Apple ein Jahr ohne Steve Jobs

Fan-Nostalgie und Milliardenflut

28.09.2012
"Mit Steve Jobs wäre das nicht passiert!", lautet das Leitmotiv vieler Kommentare zu Apples Fehlstart mit seinem fehlerbehafteten eigenem Kartendienst. Selbst die seriöse "New York Times" ließ sich zu der Frage hinreißen, ob der legendäre Firmengründer wohl die falschen Adressen-Markierungen und zerknüllten 3D-Bilder toleriert hätte. Dies aktuelle Debatte um den seltenen Apple -Fehltritt belegt, wie groß die Jobs-Nostalgie ein Jahr nach seinem Tod ist - und dass Erinnerung verklärt: Denn auch unter dem "iGod" lief bei weitem nicht alles rund.
Foto: apple.com
Foto: apple.com
Foto:

"Mit Steve Jobs wäre das nicht passiert!", lautet das Leitmotiv vieler Kommentare zu Apples Fehlstart mit seinem fehlerbehafteten eigenem Kartendienst. Selbst die seriöse "New York Times" ließ sich zu der Frage hinreißen, ob der legendäre Firmengründer wohl die falschen Adressen-Markierungen und zerknüllten 3D-Bilder toleriert hätte. Dies aktuelle Debatte um den seltenen Apple -Fehltritt belegt, wie groß die Jobs-Nostalgie ein Jahr nach seinem Tod ist - und dass Erinnerung verklärt: Denn auch unter dem "iGod" lief bei weitem nicht alles rund.

So versiebte Apple 2008 den Start des Online-Speicherdienstes MobileMe durch massive technische Probleme. Der für seine Wutausbrüche berüchtigte Jobs tobte und tauschte die Führung des MobileMe-Teams aus. Zwei Jahre später folgte das "Antennagate": Vor allem US-Nutzer klagten massenhaft über Empfangsprobleme beim iPhone 4 mit der ungewöhnlichen Design-Lösung, die Antennen in einem Metallring an der Außenkante unterzubringen.

Damals dauerte es gut drei Wochen, bis Apple auf die wie ein Schneeball anwachsende Kritik reagierte: Jobs lud zu einer Pressekonferenz, in der er das iPhone verteidigte, angebliche Schwächen von Konkurrenzgeräten anprangerte und aufgeregte Kunden mit einer kostenlose Schutzhülle für das iPhone besänftigte. Bei den aktuellen Karten-Problemen reagierten die Jobs-Nachfolger viel schneller. Apple gelobte schon nach einem Tag Besserung.

Diese größere Offenheit ist der auffälligste Unterschied zwischen dem Apple der Jobs-Ära und der Handschrift seines Nachfolgers Tim Cook. Nach abermaligen Vorwürfen der Ausbeutung chinesischer Arbeiter beim Auftragsfertiger Foxconn ließ der Konzern erstmals externe Prüfer in die Betriebe und veröffentlichte eine Liste aller Zulieferer. Der Austritt aus einem Umweltsiegel wurde schnell wieder zurückgenommen. Und die Aktionäre bekommen die langersehnte Dividende, die Jobs ihnen immer verweigert hat - angesichts des auf rund 120 Milliarden Dollar angewachsenen Geldberges war die bisherige Knausrigkeit allerdings auch immer schwerer zu erklären.

Tim Cook scheint also ganz nach dem letzten Geheiß seines Mentors zu agieren: "Bloß nicht sich die Frage stellen, was würde Steve tun." Der Bruch mit scheinbaren bisherigen Dogmen geht bis in technische Details: Das iPhone 5 bekam nach fünf Jahren erstmals einen größeren Bildschirm, für die nächsten Wochen wird mit einem kleineren iPad-Modell gerechnet, während Jobs die Geräteklasse einst als "Totgeburt" abgestempelt hatte.

Zur Startseite