Expansion auf ganzer Ebene

03.04.1999

WEIL AM RHEIN: Neue Leute, neue Niederlassungen, rasantes Wachstum: Aparis Software bewährt sich derzeit als erfolgreiches Auffangbecken für vergrätzte Sage-KHK-Händler und -Kunden. Jetzt heißt es, den Boden unter den Füßen nicht verlieren. Das Eigenkapital von sechs Millionen Mark will vorsichtig angelegt sein."Es ist alles ein bißchen größer geworden, als wir erwartet haben: Der Umsatz, die Mitarbeiterzahl - aber auch die Kosten", bilanziert Kurt Tennstädt, Marketingchef bei Aparis Software, die ersten fünf Monate des im Oktober 98 gegründeten Unternehmens. Bis Ende des Jahres fuhr der deutsche Softwarehersteller 830.000 Mark Umsatz ein, in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres sogar 1,25 Millionen. Bis Ende 1999, so hofft Tennstädt, wird der Umsatz 13 Millionen Mark betragen.

An Profit ist allerdings noch nicht zu denken: "Bis wir den Break Even erreichen, werden wohl noch ein oder zwei Jahre ins Land gehen", schätzt er im Gespräch mit ComputerPartner. Denn jetzt muß erstmal wieder investiert werden. 71 Handelspartner hat der Hersteller, dessen Mitarbeiterstamm sich hauptsächlich aus der ehemaligen KHK-Mannschaft rekrutiert, gewonnen, bis Dezember 99 könnten es bereits "so um die 250" (Tennstädt) sein. Also müssen zusätzlich zu den 30 Mitarbeitern noch weitere fünf Vertriebsleute und fünf Schulungs- und Supportmitarbeiter eingestellt werden. Zudem, so verrät Tennstädt, eröffnet Aparis zur Cebit eine Niederlassung in Basel. Auch da, rechnet er, werden "fünf bis zehn Mitarbeiter" sitzen.

Der Messeauftritt soll vergleichsweise bescheiden ausfallen - auf den 150 Quadratmetern Ausstellungsfläche ist in diesem Jahr kein Platz für eine gemeinsame Präsentation mit Handelspartern. Im nächsten Jahr allerdings, so hoffen die Aparis-Verantwortlichen, wird sich auch das ändern. In Halle 5 stellen die Badener neben ihrer Businessline erstmals die "Anlagen-Buchhaltung" vor, die, wie alle Aparis-Produkte, entweder im Free-Licence- oder im Einzellizenzsystem an Fachhändler verkauft wird.

Da sich der Hersteller exakt im gleichen Marktsegment tummelt wie Sage KHK, hat sich Aparis für Endkunden etwas einfallen lassen: "Wir gewähren 50 Prozent Rabatt auf Cross-Updates zu KHK", schmunzelt Tennstädt in der Hoffnung, seinem ehemaligen Brötchengeber nicht nur Handelspartner sondern auch bestehende Kundschaft streitig machen zu können. Für den Fachhandel hat er ebenfalls einen Anreiz parat: "Wer von heute ab bis zum Ende der Messe das Datenübernahme-Tool (Kostenpunkt: 1.800 Mark, Anmerkung der Redaktion) kauft, bekommt einen Tag Schulung kostenlos." Außerdem schickt er einen seiner Supporter jedem Fachhändler, der bis Ende Mai die BusinessLine kauft, einen Tag lang ins Haus, damit der beim Kunden die Installation durchführen - oder zumindest Hilfestellung bieten - kann.

Das alles will natürlich finanziert sein. Gerüchten, die besagen, Aparis sei knapp bei Kasse, hält er entgegen: "Seit Dezember 1998 ist die Nord Holding GmbH Gesellschafter der Aparis und hält dabei rund 47 Prozent am Unternehmen. Sie gehört bundesweit zu den größeren Kapitalbeteiligungsgesellschaften." Nicht Karl-Heinz Killeit, der ehemalige KHK-Boss, also ist der Geldgeber, wie viele Insider vermutet hatten, sondern die Tochtergesellschaft der Norddeutschen Landesbank Nord/LB und der Bremer Landesbank. Sie stellte Aparis Eigenkapital in Höhe von sechs Millionen Mark zur Verfügung, mit denen die Mannen um Herbert Lörch und Thilo Schmidt haushalten müssen. Killeit leistet dem Unternehmen übrigens keine finanzielle, dafür aber ideelle Schützenhilfe: Er wird die Eröffnungsrede des Aparis-Fachhändler-Events am zweiten Messetag in Hannover halten, Interessenten sollten sich - aufgrund begrenzter Teilnehmerzahl - bei Aparis anmelden.

Der rasante Einstiegserfolg für die Aparis-Leute birgt natürlich auch Gefahren: "Wir müssen höllisch aufpassen, daß wir uns nicht vergaloppieren", weiß Tennstädt. Deshalb muß

so mancher Plan noch warten. Beispielsweise die Idee - ähnlich wie Sage KHK -, ein eigenes Handwerkerpaket anzubieten. Doch da das entsprechende Know-how und die Entwickler erst noch eingekauft werden müssen, datiert Tennstädt die Umsetzung auf Ende des Jahres, "frühestens zur Systems". Aber: die Gespräche laufen schon auf Hochtouren. (du)

Ex-KHK-Chef Killeit leistet der Aparis-Mannschaft zwar keine finanzielle, dafür aber ideelle Schützenhilfe: Er hält die Eröffnungsrede der Aparis-Händlerveranstaltung auf der Cebit.

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