Experte: Die größte Gefahren für Linux lauern im eigenen Lager

08.08.2003
Die größte Bedrohung für Linux stellen nicht bekannte Gegner wie Microsoft oder SCO dar, sondern kommen aus dem eigenen Lager. Genauer von Seiten der größten Unterstützer des freien Betriebssystems. Dies erklärte der Open-Source-Experte Bruce Perens auf einer Pressekonferenz auf der derzeit stattfindenden Linuxworld in San Francisco, wie unsere Schwesterzeitschrift PC-Welt berichtet. Der Mitbegründer der so genannten "Open Source Initiative" hob drei Unternehmen namentlich hervor: IBM, Red Hat sowie Hewlett-Packard. "SCO ist nichts im Vergleich zu der Bedrohung in Form von Software-Patenten, der sich Open-Source-Entwickler stellen müssen; ein Kampf, den wir verlieren werden", sagte Perens. Er verwies auf das laufende Gesetzgebungsverfahren des europäischen Parlaments, das erstmalig Software-Patente in der EU erlauben wird. In den USA werden derartige Patente seit den 80er Jahren vergeben. Perens zeigte sich besorgt darüber, dass Linux-Entwickler, die Standard-Technologien in ihre Programme integrieren - beispielsweise Protokolle, die von der "Internet Engineering Task Force" als Internet-Standard definiert sind -, der Gefahr ausgesetzt sind, aufgrund der in diesen Standards enthaltenen patentierten Technologien verklagt zu werden. Der Experte forderte die Unternehmen mit einer großen Software-Patent-Sammlung, wie IBM und HP, auf, in einer schriftlichen Erklärung zu versichern, dass keine Open-Source-Entwickler verklagt werden. "Ich möchte eine Zusage, dass nicht geklagt wird", so Perens. "Wir haben wirkliche große Freunde und diese großen Freunde können uns immer noch beträchtlichen Schaden zufügen." Neben einer Erklärung hofft Perens auch auf einen Dialog mit den Patent-Inhabern. "Wir sollten zumindest anfangen darüber zu reden, wie IBM uns schützen kann", so Perens. "Ich möchte ein wenig mehr darüber erfahren, was sie anbieten können." Die Kritik gegenüber Red Hat richtete sich vor allem an die Support-Vorschriften für Red Hat Advanced Server, die, wie Perens sagte, die Anwender dazu verdonnern, Support ausschließlich von Red Hat zu beziehen. "Sie (die Anwender) sollten die Möglichkeit haben, beste Qualität auch von Dritt-Anbietern zu erhalten", so Perens. IBM reagierte überrascht auf die Sorgen seitens Perens. Der "E-Business on Demand" General Manager des Unternehmens, Irving Wladawsky-Berger, teilte mit: "Diese Frage tauchte bei Linux noch nie auf". IBMs Geschichte der Zusammenarbeit mit "Open Communities" wie dem "World W Web Consortium" sollte Entwickler beruhigen, erklärte Wladawsky-Berger und forderte Perens auf, IBM zu kontaktieren, um das Thema weiter zu erörtern. Der "Linux Business Strategist" von HP, Mike Balma, wollte die Software-Patente des Unternehmens nicht kommentieren, teilte aber mit: "Wir unterstützen Linux. Wir unterstützen es so, wie es unsere Konsumenten sehen wollen." Perens hingegen kündigte auf der Konferenz zudem die Gründung einer Interessengruppe an, die sich mit dieser Problematik auseinandersetzen soll. Pikanterweise gehört dazu ein historischer "Feind" von IBM dazu, die "Computer Communications Industry Association" (CCIA). Die CCIA wurde vor 30 Jahren gegründet, um als Sprachrohr für kleine Computer-Anbieter im damaligen Antitrust-Verfahren gegen Big Blue zu fungieren. (cm)

Die größte Bedrohung für Linux stellen nicht bekannte Gegner wie Microsoft oder SCO dar, sondern kommen aus dem eigenen Lager. Genauer von Seiten der größten Unterstützer des freien Betriebssystems. Dies erklärte der Open-Source-Experte Bruce Perens auf einer Pressekonferenz auf der derzeit stattfindenden Linuxworld in San Francisco, wie unsere Schwesterzeitschrift PC-Welt berichtet. Der Mitbegründer der so genannten "Open Source Initiative" hob drei Unternehmen namentlich hervor: IBM, Red Hat sowie Hewlett-Packard. "SCO ist nichts im Vergleich zu der Bedrohung in Form von Software-Patenten, der sich Open-Source-Entwickler stellen müssen; ein Kampf, den wir verlieren werden", sagte Perens. Er verwies auf das laufende Gesetzgebungsverfahren des europäischen Parlaments, das erstmalig Software-Patente in der EU erlauben wird. In den USA werden derartige Patente seit den 80er Jahren vergeben. Perens zeigte sich besorgt darüber, dass Linux-Entwickler, die Standard-Technologien in ihre Programme integrieren - beispielsweise Protokolle, die von der "Internet Engineering Task Force" als Internet-Standard definiert sind -, der Gefahr ausgesetzt sind, aufgrund der in diesen Standards enthaltenen patentierten Technologien verklagt zu werden. Der Experte forderte die Unternehmen mit einer großen Software-Patent-Sammlung, wie IBM und HP, auf, in einer schriftlichen Erklärung zu versichern, dass keine Open-Source-Entwickler verklagt werden. "Ich möchte eine Zusage, dass nicht geklagt wird", so Perens. "Wir haben wirkliche große Freunde und diese großen Freunde können uns immer noch beträchtlichen Schaden zufügen." Neben einer Erklärung hofft Perens auch auf einen Dialog mit den Patent-Inhabern. "Wir sollten zumindest anfangen darüber zu reden, wie IBM uns schützen kann", so Perens. "Ich möchte ein wenig mehr darüber erfahren, was sie anbieten können." Die Kritik gegenüber Red Hat richtete sich vor allem an die Support-Vorschriften für Red Hat Advanced Server, die, wie Perens sagte, die Anwender dazu verdonnern, Support ausschließlich von Red Hat zu beziehen. "Sie (die Anwender) sollten die Möglichkeit haben, beste Qualität auch von Dritt-Anbietern zu erhalten", so Perens. IBM reagierte überrascht auf die Sorgen seitens Perens. Der "E-Business on Demand" General Manager des Unternehmens, Irving Wladawsky-Berger, teilte mit: "Diese Frage tauchte bei Linux noch nie auf". IBMs Geschichte der Zusammenarbeit mit "Open Communities" wie dem "World W Web Consortium" sollte Entwickler beruhigen, erklärte Wladawsky-Berger und forderte Perens auf, IBM zu kontaktieren, um das Thema weiter zu erörtern. Der "Linux Business Strategist" von HP, Mike Balma, wollte die Software-Patente des Unternehmens nicht kommentieren, teilte aber mit: "Wir unterstützen Linux. Wir unterstützen es so, wie es unsere Konsumenten sehen wollen." Perens hingegen kündigte auf der Konferenz zudem die Gründung einer Interessengruppe an, die sich mit dieser Problematik auseinandersetzen soll. Pikanterweise gehört dazu ein historischer "Feind" von IBM dazu, die "Computer Communications Industry Association" (CCIA). Die CCIA wurde vor 30 Jahren gegründet, um als Sprachrohr für kleine Computer-Anbieter im damaligen Antitrust-Verfahren gegen Big Blue zu fungieren. (cm)

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