Das bietet der neue Cloud-Marktplatz

FAQ zur Deutsche Börse Cloud Exchange

Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Welche Preismodelle gibt es?

Die DBCE bietet die beiden Vertragstypen "Pay as you go" und "Fixed End" an. Beim Pay-as-you-go-Verfahren stehen die Ressourcen sofort zur Verfügung, abgerechnet wird im Stundentakt nach Ressourcenverbrauch, sobald die VM hochgefahren ist.

"Fixed End" sieht dagegen die Buchung von Ressourcen für einen bestimmten Zeitraum (etwa die Dauer eines Projekts) vor. Hier muss gezahlt werden, egal ob die Ressourcen genutzt werden. Ein Vorteil dieser Variante besteht darin, dass Kunden vorab herausfinden können, zu welchen Konditionen sie Ressourcen wann und bei welchem Provider zu den günstigsten Bedingungen buchen können.

Wird die DBCE ein Marktplatz, auf dem Cloud-Provider vor allem ihre Überkapazitäten loswerden wollen?

Zum Teil, ja. Andererseits bietet sich für Cloud-Provider die Chance, hier einen neuen Sales-Channel zu eröffnen, den sie vorher nicht bedienen konnten. Sie stellen einen Teil ihres Data Center explizit der DBCE zur Verfügung und bauen darauf ein Public-Cloud-Angebot auf. Der Vorteil: Sie müssen sich um Aufgaben wie die Gestaltung eines ansprechenden Benutzer-Frontends, Billing oder den First-Level-Support (inkl. Ticketing-System) nicht kümmern. Für die Rechnungslegung etwa hat die DBCE eigens einen standardisierten Prozess geschaffen. Wie die DBCE argumentiert, sollten sich diese Shared Services positiv in den Costs per Order der Provider niederschlagen.

Wie erhalten Provider die Zulassung zur DBCE (Onboarding)?

Hier gibt es einen zweistufigen Prozess. Die DBCE hat ein Team, das sich mit der technischen Evaluation beschäftigt. Es arbeitet mit einer dedizierten Settlement-Software, die oberhalb des Cloud-Stacks des Providers (idealerweise eine OpenStack-Infrastruktur) installiert wird. Allerdings sind Setup und Infrastruktur bei jedem Provider unterschiedlich, so dass die Anbindung an den Marktplatz meistens nicht ganz trivial ist. Im ersten Schritt wird das Team herausfinden, wie groß der Aufwand ist, um dann weitere Schritte einzuleiten.

Neben diesem "Bits-und-Bytes-Check" gibt es einen zweiten Schritt: den prozessual-operativen Check. Hier stützt sich die DBCE auf die Mithilfe des TÜV Rheinland, der standardisiert prüft wie die Provider prozessual aufgestellt sind und ob sie überhaupt dauerhaft und in der nötigen Qualität liefern können.

Wird auch die Finanzsituation der Provider geprüft?

Ja, aber die technische Kontrolle hat derzeit Vorrang vor der finanziellen. Die DBCE setzt auf Provider mit einer gewissen Größe und Professionalität, kann aber die Solvenz nur zu einem bestimmten Grad prüfen, da die Dienstleister unterschiedlichen Rechtsformen mit unterschiedlichen Publizitätspflichten unterliegen.

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Können Kunden festlegen, aus welchem Land sie Ressourcen beziehen wollen?

Ja. Die Plattform ist zunächst auf Kontinentaleuropa beschränkt. Über einen Filtermechanismus lassen sich die "Governing Regions" einstellen, so dass sich beispielsweise nur Anbieter aus Deutschland, aus der EU oder aus anderen europäischen Ländern anzeigen lassen. Die Governing Regions sind auf der Website gut sichtbar und dienen als eines von vielen Filterkriterien.

Governing Region Deutschland bedeutet, dass der Provider ein deutsches Unternehmen ist, sein RZ in Deutschland betreibt und alle Parteien mit Root-Zugriff in Deutschland sitzen. US-Anbieter, die ein Rechenzentrum in Deutschland betreiben und auch die Administration hier ansiedeln, werden beispielsweise nicht unter "Governing Region Germany" erscheinen.

Wie funktioniert die Vertragsgestaltung?

Grundsätzlich schließen die Kunden Standardverträge mit den Providern ab, in denen Leistungen und Governing Regions vereinbart sind. Das soll den Kunden Sicherheit garantieren. In Streitfällen sieht sich die DBCE als Vermittler im Zentrum, der Zugang zu verschiedenen Datenpunkten hat. Kommt es zu Problemen, kann die DBCE unter Umständen erkennen, ob die Ursachen auf Provider- oder Kundenseite liegen und entsprechend vermitteln.

Gibt es Zugangsvoraussetzungen für die Nutzung der DBCE als Cloud User?

Nutzer benötigen eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer und müssen eine Kreditkarte hinterlegen.

Können auch große Anwender ihre RZ-Überkapazitäten an der DBCE vermarkten?

Theoretisch können Konzerne, die auf Provider-Niveau Rechenzentren betreiben, über die DBCE anbieten. Laut DBCE-CTO Maximilian Ahrens unterscheiden sich allerdings die Strukturen echter Provider von denen der Privatunternehmen mit internen Kunden auf der Prozessebene signifikant. Ein DAX-Konzern, der als Provider auftreten will, hat demnach höhere Hürden zu nehmen als ein kommerzieller RZ-Betreiber. Entsprechende Gespräche soll es dennoch geben.

Welche Partner hat die DBCE jenseits der Cloud-Provider?

Die DBCE hat gemeinsam mit der Dresdner solid-serVision die ServiceNow-Plattform in den Marktplatz integriert. ServiceNow-Anwender können so Infrastruktur aus dem Marktplatz einfacher in ihr IT-Service-Management einbetten - genauso wie sie bereits AWS-Ressourcen oder Private-Clouds auf Basis von VMware-Technologie integrieren können.

Auch mit der Fritz & Macziol Group arbeitet die DBCE zusammen. Für seine Kunden übernimmt das Systemhaus die Anbindung an den Marktplatz und berät sie beim Einkauf von Ressourcen.

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