Bechtle-Manager Roland König

"Fachabteilungen nehmen das Cloud-Zepter in die Hand"

12.04.2012

Zunehmend bieten Hersteller so genannte " Private Clouds aus der Box " an ( Vblock , vBundles , Flexpods , CNI , IBM Starter-Kits und SmartCloud Enterprise , HP cCells , HP Converged Infrastructure , Oracle Engineered Systems , Dell vStart-Linie n etc.). Sie versprechen, damit Kunden das Tor zu hybriden Cloud-Modellen zu öffnen. Welche Bedeutung spielen diese Modelle Ihrer Erfahrung nach bei den strategischen Überlegungen und Neuausrichtung von Rechenzentren?

König (schmunzelt): Sie werden eine erhebliche Rolle spielen, weil sie dem Kunden eine durchgängige Infrastruktur und Teile einer Plattform bereitstellen. Ich kenne allerdings noch kein Modell, das wirklich alle Aspekte einer ganzheitlichen Lösung abdeckt. Es sind Module, die sinnvoll sind, die ich aber immer noch um Services ergänzen muss. Um in eine hybride Cloud zu gehen, um z.B. externe Speicher- oder Server-Ressourcen oder Software-Stacks zu beziehen, brauche ich - rein technologisch - keine standardisierte Stack. Denn das ermöglicht mir schon im ersten Schritt die Hypervisor-Plattform und die Software, nicht die Hardware. Selbstverständlich ist die Hardware bei den genannten Paketen optimiert und das wird der Markt auch fordern und brauchen. Diese in sich validierten Stacks werden erheblich dazu beitragen, Dinge zu vereinfachen. Unternehmen mit eigener IT werden sich mit diesem Thema stärker beschäftigen. Aber für den Schritt in die hybride Welt ist die Hardware selbst quasi unerheblich. Dafür braucht der Kunde die Management-Tools, die Verbindungs-Software, die Cloud-Bridges etc., die Hardware ist insofern nur sekundär. Das komplette, fertige Cloud-Bundle vor allem mit Blick auf die Software, habe ich noch nicht gesehen.

Die Idealvorstellung einer Private Cloud ist es ja, ein Self-Service-Portal als Frontend zu haben, über das weitere Dienste aus unterschiedlichsten (auch Public-Cloud-) Quellen genutzt werden können. Welche Hersteller bietet Ihrer Erfahrung nach aktuell eine Lösung, die dieses Versprechen tatsächlich einlöst? Wo wünschen Sie sich Verbesserungen?

König: In diesem Umfeld werden wir noch die meisten Verbesserungen sehen, denn hier gibt es noch einen enormen Nachholbedarf. Mit dem Horizon Application Manager steht dazu ein Produkt von VMware in den USA bereits zur Verfügung, das exakt diese sichere, gemanagte und kontrollierte Bereitstellung von Applikationen für User ermöglicht, inklusive Billing-Tools. Ähnliches bieten auch Self-Service-Portale von Citrix und Microsoft. Andere Anbieter werden nachziehen.

Wie sieht es mit der Abrechnung aus?

König: Die Abrechnungs-Tools, die es heute gibt, sind noch nicht ausgereift. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis sich hier ein Standard etabliert. Allerdings lässt sich heute bei der Abrechnung noch vieles manuell in den Griff bekommen. Insofern ist das für Unternehmen aktuell kein Problem. Bei den großen Providern sieht das anders aus - sie setzen dafür überwiegend eigenentwickelte Tools ein.

Das heißt aber auch, dass - mangels entsprechender Tools - die Unternehmen bei der hausinternen, SLA-basierten Bereitstellung von Self-Services nicht wissen, was diese Services eigentlich kosten? Ein Vergleich mit Public-Cloud-Angeboten ist also gar nicht möglich…

König: Was der Service kostet, lässt sich auch heute schon ermitteln. Nur die dynamische Verrechnung ab dem ersten Moment der Nutzung ist überwiegend noch nicht möglich. Zumal Cloud Computing kein einmal eingeführtes Modell ist, sondern ein langfristiger dynamischer Prozess.

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