Exklusivinterview mit Arnd von Wedemeyer

"Fachhandelsvertrieb ist absolut möglich"

29.07.2010

Sie liefern dem Kunden ein Rundum-Sorglos-Paket?
von Wedemeyer: Ein Rundum-Sorglos-Paket, nein, aber es gibt gewisse Produkte und Nischenmärkte, in denen die Nachfrage noch gering ist. Und wir glauben, dass die Nachfrage besser wäre, wenn die Produkte besser auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt wären. Wir prüfen in diesem Zusammenhang derzeit insbesondere die lizenzrechtlichen Fragen. Technisch ist das alles kein Problem. Aber man müsste zum Beispiel bei einer Softwarevorkonfiguration im Auftrag eines Kunden einen Lizenzvertrag, den der Kunde zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht kennt, annehmen.

Lassen Sie uns auf den Vertrieb der Eigenmarke zurückkommen. Wäre es denkbar, dass diese Eigenmarke auch über den Fachhandel vertrieben wird?
von Wedemeyer: Das ist absolut möglich. Zurzeit beschäftigen wir uns allerdings nicht vorrangig mit diesem Thema. Fokus ist derzeit die Thematik, wie wir die Rechner für unsere Kunden interessant machen und wie wir sie dann fertigen. Aber der Vertrieb über den Fachhandel ist grundsätzlich interessant für beide Seiten, und wir werden darüber nachdenken, wie und ob man das realisieren kann. Natürlich muss ich auch offen darüber sprechen, dass wir mit den neuen Produkten ein interessantes, attraktives Pricing anstreben, und das beißt sich in der Regel mit einer hohen Marge.

An diese Tatsache sind die Fachhändler von vielen anderen Herstellern bereits gewöhnt.
von Wedemeyer: Ich persönlich bin der Meinung, dass es mittelfristig einen Handels- und einen Dienstleistungskanal geben wird. Allein durch den Preisverfall ist es objektiv so, dass ein Fachhändler seine Dienstleistung berechnen und davon leben muss. Denn auch wenn die Marge bei traumhaften 20 Prozent läge, würde sich der reine Hardwareverkauf trotzdem nicht lohnen. Wir reden hier von einem Geschäftsmodell, in dem die klugen Fachhändler schon "geswitcht" haben und alle anderen eigentlich nicht davon existieren können.

Hier ein Auszug aus einem Kommentar eines Fachhändlers zu einem Artikel, zur geplanten NBB-Eigenmarke: "Da müsste sich Herr von Wedemeyer schon weit aus dem Fenster lehnen, um den Fachhandel mit ins Boot zu holen. Vorstellbar wäre das vielleicht mit attraktiven Konditionen im Notebook-Bereich. Aber was soll die Diversifizierung bei Notebooksbilliger: erst Store, jetzt Eigenmarken-PCs . . . Für mich sieht das eher nach rückläufigen Margen im Kerngeschäft aus."
von Wedemeyer: Weit aus dem Fenster lehnen würde ich mich nicht, da ich Höhenangst habe. Aber zum Thema: Unser Kerngeschäft sind Notebooks und mobile Endgeräte. Wir leben jedoch vom Experimentieren und agieren schnell am Markt. Für uns wäre es eine völlig absurde Vorstellung, zehn Jahre immer das Gleiche zu machen. Wenn ein Projekt nicht funktioniert, lassen wir es wieder. So arbeiten wir von Anfang an. Der Hauptunterschied ist derzeit jedoch, dass die mediale Aufmerksamkeit zum Thema Eigenmarke sehr viel größer ist als bei den Themen der vergangenen Monate, die sich um Neuerungen in unserem Kerngeschäftsfeld, dem Online-Shop, drehen.

Der Fachhändler hat in seinem Posting auch von möglichen rückläufigen Margen im Kerngeschäft gesprochen. NBB hatte viele Jahre lang regelmäßig positive Quartalsberichte veröffentlicht. Seit längerer Zeit kam dazu keine Meldung mehr.
von Wedemeyer: Ich bin langsam in Erklärungsnot geraten, Geschäftsentwicklungen mit der Kristallkugel begründen zu müssen. Wir veröffentlichen unsere Zahlen im Handelsregister, und jeder kann sie nachlesen. Unsere Umsatzzahlen erreichten 2009 ein schwaches Plus, und in diesem Jahr werden wir deutlich wachsen. Wir hängen auch vom Konsumverhalten und von äußeren konjunkturellen Einflüssen ab, bieten jedoch den Kunden attraktive Produkte zu spannenden Preisen und konnten uns so vom konjunkturell rückgängigen Umfeld im Krisenjahr 2009 mit einem stabilen Umsatzergebnis abheben.

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