Es werden immer weniger

12.04.2001
In der Grafikkartenszene verschwinden immer mehr Unternehmen oder werden von anderen Firmen geschluckt. Zur Zeit sind nur noch wenige Hersteller von Grafikchips auf dem Markt, und der Krieg zwischen ihnen wird immer dramatischer.

Im Laufe der vergangenen Jahre sind etliche Unternehmen, die Grafikchips produzierten, von diesem schnell lebigen, umkämpf-ten Markt verschwunden. Und das ging sehr schnell. Eben noch auf der Höhe des Erfolges und nach wenigen Monaten schon im Aus. Man denke nur an 3Dfx. Vor rund zwei Jahren schwörte jeder HardcoreGamer auf eine Voodoo-Grafikkarte. Die war damals das Beste, was man für Geld kaufen konnte. Doch als Nvidia mit dem Geforce-Chip auf den Markt kam, spielte 3Dfx plötzlich keine Rolle mehr. Diesem revolutionären Chip hatte 3Dfx nichts entgegen zu setzen.

Und wer noch ein wenig weiter zurück denkt, stellt fest, dass viele vormals berühmte Namen aus der Grafikkartenszene komplett verschwunden sind. Wer kennt heute noch Tseng mit der legendären ET 4000, oder Spea und S3. Einzig der Name Hercules gehört wieder zu den Mitspielern. Guillemot hat vor einem Jahr diesen Brand gekauft und vertreibt darunter wieder Grafikkarten.

Zur Zeit gibt es im Markt nur wenige Hersteller von Grafikchips. Marktführer ist Intel. 33 Prozent des Grafikkartenmarktes sind fest in der Hand des Chip-Giganten. Doch sind diese Grafikchips kaum bekannt, da sie hauptsächlich im Corporate-Markt zum Einsatz kommen. Um den zweiten Platz streiten sich Nvidia und ATI. Nvidia hat zur Zeit bei den Hardcore-Gamern mit der Geforce-Reihe unbestritten die besseren Karten. ATI ist zwar technologisch nicht unterlegen, liegt aber im Zeitplan deutlich zurück. Als weiteren Mitspieler gibt es noch Matrox. Dieser bedient hauptsächlich den Corporate-Markt. Im Spielemarkt will der kanadische Grafikspezialist laut eigenen Angaben zur Zeit gar nicht mitmischen.

Die einzige Ausnahme bildet derzeit ST Microelectronics. Als Newcomer ist das Unternehmen jetzt mit dem Kyro 2 auf den Markt gekommen. Der Chip basiert auf dem Power-VR-Design von Videologic. Er soll in etwa die gleiche Performance wie ein Geforce-mx-Chip erreichen.

Zur Zeit unbestrittener Marktführer bei den mobilen Grafikchips ist ATI. Der große Vorteil der ATI-Chips liegt darin, dass das Grafik-RAM schon mit in dem Baustein integriert ist. Der Trick liegt dabei darin, zwei Chips in einem Gehäuse unterzubringen. Das RAM sitzt neben dem Grafikprozessor und ist mit ihm über kurze Drähte verbunden. Diese Lösung spart Platz auf dem Motherboard, da jetzt nur noch ein Chip - statt Grafikprozessor plus zwei oder vier Speicherbausteine - eingesetzt werden muss. Rund 75 Prozent aller Board-Hersteller für Notebooks bestehen auf diese Lösung.

Breite Streuung

Nvidia hat zwar nun auch einen Geforce-mx für Notebooks konzipiert, doch der braucht noch extra RAM. Das heißt, hier müssen neben dem Grafikprozessor weitere Chips untergebracht werden. Deshalb kann Nvidia zur Zeit nur rund 25 Prozent des Notebook-Marktes bedienen.

Sich allein auf die Herstellung von Grafikchips für den PC zu konzentrieren, ist gefährlich. Deshalb versuchen die Unternehmen, sich auch in anderen Märkten umzutun. Ein großer Markt werden in jedem Fall die Settop-Boxen, glaubt Norbert Kuperjans, Director Technical Marketing bei ATI Technologies GmbH. Auch wenn dieser Markt erst in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werde. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der Spielekonsolen-Markt. Hier sehen die Auguren auch ein gewaltiges Wachstum für die nächste Zukunft.

Hohe Erwartungen

Man darf aber eines nicht vergessen: Hersteller von Grafikchips stehen unter einem gewaltigen Druck. Von der nächsten Generation eines Grafikprozessors erwarten die Anwender immer neue Wunder, zumindest aber bessere und schnellere Grafik zu einem geringeren Preis. Doch das bindet Ressourcen. Die Entwickler können gar nicht so schnell arbeiten, wie die Firmenspitze es wünscht. Und sobald in einem Projekt ein Problem auftaucht, müssen weitere Leute eingesetzt werden. Diese fehlen dann aber bei anderen Projekten. Da ist es kein Wunder, wenn ein angekündigter Grafikchip nicht rechtzeitig fertig wird.

Dieser Teufelskreis kann sogar dazu führen, dass ein Unternehmen dann nicht mehr in der Spitzenliga mitspielt oder ganz vom Markt verschwindet. Siehe 3Dfx: Diese Firma konnte den Voodoo-Chip 6000 nicht rechtzeitig auf den Markt bringen und ebnete damit Nvidia das Feld.

Jetzt steht Nvidia unter dem gleichen Erfolgsdruck. Alle Welt glaubt, dass der neue Geforce 3 das Nonplusultra der Grafikchips ist. Und wenn Nvidia diese Erwartung nicht erfüllen kann, sieht es nicht besonders gut für das Unternehmen aus.

ComputerPartner Meinung:

Ganz oben im Grafikkartenmarkt wird die Luft allmählich dünn. Es sind nur noch wenige Unternehmen vorhanden, die sich erbitterte Kämpfe um Marktanteile leisten. Der Erfolgsdruck ist immens. Und die Entwicklungskosten für einen neuen Grafikchip werden immer höher, denn schließlich soll er schneller und besser als sein Vorgänger sein. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Und letztendlich entscheidet der Kunde, welche Grafikkarte er kauft. (jh)

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