Exponet 98 in Düsseldorf

12.03.1998

DÜSSELDORF: Als Erfolg bezeichneten Aussteller die "Exponet" in Düsseldorf. Offiziell zirka 600 Anbieter von Netzwerkkomponenten warben in drei Hallen um die Gunst der fast 40.000 Fachbesucher. Im nächsten Jahr soll die Messe zwei Wochen vor der Münchener Systems stattfinden."Wer Netzwerkplanung betreibt, geht auf die Exponet", ist sich Christiane von der Heyden, Managerin Marketing von Netzwerker Allied Telesyn in Freising, sicher. Zwar muß sie zirka 600 Mark für den nackten Quadratmeter Standfläche im Düsseldorfer Messegelände bezahlen, doch da "wir dort die richtigen Besucherkontakte finden", steht für sie der Exponet-Auftritt auch im nächsten Jahr außer Frage.

Nun dienen die drei großzügig dimensionierten Hallen den wenigsten der zirka 600 Ausstellern, wie Veranstalter DC Congresse und Fachmessen GmbH zum Erstaunen so mancher Hersteller zählte, dazu, mit Neuigkeiten aufzuwarten. Dazu ist in Deutschland auch in Netzwerkerkreisen allein die Cebit da. Doch wenn es um die "Qualität des Fachpublikums und die Möglichkeit, sich in Ruhe zu unterhalten" (von der Heyden) geht, wird die Düsseldorfer Messe nahezu unisono gelobt. "Wir haben eine Menge guter Kontakte mit Carriern und Unternehmen, die nach Wide- Area-Network-Anbindungen suchen", erklärt Frank Brinsa, Area-Manager bei der gerüchtehalber von Lucent umworbenen Newbridge Networks GmbH in Unterföhring. Thomas Peters, neuer 3Com-GmbH-Geschäftsführer in Unterföhring, zeigt sich am gut besuchten Stand "zufrieden", und Arnulf Hess, General Manager Zentraleuropa des "zu 100 Prozent indirekt vertreibenden" Netzwerkers D-Link mit Sitz in Kriftel, betont: "Wir sind positiv überrascht."

Und da auch der nach sechs Jahren erstmals wieder auf einer Messe vertretene Netzwerk-Distributor Azlan des Lobes voll ist: "Unser Stand ist permanent voll", so Michel Martin, Regional Managing Director Central Europe der Azlan GmbH in Unterhaching, steht für Aussteller der Exponet-Erfolg offensichtlich außer Frage. Auch wenn in Halle 15, in der die "Internet World" mangels eigener Ausstellerattraktion im letzten Jahr heuer Unterschlupf gefunden hat, einige Anbieter am Abend des ersten Tages dem Eindruck eines eher "mauen Besuches" hatten. "Vielleicht sind wir in der verkehrten Halle?", rätselte ein sogenannter Content-Anbieter. Dem widersprach Checkpoint-Managerin Gabi Schwarz, ebenfalls in Halle 15 angetreten: "Wir kommen vor lauter Anfragen kaum mit", bilanzierte sie am zweiten Tag.

Exponet zwei Wochen vor der Systems

Es ist deshalb kein Wunder, daß Veranstalter DC im nächsten Jahr Größeres plant. 1999 soll die Exponet zwei Wochen vor der Systems stattfinden. In fünf Hallen. Klar ist, daß damit ein Messekonflikt bei Netzwerkanbietern vorprogrammiert ist: "Kein Hersteller mehr kann sich drei Messeauftritte leisten", erklärt Harald Zapp, Marketing-Manager bei der Cisco GmbH in Eschborn. Und wenn nicht einmal der Routerkönig in Erwägung zieht, den Messetanz dreimal zu wagen, gilt das um so mehr für weniger potente Netzwerker. "Es sei denn, es ist unbedingt nötig", überlegt Sonja Mayer, Sprecherin des Value-Added-Distributors Pandacom. Für sie kommt es auf die "Qualität der Leads" an, und die seien hier nun mal besser als die auf der Münchener Systems.

Zukunftssichere Verkabelung

Völlig unbeeindruckt von diesem Konflikt zeigen sich die Hersteller von passiven Netzwerkkomponenten in Halle 14. "Die Exponet ist für uns die Messe schlechthin", erklärt Markus Jung, Projektleiter bei der Eltec-Service GmbH in Frankfurt am Main. Er ist auf dem Stand des Frankfurter Kabelspezialisten IIT Cannon Network Systems & Services GmbH vertreten. "Wir sind sehr zufrieden", pflichtet ihm Thomas Merkl, bei, Leiter der Dätwyler Kabel + Systeme GmbH aus München. Zwar fehlt den Kabelspezialisten notwendigerweise das Flair der großen Auftritte, und wer sich über Kupfer- und Lichtwellenkabel beugt oder nach Patchanschlüssen fragt, muß schon einen guten Grund haben. Aber laut Merkl wird für Systemhäuser und Integratoren die Verkabelung immer wichtiger: "Wer passiv vernetzt und dabei nicht zukunftssicher investiert, muß unter Umständen alle Kabel wieder rausreißen." Das sei gerade in Deutschland, wo man es seiner Erfahrung nach besonders sorgfältig mit der Verkabelung nimmt, elementar wichtig: "Für Systemhäuser heißt das, sich genau zu informieren und auf Details zu achten", rät er.

Konvergenz Daten-Sprache

Von dem vielfach zitierten Messehöhepunkt Konvergenz Daten-Sprache ist aus seiner Sicht in Deutschland noch nicht viel zu merken. Zwar interessieren sich Unternehmen allenthalben für höhere Bandbreite, doch vorerst nur, um dem erhöhten Datenbedarf nachzukommen. Merkl ist sich sicher, daß Fast Ethernet und sogar ATM am Arbeitsplatz Einzug halten werden, während im Backbone-Bereich das paket- und güteorientierte Hochgeschwindigkeitssprotokoll immer mehr zum Zuge komme.

Für Carsten Queißer, Produkt-Marketing-Manager bei Cisco, steht dagegen fest: "In Corporate Lans gibt es die Konvergenz bereits. Hier werden Sprachdaten über IP-Netze verschickt. Und wir sind dabei, mit unseren Premium-Partnern ein Programm zu starten, das auch kleineren Unternehmen die Möglichkeiten der Sprach-Daten-Integrationen nahebringen soll." Zu Demonstrationszwecken waren auf 17 Ständen IP-basierte Telefone aufgebaut, mit denen man sich über einen Router ins Fest- oder Mobilnetz einwählen konnte. Direkt, ohne spürbare, technisch bedingte Latenzzeit. "Das wird ein Geschäft für Internet Service Provider, die IP-Telefonie mittelständischen Unternehmen anbieten können", wirbt der Cisco-Manager.

Doch im Moment noch hat Cisco, wie die allermeisten Aussteller, ein dringenderes Problem zu lösen: Netzwerkspezialisten müssen rekrutiert werden. "Der Markt ist leer. Wir müssen selber ausbilden", weiß Cisco-Manager Zapp. In dasselbe Horn stößt 3Com-Geschäftsführer Peters: "Wir setzen zusammen mit der IHK Programme auf." Auf dem Ministand von Softwerker Ixos will man anscheinend nicht so lange warten. Die Standflächen waren mit schlichten Zetteln beklebt, auf denen allein zu lesen war: "Jobs". (wl)

Netzwerker schätzen offensichtlich die wenig marktschreierische Atmosphäre in den drei Hallen der Exponet.

Messekonflikt im nächsten Jahr: Die Netzwerkmesse findet zwei Wochen vor der Systems statt.

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