Europäische Unternehmen werden wieder "IT-spendabler"

07.11.2002
Nächstes Jahr wird die B2B-Nachfrage nach Software und Services laut einer Gartner-Studie wieder steigen, während die nach Hardware weiter stagniert. Für Deutschland sehen die Marktforscher allerdings insgesamt eher schwarz.

Nach dem Boomjahr 2000 sind die IT-Ausgaben der westeuropäischen Unternehmen laut Marktforscher Gartner in den vergangenen beiden Jahren nur gerade mal um 0,36 respektive 1,7 Prozent gewachsen. Für das kommende Jahr rechnen die Analysten wieder mit gesünderen Zuwachsraten von 5,4 Prozent. Begründet wird dies von den Unternehmen mit einer wieder steigenden Nachfrage nach Software und Services, wohingegen die Ausgaben für Hardware in etwa stagnieren werden.

78,4 Prozent der von Gartner befragten europäischen CIOs (Chief Information Officers) erwarten für das kommende Jahr gleich bleibende oder steigende IT-Ausgaben. In Deutschland sind es allerdings nur 72,6 Prozent. Und das ist auch das einzige westeuropäische Land, in dem die CIOs mehr auf die Sparbremse als aufs Gaspedal treten. Während der Anteil der italienischen Firmen, die im Jahr 2003 Mehrausgaben tätigen wollen, bei 46 Prozent liegt, sind es in Deutschland nur 18,1 Prozent. Weniger IT-Ausgaben als in diesem Jahr planen in Italien nur 16 Prozent der Unternehmen, in Deutschland sind es 27,3 Prozent. Die einzige Region, in der ähnlich über Einsparungen nachgedacht wird, ist Skandinavien. Dort halten sich die Unternehmen, die ihre IT-Ausgaben aufstocken beziehungsweise weiter abbauen wollen, mit jeweils 23 Prozent aber ziemlich genau die Waage.

Die meisten Mehrausgaben nach vertikalen Märkten werden für nächstes Jahr von der öffentlichen Hand und den Finanzdienstleistern erwartet. Ebenfalls gut im Rennen liegen werden laut der Gartner-Umfrage der Einzel- und Großhandel, während sich die meisten Unternehmen der Konsumgüter- und Telekommunikationsindustrie bezüglich höherer IT-Ausgaben eher zurückhalten. Während sich an den IT-Budgets seit 2000 kaum etwas geändert hat, sind die EDV-Abteilungen nun gezwungen, ihren Fokus von der Kostensenkung auf die Kostenoptimierung zu verlagern, meint Europa-Chefanalyst Peter Sondergaard. Dabei stellt sich den CIOs heute mehr denn je die Aufgabe, die Gesamtkosten für IT zu reduzieren und der Geschäftsleitung gegenüber vertreten zu können, welchen Mehrwert die Investition vom unternehmerischen Standpunkt aus hat. Die beste und schnellste Methode, um dies zu demonstrieren, sei die Konsolidierung der bestehenden IT-Infrastruktur. Die Analysten von Gartner raten den Unternehmen, baldmöglichst auf ein Echtzeit-Geschäftsmodell umzusteigen, bei dem in allen Bereichen nach der Maxime "Zeit ist Geld" gehandelt wird und sich daran auch die Investitionen der letzten Dekade messen lassen.

"Wenn Sie sich darauf konzentrieren, einen höheren Gang einzulegen, wird es oft billiger, und es stellen sich fast immer auch bessere Kundenbeziehungen ein", betont Gartner-Analyst Mark Raskino.

www.gartner.com

ComputerPartner-Meinung:

Sollten die Prognosen für den europäischen Corporate-Sektor eintreffen, wäre das immerhin ein kleiner Lichtblick. Leider nicht so in Deutschland. Dabei liegt es nicht daran, dass in dem größten Binnenmarkt (West-)Europas keine Nachfrage besteht. Wird hier am falschen Ende gespart, steht letztendlich auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf dem Spiel. (kh)

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