Der Begriff "Familienunternehmen" hat sich in der Bevölkerung als Marke etabliert. Zugleich genießen familiengeführte Unternehmen in einigen Bereichen mehr Vertrauen als börsennotierte Firmen. Vor allem große Familienunternehmen werden als kompetent und auf globale Herausforderungen vorbereitet eingestuft, zeigt das Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) http://www.wifu.eu in einer aktuellen Erhebung. Zudem werden mittelständische familiengeführte Konzerne als besonders mitarbeiterorientiert angesehen, auch Standorttreue und Stabilität wird ihnen zugeschrieben. Verstößt ein Familienunternehmen gegen moralische Standards, kann es dadurch jedoch mehr Schaden nehmen als börsennotierte Betriebe.
"Interessanterweise wurden noch vor wenigen Jahren Familienunternehmen eher als altmodisch und als Auslaufmodell beschrieben. Heute wird Familienunternehmen - so unsere Studie - großes Vertrauen entgegengebracht. Vielleicht weil sie der 'Wirtschaft ein Gesicht geben', wie die Nordrhein-Westfälische Wirtschaftsministerin Christa Thoben gern sagt", erklärt Arist von Schlippe, Akademischer Direktor des WIFU, auf Nachfrage von pressetext. Das Image von Familienunternehmen sei demnach in den letzten Jahren deutlich besser geworden. Laut Berechnungen des WIFU wird mehr als die Hälfte der deutschen Bruttowertschöpfung in Familienunternehmen erbracht, rund 70 Prozent aller Arbeitsplätze sind in diesen Betrieben zu finden. Ein großes Familienunternehmen, das derzeit für Schlagzeilen sorgt, ist etwa Schaeffler, das ein Übernahmeangebot für den Reifenhersteller Continental vorgelegt hat. Aber auch Porsche, Otto oder Oetker sind Familienunternehmen, die sich zu einer starken Marke entwickelt haben.
Obwohl der Begriff Familienunternehmen langsam Markenstatus gewonnen hat, wird das Potenzial dieses Vorteils in der Markenstrategie der Unternehmen noch nicht ausgeschöpft. "Bislang wird die Karte 'Familienunternehmen' nur relativ selten ausgespielt", so Schlippe. Werden moralische Standards verletzt, ist der Vertrauensverlust bei Familienunternehmen in der Bevölkerung jedoch nicht nur nachhaltig, sondern auch größer als bei börsennotierten Unternehmen, sagt Schlippe. "Familienunternehmen werden sehr genau beobachtet. Da man in sie große Hoffnungen setzt, ist der 'Absturz' umso tiefer. Bei den großen Publikumsgesellschaften scheint die Erwartung ohnehin sehr negativ zu sein, da gibt es dann sozusagen nichts mehr zu enttäuschen."