Europäischer PC-Markt wuchs 1999 um 16 Prozent

02.03.2000
Der europäische PC-Markt ist 1999 um 16 Prozent gewachsen. Die Marktforschungsunternehmen International Data Corporation (IDC), Context und Dataquest haben ihre vorläufigen Erhebungen präsentiert.

Pauschal gesprochen zählen alle, die stärker als der Markt gewachsen sind, zu den Gewinnern. Und die heißen nach der Größe ihres Wachstums in Europa laut IDC Acer, Dell, Fujitsu Siemens, Packard Bell NEC, Apple und Hewlett-Packard. Compaq, IBM und Toshiba blieben hinter dem Durchschnittswachstum zurück. Vobis erlitt einen Einbruch von fast 53 Prozent (siehe Grafik "Der europäische PC-Markt").

Die Londoner Marktforscher von Context und IDC bescheinigen Compaq trotz des unterdurchschnittlichen Wachstums die Spitzenposition unter den Top-PC-Anbietern Europas. Context errechnete einen Marktanteil von 17,1 Prozent, IDC wartet mit 16,6 Prozent auf.

Doch Compaq soll ab jetzt ein starker Wind entgegenblasen. Denn die europäische Nummer zwei Fujitsu Siemens Computers (FSC) (Marktanteil laut Context: 12,1 Prozent) sieht sich schon 2001 als europäischer Marktführer. Dieses Ziel will das Unternehmen dadurch erreichen, doppelt so schnell wie der Markt zu wachsen. Im Geschäftsjahr 2000/01 wollen die Fujitsu-Siemens-Manager 4,7 Millionen PCs europaweit absetzen. Zum Vergleich: PC-König Compaq hat 1999 knapp 5,5 Millionen Einheiten verkauft. Im vierten Quartal 1999 hat FSC laut eigenen Angaben in Europa 1,1 Millionen Einheiten ausgeliefert, was gegenüber den addierten Zahlen des Vorjahres einer Steigerung um 20 Prozent entspricht.

In den USA ist Compaq von Dell vom PC-Thron gestoßen worden (siehe Kasten und Grafik "Der amerikanische PC-Markt"). "Compaq muss sich wirklich umschauen", empfiehlt IDC-Analyst John Brown. Er meint, dass der PC-Verkauf über das Internet maßgeblich zu Dells Wachstum beigetragen habe. Nicht nur Compaq ist jetzt dabei, die Vertriebsstrategie zu ändern (siehe ComputerPartner 45/99, Seite 10), auch Hewlett-Packard und IBM feilen am Internet-Sales-Modell.

IBM gehört nicht nur in Europa zu den Verlierern im PC-Geschäft, sondern auch in den USA. Dort rutschte der einstige PC-König auf den fünften Platz, in Europa liegt IBM laut IDC mit 8,4 Prozent Marktanteil auf Platz vier knapp hinter Dell (8,8 Prozent).

Der Direktanbieter und die europäische Nummer sieben, Acer, legten die beeindruckendsten Wachstumszahlen vor.

Hewlett-Packard ist mit dem europäischen Wachstum von 23,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr recht zufrieden. "Unsere Strategie ist es, 50 Prozent mehr als der Markt zu wachsen. Das haben wir 1999 fast geschafft," kommentiert Frederic Leenhardt, europäischer Marketing-Manager der PC-Organisation bei Hewlett-Packard. Vor allem das vierte Quartal sei in jeder Hinsicht sehr gut gelaufen. In Anspielung auf Compaqs Pläne, die Lagerhaltung im Kanal zurückzuschrauben, meint er: "Lagerhaltung ist nicht der Feind. Schlecht verwaltete Lagerhaltung ist der Feind."

Der Marktanteil von Vobis fiel laut IDC von 3,7 (1998) auf 1,5 Prozent. Bei den von Context geschätzten Zahlen ist der Einbruch nicht ganz so dramatisch. Die Londoner Analys- ten gehen von einem Rückgang der Einheiten um 13,9 Prozent aus. Die Erklärung dafür lautet, dass die Maxdata- und Peacock-Zahlen zum Großteil nicht mehr in den Vobis-Zahlen enthalten waren.

Man muss kein Hellseher sein, um zu vermuten, dass der Anbieter in diesem Jahr den Platz unter den Top-Ten nicht mehr halten können wird. Im vierten Quartal 1999 taucht Vobis in der IDC-Zählung schon nicht mehr auf, bei Context hingegen schon noch - auf Platz zehn mit einem geschätzten Marktanteil von 2,2 Prozent.

Consumer retten das vierte Quartal

Das vierte Quartal hat einigen Markenanbietern zu schaffen gemacht, weil sich Geschäftskunden mit PC-Käufen extrem zurückhielten. Privatverbraucher waren dagegen kaum zu bremsen. IDC bezeichnet ihr Kaufverhalten im vierten Quartal 1999 als "beeindruckend". Vor allem in den größten europäischen Märkten Deutschland, Großbritannien und Frankreich hat der Internet-Boom und ein starker Preisdruck den Desktop-Markt an- getrieben. Um 14,7 Prozent ist der europäische PC-Markt nach Angaben von IDC im vierten Quartal 1999 gewachsen. 11 Millionen Einheiten seien verkauft worden. Context errechnete 9,8 Millionen Einheiten und ein Wachstum von 10,7 Prozent. Der Unterschied zwischen beiden Marktforschern kommt dadurch zustande, dass IDC die Region Emea betrachtet, also den Mittleren Osten und Afrika einbezieht, Context nur Europa. Die Rangfolge entspricht nach IDC-Zählung auf den ersten sieben Plätzen der des Gesamtjahres.

Übrigens: Die Prognose der Handelspartner vom vergangenen Februar war richtig. Damals sagten die von ComputerPartner befragten Wiederverkäufer voraus, dass Hewlett-Packard und Fujitsu 1999 am meisten Marktanteile gewinnen würden (siehe ComputerPartner 6/99, Seite 1). Dell setzten sie auf Platz drei. Damit, dass Acer so stark wächst, hatten sie allerdings nicht gerechnet.

Die Zahlen für den deutschen PC-Markt folgen in einer der nächsten Ausgaben. (is)

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