Fällt der PC-Markt bald wie ein Kartenhaus zusammen?

08.03.2000
Wurden die mageren PC-Absätze im ersten Quartal noch mit einer zu frühen Cebit oder den Nachwirkungen von Y2K begründet, fällt eine Erklärung für das Q2 schon schwieriger aus. Erste Anzeichen einer Marktsättigung sind jedoch unverkennbar.

Wie gewohnt liefern die beiden führenden IT-Marktforscher in ihren vorläufigen Auswertungen für den PC-Markt im zweiten Quartal leicht unterschiedliche Ergebnisse ab. Doch einig zeigten sich Dataquest und die International Data Corporation (IDC) in dem Punkt, dass eine gewisse Marktsättigung speziell im US-amerikanischen und europäischen Markt unverkennbar ist.

Während unterversorgte Schwellenländer und der wiedererstarkte asiatisch/pazifische Raum weiterhin für eine sehr gute Nachfrage im Markt sorgen, kann die PC-Vorzeigenation USA nicht mehr die gewohnten Steigerungsraten vorweisen. Laut Angaben von Dataquest sind die PC-Verkäufe auf dem nordamerikanischen Kontinent im Q2 nur um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Das weltweite Wachstum lag hingegen bei 18 Prozent. Noch finsterer sieht IDC den US-Markt: Nach ihren Berechnungen hat der Umsatz mit PCs im zweiten Quartal 2000 gegenüber einem weltweiten Absatzanstieg von 15 Prozent gar nur um sieben Prozent zugenommen. Weltweiter Marktführer im PC-Verkauf ist nach wie vor die Compaq Computer Corporation mit einem Marktanteil von 12,8 Prozent (Vorjahr: 13,8 Prozent). Dell nahm wie gewohnt Platz zwei ein und konnte seinen Anteil von 10,7 Prozent im Vorjahr auf 11,5 Prozent steigern. An dritter Stelle liegt Hewlett-Packard mit 7,5 Prozent (Vorjahr: 6,4 Prozent). Die Zahlen wurden von der Nasdaq mit sofortigen Kurseinbrüchen quittiert: Das Kursbarometer an der US-Technologiebörse fiel unter die psychologisch wichtige Stützlinie von 4.000 Zählern.

Deutscher PC-Markt: Neun Prozent müssen reichen

Doch nicht nur der US-amerikanische PC-Markt muss kleinere Brötchen backen, auch im deutschen PC-Geschäft scheinen die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten vorbei zu sein.

Ganz so schlimm wie im ersten Quartal des Jahres, in dem mit 5,3 Prozent der niedrigste Zuwachs seit Jahren erzielt wurde, ist es nicht gekommen. Mit einem Gesamtwachstum von 9,2 Prozent herrscht aber nach wie vor nur gebremster Optimismus bei den PC-Herstellern.

Klarer Marktführer in deutschen Landen bleibt nach Angaben von IDC trotz einem 7,5-prozentigen Einbruch der Retail-Spezialist Fujitsu Siemens mit 365.176 verkauften Rechnern bei einem Marktanteil von 23 Punkten. Compaq belegt mit einem Anteil von 14,6 Prozent (175.916 Stück) mit deutlichem Abstand Rang zwei, wuchs dabei aber immerhin um 22,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Maxdata schloss das Q2 mit einem Marktanteil von sechs Prozent, knapp gefolgt von IBM mit 5,4 und Hewlett-Packard mit 5,3 Prozent.

Betrachtet man den gesamten Bereich Emea (Europa, Mittlerer Osten, Afrika), dann sieht IDC in einer vorläufigen Prognose ein Wachstum von 9,6 Prozent im Vergleich zu 1999. Besonders im April und Mai sei eine Zurückhaltung der Unternehmenskunden zu spüren gewesen. In dieser Region belegt FSC mit einem Marktanteil von 8,9 Prozent nur den dritten Rang. Davor hält sich Dell (9,1 Prozent), und Compaq belegt, so wie im weltweiten Vergleich, Platz eins mit 16,9 Prozent.

Fazit: Zwar gibt es keinen Grund zur Panik, trotzdem stellt sich die Frage, ob man sich hierzulande von den bisher gekannten Wachstumszahlen im PC-Business nicht verabschieden muss. Neben einer festzustellenden Sättigung wildern zunehmend andere Produktgruppen im angestammten PC-Revier. Dazu gehören beispielsweise Handhelds, WAP-Handys, Settop-Boxen oder in naher Zukunft mit Sicherheit auch Spielekonsolen. Insofern setzen Anbieter und Analysten auf Firmenkunden, die dann hoffentlich ihre betagten Rechner durch schnellere ersetzen, um dem leistungshungrigen Windows 2000 gerecht zu werden. (akl)

www.dataquest.com; www.idc.com

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