Eurotech-Chef Klein: "Direktvertrieb überlassen wir gern den anderen"

12.06.2001
Der Martinsrieder Distributor Eurotech will seine PC-Eigenmarke ETC 2002 im Markt etablieren. Mit Hilfe eines neuen Franchisesystems sollen deshalb bestehende Partnerschaften gestärkt und neue Interessenten gewonnen werden.

Mit 25 Jahren ist Christoph Klein, Vorstand der Eurotech AG, bereits ein alter IT-Hase: "Mein erstes Gewerbe habe ich mit 15 angemeldet." Von der ersten Firma sind nur die Grundsätze übrig geblieben: "Ich habe keine Ambitionen, mir Geldgeber zu suchen. Eurotech ist komplett von mir finanziert worden, wir arbeiten nur mit Eigenkapital. Und ich bin jeden Monat erneut stolz darauf, dass wir es aus eigener Kraft packen", sagt Klein. "Wir gehören zu den Wenigen, die das heute noch von sich behaupten können."

Große Sprünge sind mit dieser Strategie natürlich nicht drin. Deshalb setzt der Martinsrieder Distributor auf gesundes und langsames Wachstum. Anfang des Jahres übernahm Eurotech die Handelsmarke "VIP.CO", zu der Hubs, CD-Server und Raid-Systeme gehören. Auch der Produktbereich Netzwerkkomponenten der Compulan Europe GmbH aus Rosbach wechselte den Besitzer. "Wir versprechen uns dadurch einen sinnvollen Ausbau unseres Produktspektrums", so Klein. "Ansonsten versuchen wir aber vor allem, von innen zu wachsen."

Mit rund 30 Mitarbeitern sowie 300 regelmäßigen und insgesamt 3.500 sporadischen Fachhandelspartnern bleibt Eurotech mit die-ser Strategie wohl noch länger im Schatten der großen Wettbewerber, wie Klein einräumt: "Wir werden in diesem Geschäftsjahr 35 Millionen Mark Umsatz generieren. Im kommenden Jahr hoffen wir auf den gleichen Betrag - in Euro." Von der überschaubaren Struktur profitieren aber die Partner: "Bei uns läuft alles noch auf der persönlichen Ebene ab. Herr Meier bleibt Herr Meier und wird nicht zu einer anonymen Kundennummer, die ins Telefon-Nirvana geschickt wird." Neben der Hard- und Softwaredistribution setzt das junge Unternehmen seit einem Jahr auch auf Produktion und Entwicklung von Hardware, die unter der Eigenmarke "ETC" vertrieben wird. Hier erhofft sich Klein im kommenden Jahr einen deutlichen Aufschwung: "Die internationale Broker-Schiene macht derzeit etwa 70 Prozent unseres Umsatzes aus. Doch der Anteil der ETC-Computersysteme steigt."

Franchisesystem für die ETC-Marke

Zum Produktportfolio gehören Komplettlösungen wie Servertechnologien und eine Auswahl von Computersystemen sowie ein ergänzendes Softwareangebot. Die Rechner werden sowohl klassisch als "built-to-stock" mit hoher Verfügbarkeit wie auch als "built-toorder", also individuell konfigurierbar, angeboten. "Unsere Industrie-PCs sind nur aus namhaften Komponenten assembliert", versichert Klein. Man führe vor der Auslieferung einen 24-Stunden-Test durch und könne auf geringe Ausfallquoten verweisen.

Was Preise und Margen betrifft, liege man im guten Mittelfeld. Die Produkte kommen bei der Kundschaft durchaus gut an: "Wir haben unsere Produktion in diesem Jahr von null auf 1.000 Rechner pro Monat hochgefahren", sagt Klein, "langsam lohnt sich die Angelegenheit."

Um das Geschäft weiter anzukurbeln, will Eurotech künftig stärker in die Partnerschaften investieren. So können die autorisierten Eurotech-Kunden die Homepage des Distributors seit kurzem nicht nur für Online-Bestellungen nutzen, sondern dort auch die Verfügbarkeit prüfen, den Auftragsstatus abfragen und die Preise automatisch ermitteln. Der Händler kann sein Logo hinterlegen und von hier aus Angebote an die Kunden versenden. Klein: "Es gibt Wettbewerber, die ähnliche Programme anbieten. Bei uns können sie - wie bei einem Autokonfigurator - aber auch prüfen, ob die Hardware zusammenpasst. Wenn der Händler will, kann er die Kalkulation auch auf seinem Rechner haben."

Für die Eigenmarke ETC ist eine eigene Homepage geplant, die im Januar ans Netz gehen soll. "Eurotech wird hier als Firma und Ansprechpartner nicht vorkommen". Man wolle schließlich nicht mit den Händlern konkurrieren. "Interessenten werden direkt an unsere Partner verwiesen." Eurotech werde auch weiterhin nur über seine Partner vertreiben, verspricht Klein: "Direktvertrieb über-lassen wir gern den anderen."

Um die Partner stärker an sich zu binden, bietet Eurotech jetzt auch ein Franchisesystem an. Wer sich mit dem Konzept anfreunden kann, wird finanziell unterstützt: "Der erste ETC-Store wird Anfang 2002 eröffnet. Wir haben nicht nur unser Know-how zur Verfügung gestellt, sondern natürlich auch in die Einrichtung investiert." Klein hofft, dass sich auch dieses Standbein im kommenden Jahr etablieren wird: "Das PC-Geschäft aufzubauen kostet viel Geld und Energie, vernünftige Strukturen zu schaffen, das ist eine Investition in die Zukunft. Entweder man macht das richtig, oder man bleibt für immer eine Bastelbude."

www.eurotech-it.de

ComputerPartner-Meinung:

Christoph Klein hat zwei Vorzüge: viel Erfahrung und gemäßigten Ehrgeiz. Weil er penibel darauf achtet, dass am Ende des Monats auch was in der Kasse übrig bleibt, wirkt er als Partner vertrauenswürdig und stabil. Zum Big Player der Branche ist es aber noch ein weiter Weg. (mf)

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