Exponet 2004 auf dem Prüfstand

25.11.2004
Die diesjährige "Exponet" sollte als anwenderbestimmte Fachmesse beeindrucken. Doch die wenig mehr als 100 Aussteller in den Kölner Rheinhallen belegten, dass die einzige Netzwerkmesse Deutschlands so kaum weitermachen dürfte. Von ComputerPartner-Redakteur Wolfgang Leierseder

Erwartungsgemäß oft war auf der diesjährigen Kölner "Exponet" die Rede vom so genannten "Käufermarkt". Der Markt habe sich gedreht, sagte exemplarisch Extreme-Networks-Manager Josef Lausch. "Haben früher Hersteller mit neuer Technologie Anwender begeistern können, bestimmen heute umgekehrt die Anwender, was sie brauchen." Ähnlich formulierte es Distributor Algol Deutschland. Für Geschäftsführerin Marianne Nickenig ist eindeutig klar, dass "der Projektmarkt vom Käufer bestimmt wird. Diese stellen fest, was sie benötigen - die Frage nach neuesten Techniken kommt ganz zum Schluss." Algol, das seine 2002 begonnene Mutation vom VAD zum "Projektdistributor" - eige-nen Angaben zufolge erzielt er mittlerweile rund 90 Prozent seines Geschäftes mit Projekten - sinnfällig-plakativ zum Motto seines Standes machte und acht Netzwerk-Anbietern Platz und Gehör verschaffte, ist folglich interessiert, über seine Kunden und deren Kunden möglichst viel zu erfahren.

Große Probleme des Veranstalters

Dass sich dieser gravierende Wandel (nicht nur) im Netzwerkmarkt auch bis zu dem Starnberger Messeveranstalter DC Europe herumgesprochen hat, konnte nicht festgestellt werden. Hohe Standpreise, "die die Cebit-Macher erblassen lassen dürften", so ein Anbieter, untaugliche bis irreführende Informationen wie zum Beispiel die Behauptung, "720 internationale Aussteller" wären nach Köln gekommen, nicht vorhandene, jedoch für Aussteller wichtige Informationen, wie die fehlende Ausstellerliste, konsequent schwammige Auskünfte über das Umfeld, sprich Aussteller, und folglich basserstaunte bis deutlich verärgerte Hersteller in den zwei Hallen sprechen eher eine andere Sprache.

"Jetzt reicht es", empörte man sich auf dem Stand eines seit Jahren die Exponet besuchenden Kabelanbieters. "Ich war am Montagabend so enttäuscht wie selten", fasste ein anderer Aussteller seine Eindrücke von dem Rundgang am Abend vor Messebeginn zusammen. Er hatte zu sehen bekommen, dass die Halle 1 mangels Aussteller mit langen, den Zugang verschließenden Planen, verhüllt worden war, während in den Hallen 5 bis 7 allein eine übermäßig großzügig dimensionierte "Key Note Arena" dafür sorgte, dass die rund 30 Aussteller nicht in diesen Hallen verloren gingen.

Dass selbst der seit Jahren unbeirrt Exponet-treue Aussteller Foundry Networks deutliche Zweifel anmeldete, ob er im nächsten Jahr wieder seinen "mindestens 100.000 Euro teuren Stand", so Deutschland-Geschäftsführer Dieter Holderle, buchen werde, mag man in Starnberg vielleicht als gewohnten Aspekt der jährlichen Verhandlungen zu kennen meinen. Doch dass so mancher Aussteller laut überlegte, auch unter Hinweis auf die Mitte Februar 2005 in Wien als Exponet-Gegenmesse angelegte Fachmesse für den IT- und Telekom-Sektor "ITnT.at.", ob DC Europe nicht besser daran täte, die Messe künftig einem "professionelleren Veranstalter" zu überlassen, sollte den Starnbergern doch zu denken geben. (Zu diesen Punkten war von DC Europe bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten.)

Fachpublikum und viele neue Kontakte

Trotzdem wurde der einzigen Netzwerkmesse Deutschlands von fast allen Ausstellern bescheinigt, sie habe ein "großes Potenzial, was Themen und Fachpublikum betrifft", wie 3Coms Marketing-Manager Josef Vistolla sagte, "beste Möglichkeiten zu Gesprächen mit Endkunden und Händlern", so Extreme-Manager Lausch, und Andreas Hausmann, hierzulande verantwortlich für die "Procurve"-Netzwerkabteilung Hewlett-Packards, lobte, die Exponet habe "zu vielen neuen Kontakten geführt".

Sogar Produktankündigungen und neue Aussteller waren zu erleben. So präsentierte zum Beispiel 3Com, auf dem Algol-Stand mit einem so genannten "Appartement" vertreten (siehe Bilder), drei 10-GB-Switches mit bis zu 48 Ports, zu denen Marketier Vistolla zufrieden anmerkte, dass der Netzwerker jetzt wieder das Portfolio habe, das ihm ermögliche, wieder in der Cisco-Liga mitzuspielen. Ebenso nutzte Alcatel die Exponet, um die mit Layer-3-Funktionen versehenen "OmniSwitch 6600"-Switches zu zeigen.

3Coms chinesischer Joint-Venture-Partner Huawei zeigte sich sogar erstmals in Deutschland als Anbieter von Enterprise-Komponenten, die mithilfe von Partner Siemens in den Markt gebracht werden sollen.

Netzwerker D-Link nutzte die Messe, um in gut besuchten Workshops seine Switches, Firewalls und Multimedia-Komponenten dem Endverbraucher zu demonstrieren, und zugleich auf dem Stand zum Beispiel GB-Switches und einen tragbaren WLAN-Router zu zeigen. "Unser Konzept geht auf", sagte Geschäftsführer Klaus Dieter Hesse.

Auch, dass Networking in Köln nicht zu kurz kam, versicherten alle - in dieser Branche kennt man sich, ja man verfolgt genau, wer was bei wem macht. Dennoch fragte Vistolla, "wie es nächstes Jahr weitergehen soll, angesichts dessen, was hier passiert".

Um ihm eine vorläufige Ant-wort zu geben: Damit die Exponet überlebt, muss sich viel tun.

Meinung des Redakteurs

Wie 2003 versuchte Veranstalter DC Europe den Spagat zwischen Geld verdienen und die einzige Netzwerkmesse in Deutschland zu veranstalten. Das erschien schon voriges Jahr wenig überzeugend (siehe ComputerPartner-Ausgabe 48/03, Seite 12). Doch dieses Jahr lag DCI offensichtlich falsch: Nur zwei Kölner Rheinhallen waren belegt, und viele Aussteller ärgerten sich.

DC muss neu überlegen, um nicht die Exponet zu ruinieren.

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