen ist. Damit es nicht zu Namensverwechslungen kommt: Das "I" steht für Internet, das "paq" kommt von Compaq. Der große Unterschied zum Apple-Produkt liegt jedoch in der Zielgruppe und im Preis; außerdem ist der Neue von Compaq nicht durchsichtig: Der Ipaq zielt ausschließlich auf Unternehmens- und nicht auf Privatkunden. Er soll den unkomplizierten Internet-Zugang garantieren, denn Compaq geht davon aus, daß Unternehmen ihre Geschäftsprozesse künftig verstärkt über das Internet abwickeln.

Der Preis des billigsten Modells wird in den USA bei 499 Dollar plus Mehrwertsteuer liegen. Vier Modelle plant der PC-Anbieter aus Houston: Die billigere Version wird mit einem 466-MHz-Intel-Celeron ausgestattet sein, die teurere mit einem 500-MHz-Pentium-III-Prozessor. Beide Rechner gibt es jeweils mit oder ohne weiteren Schnittstellen. Der Netzwerkanschluß erfolgt über eine Ethernet-100-Schnittstelle, vorne am Rechner sind zwei USB-und ein Sound-Anschluß. Das Chipset (Whitney-Chipsatz "i810e") des Ipaq unterstützt 100- als auch 133-MHz-FSB (Frontsidebus).

"Großkunden brauchen für ihre vernetzten Arbeitsplätze Rechner, die genau gleich ausgestattet sind, weil dann weniger Ressourcen für den Support nötig sind", erklärt Andreas Lechner, Business-Manager Desktop Division bei Compaq, die Vorteile für die Zielgruppe Banken, Versicherungen oder Maschinenbau. Compaq garantiert, daß mindestens zwölf Monate lang die gleichen Komponenten in den Rechner eingebaut werden, so daß es bei der Softwareinstallation über das Netzwerk zu weniger Problemen kommt, als wenn jeder Rechner anders konfiguriert ist. Die Texaner positionieren den Ipaq am unteren Ende der Business-Modelle. "Der Ipaq wird den Deskpros sicherlich einen gewissen Marktanteil streitig machen", sieht Lechner voraus.

RECHNER WERDEN ABGEDRÄNGT

Sein Unternehmen geht davon aus, daß Rechner in Zukunft nicht mehr so eine wichtige Rolle spielen werden wie heute. Während der Zugang zum Internet heute noch zu 90 Prozent über Desktops, Workstations und Notebooks läuft, werden in den kommenden fünf Jahren mobile und andere Internet-Zugangsgeräte die Rechner abdrängen. Deswegen behauptet Compaq, mit dem Ipaq eine "neue Ära des Internet-Computings" einzuläuten. Der Thin-Client läßt grüßen. Von diesem unterscheidet sich das neue Compaq-Modell dadurch, daß es sich dabei um einen vollständigen Rechner mit eigenem Betriebssystem, eigener Harddisk und auswechselbaren Speichermedien handelt. Die zwei seitlichen Einschüben sind für Speichermedien, die zu den Armada-Notebooks kompatibel sind, vorgesehen. In Deutschland wird der Rechner zur Cebit auf den Markt kommen. "Unsere Vertriebspartner werden mit Ipaq das gleiche verdienen wie heute mit den anderen Rechnern", verspricht Lechner, betont jedoch, daß die Installation im Netzwerk als Dienstleistung für die Partner im Vordergrund steht.

Mit der neuen Internet-Hardware will Compaq zusammen mit Partnern wie Intel und Microsoft eine Website schaffen, die professionellen Anwendern Informationen, Waren und Dienstleistungen zur Verfügung stellt. Im ersten Schritt werden IT-Professionals adressiert. Nach und nach sollen für vertikale Märkte wie Banken oder Versicherungen solche Portale, die Compaq "Destination" (Richtung) nennt, geschaffen werden. Das Projekt wird im ersten Quartal 2000 an den Start gehen. (is/jh)

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