Exabyte übernimmt technologische Spitze bei Mittelklasse-Streamern

12.02.1999
MÜNCHEN: Der Kampf um das wachstumsstarke Marktsegment der Mittelklasse-Bandlaufwerke geht in die nächste Runde. Mit der "Mammoth-2"-Technologie hat Exabyte jetzt zumindest die technische Marktführerschaft übernommen. Marktanteile sollen durch aggressive Preisgestaltung erobert werden.

"Mit dem Mammoth-2 setzen wir neue Maßstäbe hinsichtlich Performance und Zuverlässigkeit von unternehmensweiten Backup-Lösungen", verkündet Bill Marriner, Präsident und CEO von Exabyte. Sein Enthusiasmus scheint nicht ganz unbegründet. Bisher handelten Marktbeobachter die LTO-Allianz (Linear Tape Open) bestehend aus IBM, Hewlett-Packard und Seagate als Hauptkonkurrenten des unangefochtenen Marktführers Quantum und seiner DLT-Bandtechnologie. Grund ist die hohe Bedeutung, die IBM und HP nicht zuletzt im Captive-Markt, sprich im High-End-Server-Umfeld haben. Dennoch: Die erste Generation der LTO-Ultrium- Laufwerke befindet sich augenscheinlich noch genauso tief in der Entwicklungsphase wie die nächste DLT-Generation, sogenannte Super-DLT-Laufwerke.

Derweil gelang den Exabyte-Ingenieuren mit "Mammoth-2" ein spürbarer Entwicklungsschritt im Vergleich zu aktuellen Tape-Technologien. Die schlechtesten Karten im Wettlauf um die Führerschaft bei Backup-Technologien für Midrange- und High-End-Server dürfte derzeit Sony mit der AIT-Technologie haben. Zwar gelang es den Japanern kürzlich, mit AIT-2 leistungsmäßig zu Quantums DLT-8000-Laufwerken aufzuschließen, das allein wird DLT-Anwender nach Meinung von Marktbeobachtern allerdings kaum zum Umstieg auf die AIT-Technologie veranlassen. Auch die aktuell schlechte Verfügbarkeit von AIT-2-Bändern und die Tatsache, daß sich mit Seagate einer der führenden Bandlaufwerkshersteller aus der AIT-Technologie verabschiedet hat, trägt nicht dazu bei, Sonys Ausgangsposition zu verbessern.

WARTEN ODER HANDELN?

Mit einer Kapazität von 60 GB und einer Transferrate von 12 MB/s (jeweils unkomprimiert) ist das Mammoth-2-Laufwerk in der Lage, bis zu 43 GB Daten pro Stunde zu sichern. Das Laufwerk ist damit aktuell das schnellste seiner Klasse und liegt deutlich über den Werten verfügbarer Wettbewerbsprodukte (siehe auch Tabelle).

Doch nicht nur mit Leistung sollen potentielle Kunden überzeugt werden. Deutlich mehr als der Mitbewerb zu bieten, und das zum gleichen Preis, lautet Exabytes Vertriebsstrategie. "Mit einem Endkundenpreis von 9.500 Mark liegen wir preislich auf Wettbewerbsniveau. Darüber hinaus bleiben wir unter der wichtigen 10.000-Mark-Grenze", erklärt Herbert Eichheimer, Geschäftsführer der Exabyte Deutschland GmbH, die Taktik des Unternehmens.

Ob die beiden Faktoren Leistung und Preis allerdings ausreichen, insbesondere das Gros der DLT-Anwender zum Umstieg auf die Mammoth-Technologie zu bewegen, da ist sich selbst Eichheimer nicht ganz sicher. Nach seinen Worten ist der Markt reif für eine neue Bandtechnologie. Viele Systemadministratoren warten auf Bandlaufwerke mit Kapazitäten von mehr als 50 GB. Dennoch liegt der Schlüssel für die weitere Marktentwicklung, so Eichheimer, weiterhin bei Marktführer Quantum. "Bisher hat sich das Unternehmen mit den endgültigen technischen Eckdaten und vor allen Dingen mit Aussagen über die Abwärtskompatibilität des kommenden Super-DLT-Drives sehr bedeckt gehalten. Die Anwender wurden immer wieder vertröstet."

Ob angesichts dieses Vorwurfs oder wegen des wachsenden Drucks durch die Mammoth-2-Technologie, die Quantum-Verantwortlichen sahen sich kürzlich doch zu einem Statement veranlaßt. Super-DLT wird etwa 100 GB Kapazität sowie eine Datentransferrate von 10 MB/s haben, und es wird abwärtskompatibel zu DLT 4000, DLT 7000 und DLT 8000 sein, ließ das Unternehmen verlauten. Unbeantwortet blieb allerdings weiterhin eine der drängendsten Fragen bisheriger DLT-Anwender: der Zeitpunkt der Markteinführung von Super-DLT.

Ob sich potentielle Kunden angesichts der Informationspolitik zum Warten oder zum Handeln veranlaßt sehen, ist im Poker um Marktanteile derzeit die große Unbekannte. Laut Eichheimer wird Exabyte auf jeden Fall den derzeitigen Entwicklungsvorsprung und damit die Gunst der Stunde nutzen: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Uns liegt bereits eine signifikante Zahl von Bestellungen für Mammoth-2 vor. Ab 20. Dezember werden die Laufwerke an unsere Vertriebs- und Distributionspartner ausgeliefert." (sd)

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