Europäischer Handymarkt in drei Jahren gesättigt?

14.12.2000
Neue Technologien wie WAP, GPRS und Bluetooth sollen dem Handymarkt auf die Sprünge helfen. Bis 2006 soll sich sein Volumen mehr als verdoppeln. Allerdings ist dieser Bereich kein Selbstläufer. Die Anbieter müssen sich immer wieder Neues einfallen lassen, um Umsatzeinbrüche zu vermeiden, wenn der Markt gesättigt ist.

Ein Mobiltelefon wird in Zukunft nicht mehr nur ein Mobiltelefon sein, sondern viel mehr. Dies sagen zumindest die Marktforscher von Frost & Sullivan voraus. Das daraus resultierende Wachstum sei beachtlich. Von derzeit 23,7 Milliarden Dollar werde der europäische Umsatz in diesem Segment bis zum Jahr 2006 um mehr als das Doppelte steigen. In fünf Jahren werde in Europa mit mobilen Telefonen ein Umsatz von rund 48,8 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Der Fachverband Informationstechnik ist noch optimistischer. Bis Ende dieses Jahres, schätzt Jörg Stielow vom Fachverband, werden mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland ein Mobiltelefon besitzen - das sind über 48 Millionen Kunden. Stielow schätzt das Umsatzwachstum in Deutschland auf rund 40 Prozent.

Das Handy wird zum Alleskönner

Dies deckt sich mit den Aussagen von Frost & Sullivan. Die Marktforscher sehen zwar derzeit Großbritannien als Umsatzspitzenreiter im Handymarkt. Binnen fünf Jahren allerdings werde Deutschland den Briten den Rang ablaufen.

Treibender Faktor seien vor allem neue Technologien wie UMTS (Universal Mobile Telecommunications System), WAP (Wireless Application Protocol), GPRS (General Packet Radio Service) oder Bluetooth. Die Kunden können mit Handys nicht mehr nur telefonieren, sondern auch einkaufen, Daten versenden, bezahlen oder herausfinden, wo sie sich gerade befinden. Die Sprachübertragung wird für sie auch als Anbieter zunehmend unwichtig. In fünf Jahren soll nur noch rund die Hälfte der Gesamtumsätze mit Voice-Diensten generiert werden. Im vergangenen Jahr lag dieser Anteil noch bei über 95 Prozent. Unified Messaging, das Abrufen von Informationen, Musik oder Videos, sollen der Sprachübertragung den Rang ablaufen. Dementsprechend werden sich, so die Marktforscher, auch die Abrechnungsmodelle ändern. Nicht mehr die Verbindungszeit werde ausschlaggebend sein, sondern die konsumierten Inhalte oder die transportierte Datenmenge. Gleichzeitig würden die Preise rasant gesenkt. Die Kartenanbieter gerieten durch den harten Konkurrenzkampf zunehmend unter Druck. Neukunden würden vor allem durch günstige Prepaid-Bundle-Angebote ohne Grundgebühr gewonnen.

Nach dem Knick normalisiert sich der Markt

Für die positive Marktentwicklung sollen laut Frost & Sullivan neben der Verbesserung der Bandbreiten auch die niedrigen Preise maßgeblich verantwortlich sein. Dennoch bewegen sich die Anbieter von Mobiltelefonen auf dünnem Eis. Denn die Studie von Frost & Sullivan zeigt auch, dass eine Sättigung des Marktes droht. Spätestens für das Jahr 2004 wird ein massiver Umsatzknick in Europa erwartet. Die Wachstumsraten sollen von satten 13,9 Prozent auf magere zwei Prozent zusammenschrumpfen. Ein Jahr später würde dies sogar zu einem Rückgang der Umsätze (minus zwei Prozent) führen. Die Anbieter seien aus diesem Grund gefordert, die Technologien nach und nach auszuschöpfen. Jede Technologie brauche die dazugehörige Hardware.

Der Wandel vom GPRS-Handy zum UMTS- oder Bluetooth-Telefon halte den Bedarf nach neuen Geräten am Leben, bewahre den europäischen Markt vor der Krise und sorge dafür, dass sich die Wachstumsraten auf einem normalen Niveau einpendeln. (gn)

www.frost.com

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