Exkurs

22.05.1998

Was deutsche Politiker von Unternehmen erwarten - nämlich Innovation, Flexibilität, Risikobereitschaft - scheitert oftmals an mangelnder finanzieller Rückendeckung. Banken sind meistens der Hemmschuh, wenn es darum geht, Projekte auf die Beine zu stellen. Und das ist leider nichts Neues: Unternehmensgründer in der Frühphase der Industrialisierung mußten das notwendige Kapital entweder selbst aufbringen oder sich Geld von Freunden und Familienmitgliedern leihen, um ihre Visionen zu verwirklichen. So ließ sich Friedrich Krupp seine 1811 in Essen gegründete Gußstahlfabrik Krupp von seiner Mutter Petronelle und dem Schwiegervater Wilhelmi finanzieren; erst 1834 bekam das Unternehmen seinen ersten Bankkredit. Werner von Siemens borgte sich für die Gründung seiner Telegraphen-Anstalt Siemens & Halske 1847 von seinem Vetter rund 6800 Taler - heute etwa 240.000 Mark. Selbst um die letzte Jahrhundertwende - immerhin die Zeit der Hochindustrialisierung - hatte sich noch nichts geändert: Robert Bosch nahm sein Gründungskapital von 10.000 Mark aus dem väterlichen Erbteil. Zurück zur Gegenwart: Roland Berger, Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensberatung Roland Berger & Partner, fordert, daß Banken völlig auf Finanzierungen in "neuen" Wirtschaftszweigen verzichten sollten. Sie seien noch nie in der Lage gewesen, das Entwicklungspotential neuer Techniken einzuschätzen. Sein Alternativvorschlag: Risikokapitalgesellschaften, wie sie in den USA zuhauf existierten, in Deutschland aber noch zu selten seien. (ch)

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