Fast Multimedia zeigt, wie Video-Bearbeitung funktionieren sollte

27.01.2000
Vor gut einem Jahr testeten wir den "DV Master Pro" von Fast (siehe ComputerPartner 23/98, Seite 68). Das äußerst leistungsfähige Videoschnitt-Paket für knapp 5.800 Mark bekommt mit dem "DV.now" nun Konkurrenz im eigenen Haus - und das geradezu auf Sonderpreis-Niveau.

Neben der PCI-Bus-Masterkarte gibt die stabile Verpackung nach dem Öffnen ein fünfsprachiges Handbuch, den "Video Pocket Guide" mit Tipps zum richtigen Filmen, die Installations-Software sowie DV- und S-Video-Kabel und die Garantie-Unterlagen preis. Dazu kommt noch die Schnitt-Software "Premiere" von Adobe in der Version 5.1 LE, auf die wir im Test jedoch nicht näher eingehen. Zwar ist sie wichtiger Bestandteil des Paketes, jedoch kommt sie von einem Fremdanbieter und ist schon seit geraumer Zeit auf dem Markt.

Finger weg für Laien

DV.now ist ein Produkt wie es sich das Händlerherz wünscht. Der Hersteller weist in Handbuch und auf allen möglichen Schutzfolien und Beipackzetteln darauf hin, dass der Einbau der Karte unbedingt dem Fachmann überlassen werden sollte. Nicht, dass Einbau und Installation über die Maßen problematisch wären, erfordern sie aber doch sehr gute PC-Kenntnisse und ein solides Grundwissen in puncto Video-Technik.

Bei den Hardware-Anforderungen sollte der geschulte Verkäufer wissen, dass mit DV.now unter einem 300-MHz-Pentium-II-Rechner mit 64 MB Arbeitsspeicher und installiertem Windows 98/NT 4.0 sowie einer großzügig dimensionierten Festplatte für das Video-Material (zehn Minuten Film benötigen etwa ein Gigabyte Speicherplatz) nichts zu wollen ist. Das Produkt arbeitet ausschließlich mit DV- und Digital-8-Geräten zusammen, die außerdem über eine I-Link-Schnittstelle verfügen müssen. Bei Camcordern muss diese zusätzlich auch als Eingang zur Aufnahme des fertigen Filmes freigeschaltet sein.

Der Blick ins Handbuch sei auch erfahrenen Schnittkarten-Installateuren nahegelegt. Nach dem Einbau des Boards müssen nämlich die automatische Installation von Windows 98 für den OHCI-kompatiblen "Texas-Instruments-Host-Controller" und das "PCI-Mutimedia-Device" manuell vom Benutzer abgebrochen werden. Dieser Vorgang wird im Handbuch genauestens beschrieben. Dann erfolgt die Installation von Adobe Premiere und der DV.now-Software. Nach einem Rechner-Neustart werden nämlich die richtigen Treiber und Einstellungen automatisch in die Systemsteuerung übertragen. Dazu kommt, dass die Karte einen eigenen Interrupt und Speicherbereich für sich beansprucht.

Nach der Arbeit kommt das Vergnügen

Zu den zeitaufwändigsten Beschäftigungen bei der Video-Bearbeitung gehört das Sichten des Rohmaterials. Um diesen Vorgang so einfach und praktikabel wie möglich zu gestalten, hat der Hersteller ein eigenes Tool mit der Bezeichnung "Fast Forward" entwickelt.

Wer auf die allerletzten Details verzichten kann, dem liefert die Overlay-Darstellung der Software dabei auch ohne zusätzlichen Video-Monitor eine annähernd ruckelfreie und farbechte Darstellung der Sequenzen. Ansonsten sind die Hauptfunktionen in einzelne Module unterteilt. Je nach Bedarf lassen sich diese auf dem Bildschirm als einzelne Fenster aktivieren. Die Anfangs- und Endpunkte der einzelnen Sequenzen des Rohmaterials werden per Mausklick in das "Clip-Fenster" übernommen und können anschließend in einem Rutsch vom Band auf die Festplatte übertragen werden (Fachbegriff: "Batch Capturing"). Das bildgenaue Anfahren der einzelnen Stellen wird dabei von der Software vollautomatisch übernommen. Per Drag & Drop können die Szenen dann in der Reihenfolge sortiert, mit Kommentaren versehen und feinjustiert werden. Ein nennenswertes Feature in diesem Zusammenhang ist die "Instant-Save"-Funktion. Sie sorgt dafür, dass jeder Bearbeitungsschritt in einem Projekt automatisch gespeichert wird. So können die zuletzt durchgeführten Arbeitsschritte durch Systemabstürze oder Stromausfälle nicht verloren gehen. Was den Ton betrifft, muss sich der Anwender um nichts kümmern, da dieser bei Digital-Video automatisch mit dem Bild mitdigitalisiert wird. Leider hat Fast (im Gegensatz zum Versprechen im Handbuch) darauf verzichtet, den Originalton über die PC-Soundkarte auszugeben. Dies lässt sich aber über einen Trick umgehen: Per Kabel wird einfach der Audio-Ausgang des Zuspielgerätes mit dem Soundkarten-Eingang verbunden - schon hat man die gewünschte Tonkontrolle.

Für Video-Schnitt-Anfänger gibt es den "Fast Wizard", welcher Schritt für Schritt durch die einzelnen Funktionen führt und diese ausführlich erklärt. Profis können dagegen alle wichtigen Funktionen auch mit Tastatur-Kombinationen aufrufen, was ein schnelleres Arbeiten ermöglicht.

Als ebenfalls praktisch erweist sich außerdem die "Photo Camera". Wie sich anhand des Namens schon erahnen lässt, kann über diese Funktion ein Standbild im Bitmap-Format erzeugt werden. Die Quelle kann laut Handbuch ein digitalisierter Clip oder ein am digitalen Eingang der Karte anliegendes Signal sein. Im Test verweigerte die Software jedoch standhaft, ein Live-Bild vom angeschlossen DV-Camcorder zu speichern. A propos Handbuch: Es beschreibt mit verständlichen Worten die Installation und Funktionsweise von DV.now und wartet mit anschaulichen Fotos sowie einem Stichwortregister auf. Schade, dass dem Anwender bei der Adobe-Software nicht das Gleiche widerfährt. Er ist hier ausschließlich auf die Online-Hilfe der Software angewiesen.

Im Vergleich zum (weiterhin erhältlichen) DV Master Pro muss sich der jüngste Spross von Fast keinesfalls verstecken. Zwar bietet der große Bruder mit der Software "Speed Razor" und der Vollversion von Uleads "Media Studio Pro" zwei absolute Hochleistungs-Werkzeuge zur Bild- und Tonbearbeitung und verfügt außerdem über eine separate Breakout-Box zur Ein-/Ausgabe von analogem Video und Betacam-Signalen, für den Hobby-Anwender ist das aber weit übertrieben. Wer ausschließlich die Filme seines Digital-Camcorders schnell, komfortabel und in hoher Qualität bearbeiten möchte, ist mit DV.now bestens bedient.

Eine Eins für den Händler-Support

Was die Unterstützung des Handels anbetrifft, gehört Fast schon seit Jahren zu den Vorzeige-Unternehmen in der IT-Branche. So gehörte das Unternehmen zu den ersten, die ihren Partnern regelmäßig (und detailliert) gebietsspezifische Leads zu Kundenanfragen zugesendet haben. Besonders wichtig bei Problemen am Kundenrechner ist eine kostenlose, kompetente und vor allem erreichbare Support-Hotline. In allen drei Punkten ist Fast mustergültig. Regelmäßige Newsletters speziell mit händlerrelevanten Inhalten, Demo-Geräte zu Sonderpreisen sowie Angebote für Hausmessen oder Roadshows runden das Programm ab. (akl)

<b>Kurzgefasst</b>

Mit DV.now ist Fast Multimedia ein rundum gelungener Wurf gelungen. Das Paket aus DV-Schnittkarte und attraktivem Software-Bundle setzt in seiner Preisklasse Maßstäbe und lässt sich bedenkenlos an Video-Anfänger und auch fortgeschrittene Filmer verkaufen. Zudem zeigen die Münchener, was in puncto Händler-Unterstützung machbar ist und wie ein ordentliches Handbuch aussehen sollte.

Anbieter:

Fast Multimedia AG

Postfach 21 01 07

80671 München

www.fastmultimedia.de

Preis:

VK: 1.199 Mark

EK: zirka 1.015 Mark

alle Preise inklusive Mehrwertsteuer

Vertrieb/Distributoren:

Actebis, Computer 2000, Ingram Macrotron

Wertung:

Gerät: 1

Software: 1-2

Handbuch: 1

Lieferumfang: 1-2

Ease-of-Use: 2

Händler-Support: 1

CP-Tip: 1

(Bewertung nach Schulnoten)

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