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15.08.2002
Auf das Antwortschreiben von IBM-Personalchefin Dr. Julia Wiemerslage zum offenen Brief in ComputerPartner 29/02 warteten wir vergeblich. Eigentlich war es für die Ausgabe 31/02 zugesagt, doch kurz vor Redaktionsschluss erhielten wir eine Absage. Jetzt erreichte uns doch noch folgendes Schreiben aus Stuttgart:

Sie haben ganz Recht, sicher war den Steinzeitmenschen das Erlegen einer fetten Beute erheblich wichtiger als das gemeinsame Jagderlebnis mit sympathischen Kollegen. Aber schließlich ging es damals auch ums Überleben. (Allerdings gibt es keine verlässlichen Daten oder authentischen Aussagen von Zeitgenossen, da das von Ihnen beklagte Umfrageunwesen in jener Zeit noch nicht um sich gegriffen hatte.)

Sie haben natürlich auch Recht, dass ein Arbeitsloser ganz andere Prioritäten setzen wird als ein Jobinhaber oder ein Bewerber, der aus verschiedenen Jobs aussuchen kann. Deshalb dürfen wir auch bei der Beurteilung von Umfragen nicht Äpfel mit Birnen vergleichen; der Aussagewert einer Umfrage bezieht sich immer nur auf die befragte Zielgruppe.

Für uns als relativ großes Unternehmen sind Umfragen eine wichtige Informationsquelle. Dabei wird in den Umfragen unter Beschäftigten, aber auch in Gesprächen mit Bewerbern und mit jungen Hochschulabsolventen in der Tat immer wieder hervorgehoben, dass Themen wie herausfordernde Tätigkeit, Betriebsklima, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und Balance zwischen Berufs- und Privatleben ebenso wichtig oder wichtiger sind als das Einkommen.

Dies mag daran liegen, dass wir uns heute an ein sehr hohes soziales Niveau gewöhnt haben und daher Beschäftigte eine adäquate Bezahlung eher schon als selbstverständlich ansehen. Deshalb beurteilen sie Arbeitgeber danach, was neben dem Gehalt an zusätzlichen attraktiven Beschäftigungsbedingungen geboten wird.

Wir als Arbeitgeber möchten genau verstehen, was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert, um eine verlässliche Grundlage für neue Personalprogramme zu haben. Deshalb befragen wir sie und verwenden die Ergebnisse unter anderem als Basis für die Entwicklung neuer zukunftsweisender Programme. So haben die Beschäftigten von IBM in Umfragen zum Beispiel den Wunsch nach größerer Flexibilität und größeren Freiräumen geäußert. Dies war Anlass für uns, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Anwesenheitspflicht am Arbeitsplatz zu entbinden, ihnen weit gehende Freiheit bei der Gestaltung der Arbeitszeit zu geben und sie mit der Möglichkeit zum mobilen Arbeiten auszustatten. Dass wir damit nicht so falsch liegen, zeigt die im Vergleich zum Wettbewerb extrem niedrige Fluktuationsrate sowie die hohe Mitarbeiterzufriedenheit. Mehrfach wurde IBM auch un- ter IT-Studenten als einer der beliebtesten Arbeitgeber genannt.

Fazit: Umfragen sind nicht alles - sprich die einzige Informationsquelle - aber sie sind für uns wichtig, um schnell und repräsentativ die Meinung und Wünsche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kennen und zu erkennen.

Dr. Julia Wiemerslage, Geschäftsführerin IBM Deutschland GmbH, Stuttgart

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