Eurochannels kennt nur ein Thema: Electronic Business

11.04.1999
MÜNCHEN: Hochkarätig besetzt war die Eurochannels-Konferenz in Berlin. Viel Neues hatten die Vortragenden allerdings nicht zu berichten.

"Wie keine andere Konferenz bietet Eurochannels die Gelegenheit, offen und ohne Tabus aktuelle Themen des IT-Channels zu diskutieren", heißt es in der Ankündigung des amerikanischen Veranstalters Global Touch Inc. aus Berkeley. Mit entsprechend hohen Erwartungen reisten rund 300 Teilnehmer aus ganz Europa zur siebten Eurochannels an. Genaue Teilnehmerzahlen konnte der Veranstalter auf Nachfrage nicht liefern. Fachhändler, Systemhäuser und Retailer sollten auf Distributoren und IT-Anbieter treffen, um sich auf "neutralem Terrain" (O-Ton Global Touch) mal so richtig die Meinung sagen zu können zu allem, was sie auf dem Herzen haben. Und weil niemand die "heißesten und kontroversesten Themen des Channels" (Global Touch) verpassen wollte, kamen die Vertreter der europäischen IT-Branche nach Berlin. Natürlich auch, um Kontakte zu pflegen und Einzelgespräche zu führen. Auf einer Parallelveranstaltung, der Europroducts Connexion, hatten die Wiederverkäufer die Gelegenheit, im 15-Minuten-Takt Produkte der einladenden Hersteller unter die Lupe zu nehmen. Wer mehr wissen wollte, konnte Einzelgespräche vereinbaren.

Zwei Schwachpunkte hatte die Veranstaltung nach Meinung vieler Besucher: Die Vorträge waren zu sehr auf das Thema E-Business konzentriert und sie blieben zu sehr im Allgemeinen verhaftet. Viele Firmen nutzten die Plenumsreden nur zur Selbstdarstellung. Die Beiträge hatten so vielsagende Titel wie "After the Glitz, the Click, and the Pick".

Der Vertreter eines französischen Systemhauses kritisierte: "Ich lerne hier nichts Neues. Wir bräuchten viel konkretere Aussagen, wie sich vor allem das Geschäft der Systemhäuser durch E-Commerce verändern wird." Doch Details wurden ihm nicht geboten. "Grundsätzlich finde ich die Veranstaltung gut, am ersten Tag war mir zu viel Selbstdarstellung der Firmen im Spiel, am zweiten Tag wurde viel ehrlicher geredet", meint Dirk Möller, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von Cybersource in Taufkirchen. Auch ihm nahm das Thema E-Business zu viel Raum ein: "Der Channel hat doch auch noch ganz andere Themen."

Zum Beispiel: "Was Anbieter wirklich über den indirekten Kanal denken". Leider erfüllte auch dieses Roundtable nicht die Erwartung, denn eine echte Diskussion fand nicht statt. Roland Richter, Vizepräsident Emea von Dragon Systems, erklärte dabei: "Systemhäuser schauen nicht in die Zukunft, zu wenige implementieren Sprachtechnologie in ihre Lösungen." Deshalb sähe sich der Anbieter von Sprachtechnologie gezwungen, direkt über das Web zu verkaufen, nach dem Motto: Anbieter neuer Technologien müssen eine andere Vertriebstaktik wählen.

Im gleichen Forum zeichnete der Ingram-Micro-Europachef Gregory Spierkel die zukünftige Rolle der Distribution als "Infomediary", als Vermittler von Informationen statt wie bisher als Vermittler von Produkten. Service rund um die Produkte müsse im Vordergrund stehen. Systemhäuser werden in Zukunft nur noch ein virtuelles Lager haben, die Distributoren würden die Waren direkt im Auftrag des Wiederverkäufers an die Kunden liefern. Zudem werde auch ihr Vertrieb verstärkt über Webstores laufen. So äußerte jeder Panel-Teilnehmer seine Sicht der Dinge, ohne jedoch in einen Dialog mit den anderen zu treten. Dabei sollte doch genau die Diskussion und die Interaktion der Teilnehmer laut Veranstalter das Unterscheidungsmerkmal zu anderen Konferenzen sein.

FAZIT

Die Vorträge haben inhaltlich nicht viel Neues geboten. Wer gehofft hatte, Trends besser zu erkennen, wurde enttäuscht. Ob für die Erkenntnis, daß E-Business das Geschäft in Zukunft stark verändern wird, viel Geld in Anreise und Übernachtung investiert werden soll, muß jeder Wiederverkäufer für sich entscheiden. Die Zahl der teilnehmenden Händler war dementsprechend mager. (is)

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