Esesix beschränkt sich auf die Entwicklung von Thin Clients

05.09.2002
Esesix kümmerte sich bisher selbst um alles: Die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb seiner Thin Clients. Jetzt ändert das Unternehmen seineStrategie und überlässt Computerlinks die Vermarktung seiner Produkte.

Engelbert Tretter ist gut gelaunt und strotzt vor Tatkraft. Der Chef des Pfaffenhofener Unternehmensverbundes Esesix hat auch allen Grund dazu. Seine Geschäfte mit Thin Clients laufen allen wirtschaftlichen Widrigkeiten zum Trotz sehr zu seiner Zufriedenheit. "Wir können uns wirklich nicht beklagen. Wir verzeichnen ein Wachstum von 28 Prozent, bezogen auf die Unternehmensgruppe. In diesem Jahr rechne ich mit einem Umsatz von zehn bis zwölf Millionen Euro. Und dabei sind wir auch noch profitabel", erklärt Tretter in einem Gespräch mit ComputerPartner.

Tretters gute Geschäfte mit der Thin-Client-Technologie spiegeln somit auch das seitens der Marktforscher prognostizierte jährliche Wachstum von 25 bis 30 Prozent wider. Jetzt will der auf der Erfolgswelle schwimmende Esesix-Chef weiter Gas geben. Tretter möchte seinem Unternehmen eine neue Ausrichtung geben und sich künftig vermehrt in der Rolle des Herstellers als eines Spezial-Distributors sehen. Diese Rolle wird jetzt verstärkt von der Münchener Computerlinks AG - dem bis dato exklusiven Vertriebspartner von Esesix - übernommen.

"Wir bedienen nur noch eine Hand voll Partner direkt, der Rest wird auf Computerlinks verwiesen", erklärt Tretter. Bei der "Hand voll" Partner handelt es sich laut Tretter um die so genannten "Performance-Team-Partner", sprich, von Esesix mit einem Zertifikat versehene Händler, mit denen man schon seit langer Zeit in direkter Geschäftsbeziehung steht. Damit hat Markus Jungwirth, zuständiger Manager bei Computerlinks, keine Probleme. "Wir kommen uns da überhaupt nicht ins Gehege, die Grenzen sind klar gesteckt."

In einem weiteren Schritt wurde der bisherigen Produktlinie "Lica" ein völlig neuer Anstrich verpasst, der Name geändert. Ab sofort hören die Esesix-Produkte auf den Namen "Thintune".

Besonders stolz ist Tretter auf die selbst gestrickte Software für das zentrale Management der Server-Based-Computing-Umgebung. "Alles was es bisher auf dem Markt gibt, ist uns nicht gut genug gewesen. Deswegen haben wir unsere eigene Software entwickelt", führt der Esesix-Chef als Grund für die Eigenentwicklung an. "Die Kombination aus Hard- und Software, die Esesix entwickelt hat, ist einmalig und schlägt in Sachen Stabilität und Qualität alles, was wir bisher auf dem Markt gesehen haben", glaubt auch Distributions-Manager Jungwirth zu wissen: "Egal, wo wir eine Testinstallation machen, wir schneiden stets besser ab als eine vergleichbare Umgebung basierend auf Wyse-Technologie."

Über mangelnde Nachfrage kann sich Tretter derzeit nach eigener Aussage nicht beschweren. 1.200 Thin Clients pro Monat verlassen derzeit das Firmengelände in Pfaffenhofen, etwa 300 bis 350 Geräte sind zudem bei Kunden zu Testzwecken installiert. "Händler werden derzeit von selbst von den Kunden angesprochen. Im Gegensatz zu früher ist heute kaum noch aufwändige Überzeugungsarbeit zu leisten", beschreibt Jungwirth die Nachfragesituation für Server Based Computing (SBC).

Viele Unternehmen hätten mittlerweile die Vorzüge dieser Technologie, die auf Dauer Kosteneinsparungen zwischen 20 und 50 Prozent verspricht, erkannt. "Natürlich wirft kein Unternehmen alle seine PCs über Bord. Aber in vielen Bereichen schneidet diese Technologie deutlich besser ab, wenn über den Ersatz von PCs nachgedacht wird. Das ist ein langsamer Übergang, und es macht sicherlich nicht überall Sinn, Thin Clients einzusetzen", schränkt Tretter ein. Dennoch ist er von einer anhaltend starken Nachfrage überzeugt, die Zahl der Einsatzgebiete - beispielsweise Portallösungen - nehme ständig zu. "Der Thin-Client-Markt ist erwachsen geworden, und für uns heißt das, dass wir dieser Entwicklung Rechnung tragen werden", erklärt Tretter. Deswegen sei auch innerhalb der Esesix-Gruppe in nächster Zeit mit einigen Veränderungen zu rechnen. Was dies im Detail bedeute, wollte Tretter allerdings noch nicht preisgeben und gibt sich bedeckt: "Dafür ist es noch zu früh, aber wir wollen in diesem Markt künftig auf alle Fälle ein Wörtchen mitreden."

www.esesix.de

ComputerPartner-Meinung:

Der Strategiewechsel von Esesix, sich künftig als Hersteller statt als Distributor zu positionieren, macht durchaus Sinn. Das Unternehmen beschränkt sich auf das, was es am besten kann: die Entwicklung und Herstellung von Thin Clients; die ressourcenbindende Vermarktung wird Partnern wie Computerlinks überlassen. Damit wird dem Markt auch eine klare Vertriebsstrategie signalisiert.

Da mittlerweile auch in diesem Marktsegment ein starker Preisverfall bei der Hardware einsetzt, kann Esesix seine Kräfte darauf bündeln, sich technologisch (wie beispielsweise durch die mitgelieferte Verwaltungssoftware) von den Wettbewerbern abzusetzen. (cm)

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