Expansion im Halbleitergeschäft

20.05.1999

RAUNHEIM: Das südkoreanische Industriekonglomerat HyundaiElectronics Industries Co. reorganisiert im großen Stil. Die Gerüchteküche brodelt: Angeblich will das Unternehmen seine Monitor-Division verkaufen. In der deutschen Vertriebsniederlassung gibt man sich indes noch zurückhaltend.

Der südkoreanische Industriegigant Hyundai Electronics Industries Co. will seine Unternehmensstrukturen drastisch reduzieren: Hyundai wird seine 62 Firmen auf 26 zusammenstreichen, kündigte Konzern-Gründer Chung Ju Yung im "Spiegel" an. Obwohl die meisten asiatischen Großunternehmen schlankere Strukturen anstreben, expandiert Hyundai gleichzeitig: Das Unternehmen beteiligt sich jetzt zu 60 Prozent am Halbleiterhersteller LG Semicon Ltd.

Frage ist jetzt, von welchen Segmenten will sich das Management im Elektronik-Bereich eigentlich trennen? So hieß es kürzlich im "Handelsblatt": "Zur Reduzierung der Verschuldung sollen Randgeschäftsbereiche (Telekomtechnik, Monitore, Kfz-Elektronik) ausgegliedert oder auch an nicht-koreanische Interessenten verkauft werden."

In der deutschen Vertriebsniederlassung in Raunheim bei Frankfurt,

Hyundai Electronics Deutschland, äußert man sich - der asiatischen Mentalität entsprechend - zurückhaltend: "In der Tat sind Gerüchte im Umlauf, Hyundai plane, sich von seiner Monitorsparte zu trennen. Der Merger zwischen LG Halbleiter und Hyundai legt nahe, daß Hyundai sich auf die Halbleiterproduktion spezialisiert. Das Entstehen dieses Gerüchts ist sicherlich auf die tiefgreifenden Umstrukturierungsmaßnahmen des Konzerns in Korea zurückzuführen", formuliert Jae H. Park, der südkoreanische Director Hyundai Electronics Deutschland, vorsichtig.

Was Genaues weiß man anscheinend auch hierzulande noch nicht oder will es noch nicht preisgeben. Denn laut eines Insiders wird in Raunheim bereits eifrig am Cebit-Auftritt 2000 gebastelt.

Einstieg bei Retailern ist problematisch

Und Park schmiedet Pläne für die Zukunft: "Wir planen vor allem, den Retail-Markt zu erschließen", nennt der Deutschland-Chef als Ziel. Das dürfte aber problematisch werden: Denn die Marke Hyundai ist im deutschen Monitorgeschäft und damit auch beim Endkunden weitgehend unbekannt.

"Das Europageschäft läuft für Hyundai besser als in Deutschland. Hier ist der Markt bereits von anderen Anbietern besetzt, und Hyundai hat seit einem Jahr keine Werbemaßnahmen zur Brand-Etablierung mehr vorgenommen. Die Produkte können sich allerdings, was Qualität, Material und Verarbeitung angeht, mit Markenherstellern messen", meint Oskar Waid, Geschäftsführer von Waid C & C Technology Trade GmbH. Waid ist der einzige offizielle Distributor für die Hyundai-Produkte in Deutschland.

Den Sprung in das Sortiment der Broadliner haben die Südkoreaner allerdings nicht geschafft: "Vor einem Jahr hat Hyundai noch im Markt mitgespielt. Mittlerweile haben sie, was Produkte und Marketing angeht, nichts mehr zu bieten. Die Monitore sind zwar günstig, für die Low-Cost-Schiene aber immer noch zu teuer. Das paßt nicht", meint ein Produktmanager aus der Distribution.

Auf die Verkaufsgerüchte rund um die Monitorabteilung von Hyundai gibt Exklusiv-Distributor Waid trotzdem nichts: "Es ist unwahrscheinlich, daß man sich vom Monitorgeschäft verabschiedet. Denn durch die Übernahme der Halbleiterproduktion von LG sind auch die Produktionsbedingungen für LCD-Flachbildschirme erweitert worden. Und das ist weltweit ein wachsendes Marktsegment."

Nach eigenen Angaben hat Hyundai 1998 weltweit zehn Millionen Displays ausgeliefert, wobei der Schwerpunkt generell auf dem OEM-Geschäft liegt. Das Unternehmen hat bereits im März neben seinen zwei bereits vorhandenen Monitor-Produktionsstätten in Korea eine weitere in China eröffnet. "Innerhalb des Konzerns kommt der Hyundai Electronics eine bedeutende Rolle zu, wobei die Monitore eine wichtige Rolle in dieser Sparte spielen. Die deutsche Niederlassung wird zum Erfolg dieses Segments beitragen", beurteilt Park die Rolle des Display-Geschäfts im Konzern. (ch)

Oskar Waid, Exklusiv-Disti für Hyundai-Monitore in Deutschland, nennt die Verkaufsgerüchte "unwahrscheinlich".

Der Markt ist auf Spekulationen angewiesen: Bisher fehlt eine klare Aussage zum Verkauf der Monitorabteilung von Hyundai.

Zur Startseite