Für Beobachter ist Euronics ein Paradox: Im Vergleich zu den Wettbewerbern Electronic Partner (EP) und Expert präsentiert die im schwäbischen Ditzingen beheimatete Verbundgruppe schon seit mehreren Jahren die überzeugenderen strategischen Antworten auf den voranschreitenden Wandel im Elektronikhandel. Auf die Umsatzentwicklung scheint das jedoch keine Auswirkung zu haben. Der Umsatzrückgang von 12 Prozent im Geschäftsjahr 2012/13 stellte den bisherigen Tiefpunkt eines seit drei Jahren anhaltenden Negativtrends dar. Beim Euronics-Kongress in Leipzig verkündete die Verbundgruppe im zurückliegenden März einmal mehr ein Maßnahmenbündel, das den Wandel zum Besseren einleiten soll.
Euronics-Vorstandssprecher Benedict Kober zeigt sich auf der IFA im Gespräch mit ChannelPartner zuversichtlich, dass der Verbundgruppe bald bessere Zeiten bevorstehen. "Wir beobachten eine bessere Umsatzentwicklung als im letzten Jahr und liegen bisher knapp über Vorjahresniveau", berichtete Kober. Für die weitere Entwicklung komme nun der IFA eine Schlüsselrolle zu. "Der September ist eigentlich für uns genauso bedeutend wie das Weihnachtsgeschäft, denn hier entscheidet sich, wie es umsatzseitig weitergeht." Für den Verlauf der Umsatzkurve spiele es zudem eine wichtige Rolle, wie schnell es der Industrie gelinge, die IFA-Produkte auszuliefern. "Selbst wenn es hier Verzögerungen geben sollte, ist für mich klar, dass es in diesem Jahr kein dickes Umsatzminus geben wird", so der Vorstandssprecher von Euronics.
Neue TV-Generation und Smart-Home-Anwendungen
Was die von der IFA ausgehenden Impulse betrifft, zeigte sich Kober zuversichtlich. Im TV-Bereich seien die ersten Android-TVs sowie eine neue Generation von Fernsehgeräten mit einer technisch weiterentwickelten Ambilight-Funktionalität besonders überzeugend. Zudem nehme das Thema Smart Home eine immer breitere Stellung ein. "Hier ist eine Kernaufgabe für unsere Händler, den Kunden den Nutzen ganz untechnisch zu vermitteln", erklärte Kober. Bei vielen Konsumenten halte sich noch das Vorurteil, dass Smart-Home-Anwendungen mit hohen Kosten verbunden oder schwer zu installieren seien. "Man muss den Menschen die Angst nehmen, dass sie für ein vernetztes Wohnen gleich die Wände aufbohren müssen", so der Euronics-Vorstandschef.
Großen Effekt verspricht sich Kober dabei von einer POS-Umsetzung der verschiedenen Nutzungsszenarien von Smart Home: Auch im Urlaub Sicherheit haben, dass zu Hause alles in Ordnung ist; mit einem Knopfdruck im Wohnzimmer für ein stimmungsvolles Ambiente sorgen; oder über das Heimnetzwerk nachschauen, was gerade im Kinderzimmer los ist - mit solchen und ähnlichen Szenarien, die im Geschäft präsentiert werden, will Euronics die Kunden für Smart-Home-Lösungen begeistern. "Wir implementieren das gerade in den ersten Läden und hoffen damit, bei den Kunden die entsprechenden Begehrlichkeiten zu wecken", erklärt Kober. Smart Home sei schon heute ein reelles Thema, richtig durch die Decke gehen würden Internet-of-Things-basierte Anwendungsszenarien dann in den nächsten zwei, drei Jahren.
Neue Onlineshop-Lösung startet im November
Einen weiteren Schub geben könnte Euronics der für November geplante Start des neuen Onlineshop inklusive korrespondierender Multichannel-Strategie (ChannelPartner berichtete). Die IFA bot hier eine gute Gelegenheit zum Vergleich mit den E-Commerce-Strategien der anderen CE-Verbundgruppen. Während sich EP derzeit über seine Online-Absichten bedeckt hält, ähnelt das E-Commerce-Konzept von Expert den Plänen von Euronics. Mit einer direkten Online-Kaufmöglichkeit, der Möglichkeit für Händler, individuelle Online-Sortimente darzustellen sowie einer Einbindung von Service-Dienstleistungen in den Checkout-Prozess ist Euronics hier allerdings bereits einige Schritte weiter - Schritte, die in der Wahrnehmung der Kunden den Ausschlag geben könnten.
Eine gute Einordnung, warum das Thema E-Commerce für die Verbundgruppe so wichtig ist, lieferte an der IFA-Pressekonferenz Hans Carpels, Chef von Euronics International. Europaweit befänden sich die Elektronik-Retailer unter Druck, was sich am Rückzug von Saturn aus Italien und den Niederlanden, dem Abschied von Best Buy aus Europa oder der Pleite von europäischen Handelsmarken wie Comet, Jessops oder Urende ablesen lasse. Euronics dagegen habe sich hinter Media-Saturn als Nummer Zwei im europäischen Elektronikhandel etabliert und konnte zuletzt Schweden, Griechenland und Kasachstan als neue Mitgliedsländer gewinnen. Europaweit habe man inzwischen Multichannel-Konzepte umgesetzt und erziele damit in einzelnen Märkten wie z.B. Großbritannien bereits Umsatzanteile von bis zu 30 Prozent.
- Transformation vom Systemhaus zum „Betreiber"
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