Ex-Accenture-Berater wollen Chat-Kommunikation revolutionieren

27.09.2001
Mit einer Sprach-Chat-Lösung will die Münchener Gloocorp AG Portalbetreibern zu Geld verhelfen. Künftig sollen auch Händler bei dem margenstarken Geschäft mit der TK-Plattform mitmischen.

Die Gloocorp AG hat ein Herz für Portalbetreiber: "Ihr größtes Problem ist, dass sie einen großen Kundenstrom hat, aber damit noch lange kein Geld verdient", so Stefan Kalmund, einer der Gründer und CEO des Unternehmens.

Ihr kann geholfen werden: Die webgesteuerte Sprach-Chat-Lösung der Münchener soll als attraktiver Mehrwertdienst die Kassen füllen. So verbindet die Plattform bereits bestehende Angebote des jeweiligen Webportals - wie beispielsweise Chat-Räume, Auktions- und Verkaufsangebote - mit qualitativ hochwertigen Sprachservices über die öffentlichen Fest- und Mobilfunknetze. Die Benutzer können damit unmittelbar aus dem Internet andere Teilnehmer anwählen, sich via Telefon direkt mit ihnen unterhalten und bleiben dennoch anonym.

Kalmund ist sicher, dass das Angebot eine Marktlücke füllt: "Die Versuchung, nach dem Chat zu telefonieren, ist groß, aber die meisten rücken ihre Telefonnummer nicht raus - die Angst ist zu groß." Man biete Kunden und Betreibern einen deutlichen Mehrwert: "Die Nutzer erleben neue Kommunikationsmöglichkeiten, die Anbieter profitieren unter anderem von der Einwahl über margenstarke Servicerufnummern".

Mehrwertangebot für Portalbetreiber

Mit Hemmschwellen müsse nicht gerechnet werden, schließlich zahle schon heute jeder fürs Telefonieren: "Da merken die Leute gar nicht mehr, dass sie Geld ausgeben", so Kalmund. Derzeit teste ein Portalbetreiber das Angebot in einem Pilotprojekt und werde wohl Ende des Jahres damit auf den Markt gehen. Der Erfolg sei vorprogrammiert: "Wenn es in der ersten Stufe mit 100.000 der insgesamt neun Millionen Kunden losgeht, hat es sich schon gelohnt."

Wenn man es genau nimmt, ist das neue Mehrwertangebot nur eine Art "Abfallprodukt" des im April 2000 gegründeten Unternehmens. IC (Instant Conferencing), das Kernprodukt der TK-Spezialisten, ist eine webbasierende Technologieplattform für Echtzeit-Telefon- und -Datenkonferenzen über Festnetz und Mobilfunk. Und es ist laut Eigenwerbung hauptsächlich für Vertriebsabteilungen und Projektgruppen der Top-500-Unternehmen im deutschen Markt sowie Call-Center-Betreiber gedacht. Damit können Unternehmen Ad-hoc- und organisierte Telefonkonferenzen durchführen, die Teilnehmer werden per SMS und E-Mail benachrichtigt. Laut Kalmund funktioniert das System auch firmenübergreifend über Firewalls zwischen Kunden, Lieferanten, Partnern und Mitarbeitern: "Die Vorbereitung von Reisen und Meetings entfällt, wir sparen den Unternehmen Zeit und Geld."

Neues Produkt kommt zur Systems

Zur Systems soll das Application Conferencing (AC) vorgestellt werden, die das parallele Bearbeiten von Dokumenten möglich machen. Dabei sprechen die Teilnehmer über einen gewöhnlichen Telefonanschluss miteinander, während sie am Bildschirm Zugriff auf eine gemeinsam genutzte webbasierende Arbeitsfläche erhalten. Obwohl alle Konferenzteilnehmer an den Dokumenten mitarbeiten können, muss die entsprechende Software nur auf einen einzigen Computer installiert werden, alle anderen Teilnehmer bekommen eine Kopie auf den Bildschirm. Der Gloocorp-Gründer ist überzeugt, in Deutschland über einen Entwicklungsvorsprung von zirka sechs bis neun Monaten gegenüber der Konkurrenten zu verfügen: "Eine andere integrierte Realtime-Sprach- und -Datenkommunikation unabhängig von Standorten und Zahl der Teilnehmer ist heute nicht am deutschen Markt verfügbar", so Kalmund. Als Vertriebspartner will Gloocorp zunächst verstärkt um Telekommunikationsunternehmen, Mobilfunkbetreiber, Internet-Service- und Application-Service-Pro-vider werben. Außerdem soll die Mannschaft der Newcomer von derzeit 30 auf 40 Mitarbeiter bis Jahresende aufgestockt werden. In den kommenden zwei Jahren wollen die Newcomer in Deutschland einen Marktanteil von zehn Prozent und Anfang nächsten Jahres den Break-even erreichen.

Das sei durchaus realistisch, glaubt Kalmund, schließlich hätten Marktanalysen ergeben, dass für die Lösung von Gloocorp derzeit ein Gesamtmarkt von 1,3 Milliarden Euro für Deutschland existiert. Kalmund: "Doch die schönsten Produkte nutzen nichts, wenn wir nichts verkaufen können. Deshalb arbeiten wir derzeit an einem Fachhandelsszenario."

www.gloocorp.de

ComputerPartner-Meinung:

Portalbetreiber dürften begeistert sein, schließlich suchen sie derzeit alle händeringend nach Verdienstmöglichkeiten, und die Einschätzung von Kalmund dürfte sich bewahrheiten. Auch sonst sind die Newcomer gut unterwegs: Kalmund und sein Partner Marc Zube sind Ex-Accenture-Berater und konnten den ehemaligen Arbeitgeber bereits als Kunden und Partner gewinnen. Ob Fachhändler bei der Vermarktung der Produkte eine große Rolle spielen werden, darf aber eher bezweifelt werden. (mf)

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