Europäischer Mobilfunkmarkt vor dem Umbruch

05.04.2001
Noch vor Jahr und Tag hieß es: Der europäische Mobilfunkmarkt boomt ohne Ende. Ohne Ende? Nicht ganz! Denn was das Segment Sprachkommunikation angeht, ist ein Ende des Höhenflugs laut Marktforscher Frost & Sullivan heute schon abzusehen.

Seit 1998 hat sich die Zahl der europäischen Handy-Besitzer nahezu verdreifacht. Doch spätestens 2004 wird der Markt für mobile Sprachdienste den Analysten von Frost & Sullivan zufolge mehr oder weniger gesättigt sein. Heute schon sind die durchschnittlichen Einnahmen pro Mobilfunkteilnehmer um bis zu 43 Prozent gefallen.

Einige Betreiber drückt schon eine riesige Schuldenlast, die durch den Milliarden-Poker um die teuren UMTS-Lizenzen noch erschwert wurde. Vor diesem Hintergrund rechnet Frost & Sullivan mit einer Neuordnung des Marktes, im Zuge dessen einige ehemalige Staatsunternehmen Marktanteile an dynamischere und flexiblere Konkurrenten abtreten werden müssen, etwa an Neueinsteiger mit UMTS-Lizenzen und Betreiber der sogenannten virtuellen Netze. Marktführer wie Vodafone, T-Mobile International, Orange, Telecom Italia Mobile und British Telecom Wireless werden aber ihre Position weiterhin behaupten können.

Was ist dran am Hoffnungsträger UMTS?

Gerade weil der Markt für mobile Sprachdienste einem gewissen Sättigungsgrad entgegensieht, ruhen die Hoffnungen der meisten Betreiber auf den Datendiensten. Deren Umsatzanteil soll bis 2004 von derzeit sieben auf über 50 Prozent gesteigert werden. Das erklärt auch die astronomischen Summen, die für die UMTS-Lizenzen aus-gegeben wurden. Alle großen Betreiber haben mindestens eine Lizenz erworben und arbeiten mit Hochdruck am Aufbau der ent-sprechenden Netze. Vielen UMTS-Lizenznehmern geht es nach der anfänglichen Begeisterung nun darum, das investierte Kapital zu erwirtschaften und die eigene Kreditwürdigkeit zu sichern. Dabei sind eine Reihe von Fragen noch völlig ungeklärt. Dies fängt bei dem genauen Einführungstermin und der Verfügbarkeit der ersten UMTS-Handys an und endet bei der Kundenakzeptanz und Preisstruktur.

Trotz allem enormes Erfolgspotenzial

Trotz der bereits genannten Unwägbarkeiten sieht Frost-Analyst Ben Donelly im Mobilfunk der Zukunft noch immer ein enormes Erfolgspotenzial schlummern. Dies erfordere aber schnelles Handeln und die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen. Entscheidend für den Erfolg werde sein, den Markt genau zu treffen, die entsprechenden Dienste effizient zu vermarkten und die Kunden durch innovative und differenzierte Angebote sowie einen besseren Kundendienst zu binden.

www.frost.com

ComputerPartner-Meinung:

Durch die Quersubventionierung von Handys haben die Mobilfunkbetreiber sich einen Boom-Markt ohnegleichen geschaffen und zweifellos prächtig verdient. Doch jeder Boom findet mit der wachsenden Verbreitung irgend wann mal ein Ende. Insofern ist es sicherlich notwendig, sich durch den Einstieg in neue Marktsegmente ein neues Standbein zu schaffen. Ob sich die Milliarden-Investitionen in den Hoffnungsträger UMTS rechnen, steht allerdings in den Sternen. Denn mehr als 50 Mark Grundgebühren sind die meisten Endverbraucher nun einmal nicht zu zahlen bereit. Das zeigen auch die Erfahrungen mit DSL. (kh)

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