"Fataler Spruch": EP-Chef Haubrich rügt Saturn-Slogan

27.02.2003
EP-Chef Hartmut Haubrich verbreitet Optimismus: Seine Verbundgruppe hat dem Krisenjahr 2002 ein kleines Umsatzplus abgerungen, auch 2003 soll es Wachstum geben. Weniger Freude macht ihm hingegen der "Geiz ist geil"-Slogan von Saturn: Er führe die Verbraucher in die falsche Richtung.

"Electronic-Partner hat trotz der großen Kaufzurückhaltung der Konsumenten seine starke Marktposition behauptet." Dies bekräftigte Hartmut Haubrich, Vorsitzender der Geschäftsführung, vergangene Woche auf der EP-Jahresveranstaltung in Düsseldorf. 6.000 Fachbesucher und Mitglieder aus ganz Europa waren gekommen, um den Ausführungen des EP-Chefs zu lauschen. Er machte ihnen trotz rückläufiger Märkte Hoffnung auf ein erfolgreiches Jahr: "Die mit EP verbundenen leistungsstarken und zukunftsorientierten mittelständischen Unternehmen werden auch im Jahr 2003 in Europa weiter an Marktbedeutung gewinnen", so der Manager selbstbewusst.

Wachstum gab es vor allem in den Nachbarländern

Tatsächlich hat die EP-Gruppe, die sich unter anderem auf Kooperationen mit dem Media-Fachmarkt Medimax, der Systemhauskette Comteam und auf EP-Fachhandelsgeschäfte stützt, auch 2002 wieder zugelegt. Rekordzahlen wie in den vergangenen Jahren konnte man aufgrund des schwierigen konjunkturellen Umfelds diesmal zwar nicht vorweisen, aber immerhin ein Plus von 1,9 Prozent. Insgesamt haben die in zwölf europäischen Ländern tätigen Mitglieder im vergangenen Jahr 5,665 Milliarden Euro umgesetzt. Der Zentralumsatz (Einkaufsvolumen der EP-Mitglieder über die Zentrale, Lagergeschäft plus Vermittlungsgeschäft) lag bei 2,646 Milliarden und damit bei einem Plus von 2,1 Prozent.

Allerdings waren vor allem die Mitglieder und Tochtergesellschaften in den Nachbarländern für das Wachstum verantwortlich: So stiegen der Zentral- und der Mitgliederumsatz außerhalb Deutschlands um 5 beziehungsweise 4,5 Prozent. Hierzulande musste man hingegen mit einem Zentralumsatz von 1,151 und einem Mitgliederumsatz von 2,475 Milliarden Euro jeweils ein leichtes Minus von 2,7 beziehungsweise 2,8 Prozent verbuchen.

Damit hat sich der Umsatzanteil außerhalb Deutschlands von 23,5 Prozent auf 24,9 Prozent weiter erhöht. Haubrich geht davon aus, dass sich der Trend aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage und vor allem wegen der negativen Stimmung in Deutschland weiter fortsetzen wird. Für die EP-Gruppe selbst ist das jedoch kein Problem: "Der Anteil und die Bedeutung der Mitglieder außerhalb Deutschlands wachsen kontinuierlich. Electronic-Partner ist damit die bei weitem 'europäischste' Kooperation der Branche", so der EP-Chef.

Im CE-Markt droht weiteres Minus

Haubrich rechnet damit, dass die Lust der Verbraucher auf Neukäufe von Unterhaltungselektronik, Telekommunikation und Computern auch in diesem Jahr weiter zurückgehen wird. Die Stimmung sei nicht zuletzt wegen des drohenden Irak-Krieges weiter negativ, so Haubrich. Seiner Meinung nach kann die Branche erst mittelfristig auf eine Erholung und Trendwende hoffen. "Die Weltwirtschaftslage ist und bleibt unverändert schwierig, ein Durchbruch ist derzeit nicht in Sicht - ein Traumtänzer, wer anderes sagt", so Haubrichs nüchterne Betrachtung.

Für den Gesamtmarkt Consumer Electronics erwartet EP 2003 einen Umsatzrückgang von rund zwei Prozent, im vergangenen Jahr lag das Minus nach EP-Schätzungen bei 2,5 Prozent. Zwar habe der Markt bei Neuheiten wie DVD-Spielern sowie Plasma- und LCD-Fernsehern einen rasanten Zuwachs verbuchen können, doch dem sei ein ebenso rasanter Preis- und Margenverfall gegenübergestanden, erklärt Haubrich: "Der Zyklus des Preisverfalls ist deutlich schneller geworden." Auch der Markt für Informationstechnologie sei von kurzen Innovationszyklen und Sättigungstendenzen geprägt.

Mit Unverständnis reagiert der EP-Chef in Zusammenhang mit der Entwicklung auf den Slogan "Geiz ist geil" der Saturn-Media-Märkte: "Das ist ein fataler Spruch, der die Einstellung der Verbraucher in die falsche Richtung treibt und zugleich der wirtschaftlichen Solidität schadet", kritisiert Haubrich.

Wachstum geplant, Zukäufe nicht ausgeschlossen

Trotz der schwierigen Marktlage sieht sich die EP-Verbundgruppe aber weiter gut im Geschäft und rechnet wieder mit Zuwächsen: "Wir haben keinen Grund zu Resignation", sagte Haubrich, der sich darüber freut, dass EP dem von Konsumflaute gezeichneten zurückliegenden Jahr ein leichtes Plus abtrotzen konnte. Für 2003 erwartet er ein Gruppen-Umsatzplus von einem Prozent. Der EP-Marktanteil von zuletzt 8,5 Prozent soll dabei stabil bleiben: "Electronic-Partner wird wiederum keine Marktanteile verlieren - weder in noch außerhalb Deutschlands." Mittelfristig erwartet Haubrich hier sogar weiteres Wachstum: "EP wird Gewinner des anhaltenden Konzentrationsprozesses im Handel sein."

Bis 2010 will der EP-Chef den Umsatz seines Unternehmens sogar um rund 50 Prozent gegenüber 2002 ausbauen. Zum geplanten Wachstum könnten mögliche Zukäufe beitragen: Wie Haubrich bestätigt, ist man derzeit mit dem Karstadt-Konzern im Gespräch. Verhandelt wird die mögliche Übernahme von acht defizitären Filialen der Schaulandt-Märkte. Die sollen nach ihrer Eingliederung in die EP-Gruppe 80 Millionen Euro Jahresumsatz bringen.

Ob der Deal über die Bühne geht, wird voraussichtlich in zwei bis drei Wochen entschieden. Mit einer Eigenkapitalquote von 25 Prozent fühlt sich die Verbundgruppe für Akquisitionen auf jeden Fall gut gerüstet und will mögliche Verhandlungen mit anderen Firmen nicht ausschließen: "Wir sind mit allen im Gespräch, die mit uns ins Gespräch kommen wollen."

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ComputerPartner-Meinung

Rekordzuwächse bei den Umsatzzahlen sind auch bei EP nicht mehr drin, dennoch entwickelt sich die Verbundgruppe gegen den Markttrend weiter positiv. Die stabile Lage hat man sicherlich auch der bodenständigen Leitung von Hartmut Haubrich zu verdanken. Der EP-Chef lässt sich eigentlich nie zu unrealistischen Boom-Prognosen hinreißen. Weshalb man davon ausgehen kann, dass er heute schon genau geplant hat, wie er bis 2010 sein 50-Prozent-Plus erreichen kann. (mf)

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