Apple ein Jahr ohne Steve Jobs

Fan-Nostalgie und Milliardenflut

28.09.2012

Alles noch beim Alten?

Und doch schwebt der Geist des Übervaters immer noch über allem, was Apple heute tut: Die wichtigen strategischen Weichen - iPhone, iPad, Mac-Design, der Online-Speicher iCloud als Herzstück der Apple-Welt - sind alle noch unter Jobs gestellt worden. Die erste große eigene Innovation oder der erste große Fehler von Cook und seiner Mannschaft muss erst noch kommen.

Als solche ultimative Bewährungsprobe zeichnet sich der Vorstoß ins Fernsehgeschäft ab. Seit vielen Monaten wird über den ersten Apple-Fernseher spekuliert. Aber immer noch scheint das Ausbleiben eines Inhalte-Deals mit den mächtigen US-Kabelbetreibern ein Bremsklotz zu sein. Schon der charismatische Jobs hatte jahrelang vergeblich versucht, ihre Blockade zu brechen - und das Fehlen seines berühmten "realitätsverbiegenden Kraftfelds" sei für jetzt noch das größte Handicap, urteilte etwa ein Kommentator im "Wall Street Journal". Cook sei ein starker Manager - aber eben kein Steve Jobs.

Jobs war der Mann, der Apple mit einer einzigartigen Serie von Innovationen aus der Beinahe-Pleite auf den Industrie-Olymp beförderte. Er überzeugte im Vorfeld des Starts von iTunes persönlich Musiker wie Bono von U2 oder Neil Young, ihre Scheu vor der Digitalisierung der Musik abzulegen und ihre Songs für den Apple-Musikladen zur Verfügung zu stellen. Legendär ist auch die Geschichte, wie er den US-Konzern Corning dazu brachte, binnen weniger Monate die Produktion einer völlig neuen Glassorte für das iPhone auf die Beine zu stellen.

Der 51-jährige Cook versucht ganz bewusst nicht, Steve Jobs zu imitieren. Die Präsentation des iPhone 5 Anfang September wäre seine Chance gewesen, voll ins Rampenlicht zu treten - das Vorgängermodell hatte Cook noch als Interimschef vorgestellt, Jobs starb einen Tag später an den Folgen seines langjährigen Krebsleidens. Doch Cook hielt sich weiter zurück und überließ erneut viel Raum seinen Top-Managern wie Marketing-Mann Phil Schiller. Die Botschaft: Das neue Apple wird von einem Team statt einer einzelnen Lichtgestalt geführt. "Ich vermisse Steve jeden Tag", bekannte Cook im Mai in einem der seltenen Interviews. Aber jetzt bestimmt er die Regeln in Cupertino. dpa/(bw)

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